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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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vernahm.
    „Störe ich?“ Er trat ein und fand Allegra und Violet Delacroix auf der königsblau gepolsterten Couch vor. Violet Delacroix hielt ein Buch auf ihrem Schoß, aus dem sie vorgelesen hatte. Sie schlug das Buch zu und legte ihre Hand auf den Einband. Lucas runzelte die Stirn.
    „Ein anrüchiges Buch?“, fragte er lächelnd.
    „Nein“, beeilte sich Allegra zu sagen.
    „Frauenliteratur“, fügte Miss Delacroix hinzu.
    Die Art, wie sie es sagte, machte Lucas neugierig. Er ging zu Violet und schob ihre Finger beiseite, um den Titel zu lesen. Es war eins dieser romantischen Werke, die die Frauen so liebten. Er zuckte mit den Achseln und sah im Umdrehen die überraschte Miene von Miss Delacroix. Offenbar hatte sie mit einem Donnerwetter gerechnet. Lucas setzte sich in den Sessel gegenüber der beiden und streckte seine langen Beine aus.
    „Eine Tasse Tee?“ Miss Delacroix wirkte überfordert. Ihre Hand schwebte über dem Klingelzug.
    Lucas winkte ab. „Ist die Kanne leer?“ Er deutete auf die elegant geformte Porzellankanne auf dem Sofatisch.
    „Der Tee ist kalt.“ Miss Delacroix warf Lucas nur einen kurzen Blick zu.
    „Das stört mich nicht. Ich liebe kalten Tee“, behauptete er. Er wollte kein Herumwuseln der Dienerschaft, während er die kostbaren Abendstunden mit seiner Schwester verbrachte. Wenn er Miss Delacroix aus dem Salon vertreiben konnte, wäre sein Abend gerettet. Ein Blick in Allegras Gesicht verriet ihm, dass sie Miss Delacroix’ Anwesenheit genoss. Lucas überlegte, wie er die Gesellschaftsdame zum Gehen veranlassen konnte, ohne allzu rüde zu erscheinen.
    Miss Delacroix wirkte irritiert, erhob sich jedoch und füllte eine Teetasse mit Milch, Zucker und dem braunen Gebräu. Lucas nahm die Tasse dankend entgegen und war sicher, dass sie sich fragte, was er im Schilde führte. Nachdenklich lehnte Lucas sich zurück.
    Allegras Blicke wanderten zwischen ihm und Violet hin und her. Sie stand auf. „Es ist spät. Ich gehe zu Bett.“
    Sie knickste vor Miss Delacroix und beugte sich über Lucas, um ihn auf die Wange zu küssen. Allegra grinste ihn frech an und lief zur Tür.
    „Eine schöne gute Nacht zusammen.“
    Sie verließ den Salon, und Lucas und Violet saßen einen Moment schweigend da. Miss Delacroix stellte ihre Tasse auf das Tischchen und erhob sich.
    „Es wird besser sein, wenn ich mich ebenfalls zurückziehe.“
    Lucas nickte mit einer Mischung aus Bedauern und Erleichterung.
    „Ja.“ Er griff nach seinem Tee. „Gute Nacht, Miss Delacroix.“
    „Mylord.“
    Sie knickste und verschwand so eilig, dass es fast wie eine Flucht wirkte. Das Letzte, das er von ihr sah, war ihr Po. Lust schoss in seine Lenden.
     
    Violet erwachte mit trockener Kehle. Eine Weile versuchte sie vergebens, wieder Schlaf zu finden. Sie hüstelte, um die Rauheit zu vertreiben, doch es war zwecklos. Sie musste aufstehen und sich etwas zu trinken besorgen. Sie schlüpfte in ihren Morgenmantel und lauschte an der Tür zu Allegras Schlafzimmer. Es war friedlich, und Violet schlich mit einer Kerze als alleinige Lichtquelle in den Flur hinaus. Auch dort herrschte Totenstille. Das ganze Haus schien in tiefem Schlummer zu liegen. Vorsichtig lief Violet den Gang entlang. Die Teppiche dämpften ihre Schritte, und Dunkelheit hüllte sie ein, nur ihre flackernde Kerze durchbrach die Schwärze der Nacht. Jedes Mal wenn eine Diele oder eine Stufe knarrte, hielt Violet inne und fürchtete, zu laut gewesen zu sein. Doch alles blieb ruhig. Niemand hörte sie.
    Sie kam an Lucas’ Arbeitszimmer vorbei und bemerkte durch die angelehnte Tür rot flackernden Feuerschein. Violet zog ihren Morgenmantel enger um sich und beschleunigte ihre Schritte, weil sie fror. Am anderen Ende der Eingangshalle führten einige Stufen hinunter in den Haushaltstrakt. Als sie sich dem Raum näherte, vernahm sie lautes Schnarchen. Sie schob die Tür auf und fand sich in einer großen Küche wieder. Vor dem schwarzen Holzherd lag die Spülmagd auf einer Strohmatratze und schnarchte, dass die Balken zitterten. Violet trat näher an die Kochstelle heran und hielt ihre kalten Hände darüber. Sie stöhnte erleichtert. Der Ofen verströmte angenehme Wärme. Eine Weile stand Violet so da, ehe sie sich einen Tonbecher holte und Wasser eingoss. Durstig leerte sie den Inhalt und stellte den Becher in das Spülbecken. Sie zögerte einen Moment lang. Die Kälte hatte dazu beigetragen, dass sie sich hellwach fühlte. Sie würde sich ein wenig

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