Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
Vom Netzwerk:
„Entschuldigt die Grobheiten meines Bruders, Miss Delacroix.“ Sie funkelte ihn zornig an. „Die Kutschfahrt ist ihm wohl nicht bekommen.“
    Miss Delacroix schenkte Allegra ein warmherziges Lächeln.
    „Die Straßen in der Gegend sind wirklich etwas holprig, und der heutige Tag war anstrengend. Wir werden alle froh sein, wenn wir uns in unsere Gemächer zurückziehen können.“
    Lucas runzelte die Stirn. Hielt sie sich für sein Kindermädchen? Diese impertinente Person hatte nicht darüber zu bestimmen, wann er zu Bett ging! Da die Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, nicht für die Ohren seiner unschuldigen Schwester taugte, schwieg Lucas. Stattdessen griff er zu seinem Weinglas und nahm einen großen Schluck. Er feuerte einen Blick auf Miss Delacroix ab, der einen Ochsen gebraten hätte. Da sie nicht in seine Richtung sah, verpuffte die Wirkung bedauerlicherweise im Nichts. Dafür krauste seine Schwester die Stirn, als sie seine Laune bemerkte, worauf sich Miss Delacroix wiederum ihm zuwandte. Sie grinste süffisant und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Hauptgericht.
    „Mein Kompliment an Euren Koch, dieses Ragout ist das Köstlichste, was ich seit Langem gegessen habe.“
    „Nun, dann habt Ihr seit Ewigkeiten nichts Anständiges mehr genossen, wenn Euch diese zähen Fleischbrocken munden.“ Lucas spießte ein Fleischstück auf seine Gabel und starrte erbost darauf. Dann warf er Gabel und Messer auf den Teller und winkte Jeremy herbei. „Trag das fort, Jeremy. Die nächste Kuh, die an Altersschwäche stirbt, verfüttert ihr besser an die Hunde.“
    „Lucas!“, protestierte Allegra, als der Butler das Gericht abräumte.
    Lucas sah ihrem Gesicht an, dass sie nicht verstand, weshalb er sich so benahm. Um ehrlich zu sein, wusste er das selbst nicht.
     
    Als der letzte Gang endlich abgetragen war, konnte Lucas nicht schnell genug aus dem Speisezimmer verschwinden.
    Zufrieden, der Anwesenheit von Miss Delacroix entkommen zu sein, sank er in seinen Ohrensessel im Arbeitszimmer. Jeremy hatte auf dem Beistelltischchen die Brandyflasche und den Zigarrenhumidor bereitgestellt. Lucas sah eine Weile in das flackernde Kaminfeuer und genoss die Wärme, die es verstrahlte. Er liebte diese stillen Minuten am Ende eines langen Tages. Wenn die Geschäftigkeit im Haus zum Erliegen kam. Diese Momente, in denen Ruhe einkehrte und das Anwesen aufatmete, all die Last und Mühe des Tages hinter ihm lag.
    Das war der Zeitpunkt, an dem er sich zurücklehnte und seinen einzigen Lastern frönte: einem Glas Brandy und einer duftenden Zigarre.
    Während er seine Zigarre paffte, erkannte er, dass nicht Violet Delacroix das Problem für seine Stimmungsumschwünge war, sondern er selbst. Viel zu lange hatte er sich seine körperlichen Bedürfnisse versagt. Vielleicht war es an der Zeit, der lustigen Witwe der Gegend einen Besuch abzustatten. Man munkelte, sie sei eine wahre Zungenkünstlerin. Eine Fähigkeit, die Lucas durchaus zu schätzen wusste und deren Wahrheitsgehalt er nun am eigenen Leib in Erfahrung bringen könnte. Er stöhnte. Das Brennen seiner Lenden bedurfte wirklich eines Löschversuches durch die Dame. Zumal sie die einzig verfügbare Frau im Umkreis war, und die Witwe hatte ihm wiederholt zu verstehen gegeben, dass sie sich über einen intimen Besuch freuen würde. Nie würde sich Lucas an einem der Dienstmädchen vergreifen. Er bevorzugte Frauen, die sich ihm freiwillig und aus Lust hingaben. Nichts wirkte ernüchternder auf seine Männlichkeit als eine Frau, die ihm nur mit Abscheu zu Willen war. Er stürzte den letzten Schluck Brandy hinunter und warf den Zigarrenstummel ins Feuer. Kein Wunder, dass er das erste attraktive weibliche Wesen begehrte, das sich in seine Nähe wagte, wenn er bedachte, wie lange er keine Frau mehr gehabt hatte. Dazu die Einsamkeit des Landsitzes, die er zwar favorisierte, deren Nachteile in Situationen ähnlich dieser ihm aber überdeutlich bewusst wurden.
    Plötzlich schien ihm nichts öder, als allein zu bleiben. Zudem wollte er Allegra nicht zu Bett gehen lassen, ohne ihr eine gute Nacht zu wünschen. Als er den Entschluss gefasst hatte, zögerte er nicht, diesen auch umzusetzen. Der Gang wirkte jetzt im Dunkeln kalt und ungemütlich. Er erreichte die Tür und bewunderte den Lichtstreifen, der durch den Türspalt floss wie gold-rötliche Farbe.
    Aus dem Salon drang leises Kichern, und ein warmes Gefühl breitete sich in Lucas Innerem aus, als er Allegras herzhaftes Lachen

Weitere Kostenlose Bücher