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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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von Alice begrüßt.
    „Einen schönen guten Tag, Miss Delacroix. Soll ich Euch das Essen auf Euer Zimmer bringen, oder wünscht Ihr im Salon zu speisen?“
    Violet nickte ihr lächelnd zu. „Bitte im Salon, dann hast du nicht all die Treppen zu steigen.“
    Alice knickste. „Sehr wohl, Miss.“
    Wenig später saß Violet im Morgensalon, aß Sandwiches und trank Tee, während sie in den Garten hinausblickte. Das Laub der Bäume hatte sich in den letzten Tagen fast über Nacht braun, rot und golden verfärbt. Dies und der graue Himmel zeigten, dass es Herbst geworden war. Violet war neugierig, wie der Winter im Lake District verlaufen würde. Sie war noch nie in der Winterzeit außerhalb Londons gewesen, vor allem deshalb nicht, da dann prächtige Bälle und Feste und Soireen stattfanden.
    Die dunkle Jahreszeit ruhig und eingeigelt zu verbringen, hauptsächlich in Lucas’ und Allegras Gesellschaft, versprach einen besonderen Reiz für Violet.
    Sie seufzte behaglich, leerte ihre Tasse und erhob sich. Eine der Aussichten, auf die sie sich freute, war die Freiheit, sich nicht unzählige Male am Tag umziehen zu müssen, wie sie es von London gewohnt gewesen war.
    Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Warum stellte sie mit einem Mal Vergleiche mit ihrem früheren Leben an? Es musste an der Jahreszeit liegen. Kaum ein Jahr war es her, seit sich ihre Lebensumstände so drastisch verändert hatten. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie keine Verschlechterung erfahren. Sie liebte Lucas und Allegra. Die beiden waren ihre Familie. Auch wenn ihre Beziehung zu Lucas mehr als unkonventionell, eher schamlos und verboten war, so bereute sie nicht einen Moment lang, dass alles so gekommen war.
    Sie eilte auf ihr Zimmer und hörte noch auf der Treppe, wie Neil von Jeremy, dem Butler, begrüßt wurde. Sie hoffte, der Mann bliebe nicht zum Essen. Sie konnte ihn ebenso wenig leiden, wie es Allegra tat.
    Violet entkleidete sich und lief nackt zur Waschschüssel. Sie goss das bereitstehende Wasser aus dem Porzellankrug hinein, nahm sich einen Lappen und Seife aus der obersten Schublade des Waschtisches und hob das neue Seifenstück an ihre Nase. Sie schnupperte genießerisch. Lucas hatte ihr von seiner letzten Reise nach Carlisle Veilchenseife und Veilchenparfüm mitgebracht. Sie besaß eine Schwäche für den Duft! Sie seifte den Waschlappen ein, ehe sie die Seife in die Schublade zurücklegte.
    Sie rieb ihren Körper ab, und der Duft kitzelte ihre Nase. Feiner, seidiger Schaum entstand, und als sie ihn abwusch, blieb der Veilchengeruch an ihrer Haut haften. Lächelnd tupfte sie sich trocken und zog sich frische Kleider an. Erst dann wandte sie sich ihrem Haar zu. Sie löste die Haarnadeln und bürstete ihren Zopf aus, bis ihre Haarmassen glänzten und knisterten wie Seide. Sie sprühte etwas von dem Veilchenparfüm auf ihre Hände und glitt ihr Haar entlang, knetete das Parfüm hinein und verrieb die Reste des Duftes an ihrem Hals. Rasch flocht sie ihr Haar neu und steckte es auf.
    Sie trat an die Verbindungstür und überlegte, ob sie nicht nach Allegra sehen sollte, doch dann entschied sie sich dagegen. Sie hatte dem Mädchen versprochen, keinen Fuß über die Türschwelle ihres Privatgemaches zu setzen.
    Stattdessen beschloss Violet, hinunterzugehen und nachzusehen, ob Neil sich noch im Haus befand.
     
    Die Arbeitszimmertür stand einen Spalt offen, und aus dem Raum drangen Männerstimmen. Stirnrunzelnd trat Violet näher, um sich zu vergewissern, dass es Neil war, der Lucas Gesellschaft leistete.
    „Du warst in übler Verfassung.“ Neils Stimme besaß jenen schleimerischen Klang, den Violet so verachtete.
    „Noch schlimmer als sonst?“ Lucas klang wenig überrascht.
    Also hatte er wieder einen Anfall gehabt. Violet bedauerte es, nichts davon mitbekommen zu haben.
    „Ich wollte, du würdest mir erlauben, einen Arzt herzuschaffen“, bettelte Neil.
    „Niemals!“
    Violet gelang es, einen Blick durch den Türspalt auf Lucas’ Miene zu erhaschen. Er schien beunruhigt und zornig zugleich zu sein. Seine Lippen waren zu schmalen Strichen zusammengepresst.
    „Wenn du geheilt bist …“
    „Es gibt keine Heilung. Das weißt du genau“, unterbrach Lucas den anderen unwirsch.
    Unbeirrt fuhr Neil fort. „Bedenke, was es für Allegra bedeutet. Sie könnte hierher zurückkehren.“
    Ein Stuhl polterte, und Violet sah, dass Lucas aufgesprungen war. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Was war mit Allegra? Wieso zurückkehren? War

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