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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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alles zu unterbreiten.
    Granny Sterling ergriff ihre Hand, als wüsste sie um Violets plötzliche Unsicherheit. „Manchmal ist nur ein wenig Liebe nötig“, erklärte sie versöhnlich. „Gewiss braucht der Earl nur einen Menschen, der zu ihm steht. Ganz gleich, was er durchleidet, auch ein Mann von Stand ist letztendlich ein fühlendes Wesen. Schenkt ihm Liebe und Zuneigung. Mehr ist nicht nötig.“ Sie erhob sich. „Ihr habt Allegra lange genug warten lassen. Zudem bin ich eine alte Frau. Sicher habt Ihr Verständnis, dass ich nun ruhen muss.“
    Die alte Frau schlurfte zur Tür und öffnete sie.
    „Granny Sterling“, protestierte Violet. „Ihr könnt mich nicht einfach fortschicken! Der Earl und seine Gesundheit …“
    „Meine Hilfe ist in dieser Angelegenheit nicht nötig. Ihr werdet herausfinden, was ihm hilft.“
    Die Greisin legte ihre Hand auf Violets Rücken, schob sie hinaus und schlug die Tür hinter ihr zu. Derart hinauskomplimentiert, stand Violet vor der Hütte. Allegra war nirgendwo zu entdecken.
    „Allegra?“ Suchend blickte sie sich um. Allegra blieb verschwunden, sodass Violet angestrengt lauschte, während sie gleichzeitig umherblickte. Schließlich glaubte sie, in den Büschen etwas Graues zu entdecken. Gemurmel erklang.
    „Allegra?“ Violet näherte sich langsam, da stürzte Allegra förmlich aus dem Unterholz. Hektische rote Flecken lagen auf ihren Wangen. Sie lachte verlegen, und die Art, wie sie ihre geschwollenen Lippen berührte, verriet Violet, dass Allegra und Clark nicht nur geredet hatten.
    Violet unterdrückte ein Seufzen. „Sei bitte vorsichtig, Allegra.“ Sie erinnerte sich an das wutverzerrte Gesicht Clarks, das sie vor einer Weile in der Bibliothek beobachtet hatte.
    Allegra wurde flammend rot und nickte schroff.
    Violet legte ihre Hand auf ihren Unterarm. „Ich bin nur um dein Wohlergehen besorgt.“
    „Du musst dir keine Sorgen machen, Clark tut keiner Fliege etwas zuleide“, erwiderte Allegra. „Er täte nie etwas gegen meinen Willen.“
    Genau das befürchtete Violet. Dass Allegra unter den sanften Küssen und Liebeschwüren jegliche Vernunft vergaß und sich Clark hingab. Dass dies eines der Dinge war, die Violet in Bezug auf Allegra und Clark argwöhnte, behielt sie jedoch für sich.
     
    Violet und Allegra waren bereits vor etlicher Zeit zu einem Spaziergang aufgebrochen. Die beiden führten etwas im Schilde, das schien Lucas so sicher wie das Amen in der Kirche. Er hatte ihre verstohlenen Blicke beim Mittagessen sehr wohl bemerkt, immer wenn sie meinten, er sähe es nicht. Auch Allegras Kichern war ihm nicht entgangen, selbst Violets unschuldiges Lächeln täuschte ihn nicht. Zweifellos erwiese sich der Spaziergang als Alibi für die Heimlichtuerei der beiden.
    Das Ticken der Standuhr fiel Lucas gehörig auf die Nerven. Er starrte auf die schwarzen Zeiger und das Pendel, das erbarmungslos ausschlug. Er schwankte zwischen dem Wunsch, den Grund für die Verschwörung gegen ihn herauszufinden, und der Überzeugung, dass Violet niemals zulassen würde, dass Allegra etwas zustieße.
    Brummend beschloss Lucas, Zuflucht in einem Glas Brandy zu suchen. Als er den ersten Drink hinuntergeschüttet hatte, bedauerte er seine Unbeherrschtheit. Wenn er schon mittags trank, dann sollte er es wenigstens mit Genuss tun. Er goss sich einen weiteren Schluck ein und ließ den Brandy durch seine Kehle rinnen. Angewidert stellte er das Glas beiseite und hob die Flasche an seine Nase, um zu schnuppern. Der Geschmack erinnerte nicht annähernd an seine Lieblingsmarke. Welchen Fusel hatte Neil ihm nur mitgebracht?
    Schwindel erfasste Lucas. Er konnte gerade noch die Flasche abstellen, bevor er die Erinnerung verlor.
     
    Lucas kam zu sich. Sein Kopf fühlte sich an wie in Watte gepackt, und sein Mund schien ausgedörrt. Er schluckte und zwang die Lider auf. Er fand sich aufrecht stehend vor der Hausbar, mit dem Korkenzieher in der Hand. Verwirrt starrte er auf das Utensil, bemerkte die rote Spitze. Er drehte seine Hand, betrachtete Griff und Metall ratlos und wurde sich allmählich seines ganzen Körpers bewusst, der bis eben noch wie betäubt gewesen war. Seine Brust brannte, und gleichzeitig streifte ein kühler Luftzug seine Haut. Er sah an sich herab und ließ schockiert den Korkenzieher fallen.
    Fassungslos betastete er die roten Striemen auf seinem Torso. Er musste in blinder Wut die Spitze des Korkenziehers über seine Brust gezogen haben. Manche Stellen zierte eine Kette

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