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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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wenig Anleitung ist alles, was du nötig hast.“ Violet schmunzelte. Ihre Einschätzung war vollkommen richtig gewesen. Das arme Mädchen brauchte Freude und Lachen in ihrem Leben. Denn davon konnte es gar nicht genug geben.
     
    Das Dinner wurde im privaten Esszimmer der Familie serviert. Der Raum besaß einen großen Kamin, in dem ein Feuer brannte, das das Zimmer erwärmte. Der rechteckige Tisch war für drei Personen gedeckt. Lucas wartete auf Allegra und die unsägliche Miss Delacroix. Er hoffte, es würde ihr nicht gelingen, ihn im Verlauf des Essens auf die Palme zu bringen. Es täte ihm leid, wenn Allegra die Antipathie zwischen ihnen beiden mitbekam.
    Jeremy, der Butler, öffnete die Tür, um Violet und Allegra eintreten zu lassen. Die zwei hatten sich für das Dinner umgezogen, Allegra trug ein hochgeschlossenes gelbes Kleid, während Violet in einer Scheußlichkeit in Hellgrau hereinschwebte. Die Stola aus weißer Kaschmirwolle war nur bedingt ein modischer Lichtblick. Lucas, der für gewöhnlich kaum wert auf fashionablen Schnickschnack legte, verspürte das Bedürfnis, Violets Robe zu ruinieren. Vielleicht mit Tinte, überlegte er boshaft.
    Violet Delacroix mochte zehn Jahre älter sein als Allegra, doch in dem hässlichen Kleid wirkte sie wie eine Matrone bei Almack´s.
    „Ally, du siehst bezaubernd aus. Ist dies das Kleid, das ich dir aus London mitgebracht habe?“
    Allegra drehte sich im Kreis, damit Lucas sie bewundern konnte. Lucas lachte und drückte ihr einen Handkuss auf.
    „Miss Delacroix.“ Er nickte der Gesellschafterin zu. Ein peinlicher Moment des Schweigens entstand. „Ihr seht interessant aus.“ Zu einem wohlwollenderen Kompliment konnte er sich nicht durchringen. Miss Delacroix sah ihn aus ihren großen Augen an, und zum ersten Mal fiel Lucas auf, dass ihre Wimpern lang, dicht und geschwungen waren, ihre Augenbrauen perfekte Ovale und ihre Haut so zart und durchscheinend wie feinstes Chinaporzellan. Sie blinzelte und hob ihre Hand an den Ausschnitt. Die Haut an ihren Händen war straff und weich, wie er wusste. Ihm war nicht aufgefallen, dass ihre Finger lang und grazil waren, mit perfekt manikürten Nägeln. Er schluckte und fühlte sich mit einem Mal erhitzt, obwohl der Raum doch eher kühl war. Er zerrte an seinem Kragen.
    „Etwas stickig, nicht wahr?“
    „Alles in Ordnung mit dir?“ Allegra trat neben Miss Delacroix und musterte Lucas aufmerksam. „Hier ist es angenehm. Du wirst doch nicht etwa krank?“ Sie stutzte und besah sich sein Gesicht genauer. „Was ist mit deinem Gesicht passiert? Hast du dich mit Farbe beschmiert?“
    „Ein Unfall“, murmelte Lucas, froh, dass seine Schwester ihn ablenkte. Lucas nickte dem Butler zu, der den Hausmädchen das Zeichen gab, die Gerichte aufzutragen. Lucas schwieg, bis die Suppe vor ihnen stand und die Dienerschaft sich zurückzog.
    „Wie habt ihr den Nachmittag verbracht?“, erkundigte er sich.
    Violet Delacroix sah auf, doch es war Allegra, die antwortete: „Ich habe Miss Delacroix das Haus gezeigt.“
    Miss Delacroix lächelte und senkte ihren Blick. Ein Hauch Röte lag auf ihren Wangen. Kerzenlicht schimmerte in ihrem Haar, und das samtene Leuchten ihrer Haut und die tiefschwarzen Wimpern wirkten auf Lucas anziehender, als für seinen Seelenzustand gut war.
    Lucas hätte die alte Frau wählen sollen. Eine junge, gut aussehende Hausbewohnerin war das Letzte, was seinem Gemütszustand zuträglich schien. Er konzentrierte sich auf die Speisen vor sich, bis das Fleischgericht aufgetragen wurde.
    „Miss Delacroix, wie gefällt Euch Halcyon Manor?“
    „Soweit ich beurteilen kann, ein sehr vornehmes Anwesen, das Ihr Euer Zuhause nennt, Mylord.“
    Geziert nahm Miss Delacroix einen Bissen Fleisch von der Gabel, kaute, schluckte und tupfte sich die Lippen ab, ehe sie an ihrem Glas nippte.
    Die Art, wie sich ihre Halsmuskeln bewegten, als sie schluckte, hatte etwas so Graziöses an sich, dass es in Lucas Begehren auslöste. Begierde, die sich kaum abkühlte, seit er dieser Frau das erste Mal begegnet war. Weil das Einzige, was ihn von seinen unziemlichen Gedanken ablenkte, Wut war, analysierte er ihre Aussage umso genauer. Den unterschwelligen Vorwurf in ihren Worten erkannte er deutlich.
    „Ein Vorteil, wenn man reich ist“, entgegnete Lucas arrogant.
    Miss Delacroix’ Augen blitzten. Bestens, ein kleiner Streit kam Lucas äußerst gelegen.
    „Lucas!“ Allegra schüttelte den Kopf. Sie wandte sich an Miss Delacroix.

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