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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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sie denn nicht auf ihrem Zimmer? Violet unterdrückte den Impuls, sich umzudrehen und nach dem Mädchen zu sehen.
    „Was heißt denn hier zurückkehren “, fragte auch Lucas.
    „Lucas, du warst derart außer dir. Ich hatte Mühe, dich zu bändigen.“
    „Ich war was?“ Lucas brüllte fast. Die Panik war seinem Gesicht deutlich anzusehen. „Verflucht, Neil!“
    Violet zuckte zusammen, zwang sich aber, an Ort und Stelle auszuharren. Sie musste herausfinden, wo Allegra war.
    „Du wolltest Allegra etwas antun. Ich habe das arme Mädchen in meine Obhut genommen und fortgebracht. In Sicherheit“, verteidigte sich Neil trotzig. Er hob seine Hand, und Lucas starrte mit entsetztem Gesichtsausdruck auf den Verband. „Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Du bist sogar mit dem Barmesser auf mich losgegangen, als ich dich daran hinderte, zu Allegra zu gehen.“
    Violet sah nur seinen Hinterkopf, entdeckte eine kreisrunde schüttere Stelle und dachte, dass dies eine herrliche Zielscheibe für einen Jäger abgeben würde. Neil log. Da war sich Violet absolut sicher. Sie unterdrückte den Drang, einfach in das Zimmer zu gehen und ihn dessen zu beschuldigen. Stattdessen verharrte sie vor der Tür und lauschte.
    Lucas ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen. „Wohin hast du sie gebracht?“
    Neil schnaubte. „Mir blieb nichts anderes übrig, als sie zu Lady Pikton zu schaffen.“
    Violet erstarrte. Neil log schamlos, daran bestand für sie kein Zweifel. Lucas täte nie etwas, das Allegra schadete. Doch als sie in sein Gesicht blickte, wusste sie, dass er seinem Cousin glaubte.
     
    Lucas verspürte Eiseskälte, die Haut und Adern durchzog. Es war so weit. Er war also zur Gefahr für seine Umwelt geworden. Er erinnerte sich an den gestrigen Anfall und das er ihm vorkam, wie der schlimmste, den er bisher gehabt hatte. Sein Eindruck hatte ihn nicht getäuscht.
    Sein Cousin stand mit Leichenbittermiene vor ihm und bewegte sich weder vor noch zurück. „Es tut mir leid, Lucas. Du musst mir sagen, was ich nun tun soll?“
    Lucas schüttelte den Kopf und rang nach Worten. „Was hast du Lady Pikton erzählt?“, brachte er mühsam hervor.
    Neil verschränkte die Arme vor der Brust. „Eins der Hausmädchen habe vermutlich Masern.“ Neils Mundwinkel hingen bis fast auf seine Brust, und er wirkte auf Lucas wie ein trauriger Bernhardiner.
     „Ally ist bei Lady Pikton. Und die Lady weiß nichts von den Vorgängen hier im Haus?“, vergewisserte sich Lucas noch mal.
    „Selbstverständlich nicht.“ Neil strich sich sein Haar zurück. Er hüstelte und verbarg seine Arme hinter dem Rücken. „Die Familie wäre ruiniert, würde das bekannt.“
    Lucas´ Magen verkrampfte sich. Er stimmte Neil zu und war erleichtert, dass dieser so besonnen reagiert hatte.
     „Was ist mit Allys Anstandsfranzösin?“, fragte Neil. „Wir müssen uns etwas für sie überlegen. Personal tratscht. Wir sollten sie loswerden.“
    Lucas machte eine wegwerfende Handbewegung. „Lass Miss Delacroix meine Sorge sein.“
    Neil rümpfte die Nase. „Ganz wie du meinst“, entgegnete er.
    Lucas ging zur Tür und öffnete sie. Veilchenduft wehte ihm in die Nase und löste einen wohligen Schauer in ihm aus. Er unterdrückte die angenehme Empfindung.
    „Ich möchte jetzt allein sein. Du verabschiedest dich besser“, erklärte Lucas.
    Aus dem Augenwinkel sah er, dass Violet sich hinter dem wuchtigen Schrank im Gang versteckte. Er schwankte zwischen Überraschung und Ärger, wartete, bis Neil gegangen war, und rief Violet dann zu sich.
     
    „Du kannst herauskommen, ich habe dich gesehen!“ Lucas klang müde, und das beunruhigte Violet viel mehr, als wenn er mit Wut und Zorn reagiert hätte.
    „Neil lügt“, sprudelte es aus ihr heraus.
    Lucas zog sie in das Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter ihnen.
    „Ich hatte gestern einen Anfall“, gab Lucas zur Antwort.
    Violets Herzschlag schien so heftig, dass es ihren Mageninhalt in Aufruhr versetzte. Sie ergriff seine Hände. „Du glaubst ihm doch nicht etwa diese Geschichte? Du würdest nie gewalttätig werden, Lucas! Darauf würde ich mein Leben verwetten!“, beharrte sie.
    Lucas entzog ihr seine Hände, rieb sich gedankenverloren über die Brust, ehe er ihr seine Aufmerksamkeit schenkte.
    „Ich bestehe darauf, dass wir zu Lady Pikton fahren und Allegra heimholen“, verlangte Violet.
    Lucas läutete wortlos nach Jeremy, der Augenblicke später den Raum betrat. Er verbeugte sich

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