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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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ihn, dennoch empfand sie es als ihr Recht zu wissen, was im Haus geschah. Immerhin betraf es nicht nur sie und Lucas, sondern auch Allegra wäre davon betroffen. Es war ihre Aufgabe, sich um Allegras Wohlergehen zu sorgen.
     
    Der innere Aufruhr, der in Lucas tobte, machte ihn schier rasend.
    Violets Bemerkung über Irre hatte ihm in Erinnerung gerufen, was er war und wie er enden würde. Die Visionen von Mord und die Verletzungen, die er sich dabei zufügte, ließen ihn befürchten, dass er gewalttätig war. Sein Verhalten in der Bibliothek Violet gegenüber war unentschuldbar. Noch nie hatte er körperliche Gewalt gegen andere, gar Schwächere eingesetzt. Er wertete seine Aggression gegen Violet als weiteren Beweis für den drohenden Wahnsinn. Er hatte sie dazu gebracht, in Panik vor ihm zu fliehen. Lucas würde es nicht ertragen, ihr oder Allegra Leid zuzufügen.
    Er sank gegen die Wand, die Hände an die Schläfen gepresst. Er würde in Ketten gelegt enden, als Irrer in Bedlam oder Newgate.
    Lucas richtete sich auf, als ihm klar wurde, dass er für einen zufällig Eintretenden wie ein feiger Wurm wirken musste. Er suchte sein Arbeitszimmer auf, dort setzte er sich mit Humidor und Brandy ans Kaminfeuer. Wenig später zog er an seiner Zigarre, trank Brandy direkt aus der Flasche und fühlte angesichts der vertrauten Rituale fast so etwas wie Erleichterung.
     
    In der Bibliothek war alles dunkel. Violet vergewisserte sich, dass das Bücherzimmer wirklich verlassen war, und trat auf den Flur hinaus. Sie überlegte, ob Lucas schon zu Bett gegangen war und entschied, trotz der fortgeschrittenen Stunde einen Blick in sein Arbeitszimmer zu werfen.
    Ein rötlicher Schein kroch unter dem Türspalt hindurch, und Violet trat vorsichtig ein. Eine dunkle Gestalt befand sich an der Wand und klopfte sie ab. Violet starrte einige Momente auf das Geschehen, ohne recht zu begreifen, was sie da sah, dann tastete sie sich im Düsteren zum Schreibtisch vor und entzündete die Studierlampe. Tatsächlich war es Lucas, der dort an der Mauer stand und fieberhaft etwas zu suchen schien. Er störte sich weder an Violets Eintreten noch am Aufflammen des Lichtes. Vielmehr war er völlig in sich und seine Suche versunken.
    „Lucas?“, fragte sie behutsam, nachdem sie ihn eine Weile beobachtet hatte. Als er immer noch nicht reagierte, trat sie zu ihm.
    Sie berührte seinen Arm, und er warf sich panisch herum, wich zurück und prallte entsetzt gegen die Wand. Lucas’ Brust hob und senkte sich hektisch. Violet entdeckte die umgefallene Brandyflasche, deren Hals in einer großen Lache ruhte, erkannte Lucas’ starren Blick aus geröteten Augen und ahnte, was geschehen sein musste.
    „Lucas, du bist betrunken“, stellte sie vorwurfsvoll fest, obwohl sie sich nicht erklären konnte, wie jemand innerhalb so kurzer Zeit so alkoholisiert sein konnte, dass er völlig irrational reagierte. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus, doch er schlug sie beiseite.
    „Die Türen und Fenster sind verschwunden!“ Seine Stimme erstarb.
    „Unsinn“, widersprach Violet.
    Lucas rollte wild mit den Augen, sodass Violets Herz ängstlich gegen ihren Brustkorb hämmerte.
    „Der Raum schrumpft!“ Obwohl Lucas offensichtlich stockbetrunken war, klang seine Stimme klar verständlich. Er drehte sich wieder zur Wand und klopfte mit den flachen Händen dagegen. „Ich will hier raus!“ Panisch suchte er den Ausgang, den er dort selbstverständlich nicht fand, und wurde deshalb immer fahriger.
    Violet bezähmte ihre Furcht vor Lucas’ seltsamem Benehmen und umfasste seinen Oberarm. Sie zerrte an ihm, versuchte ihn zu zwingen, sich ihr zuzuwenden.
    „Lucas, es ist alles in Ordnung“, beschwor sie ihn eindringlich.
    Er blinzelte ein paarmal und verfiel dann in eine Art Starre. Violet stupste ihn an, doch er reagierte nicht. Steif und reglos wie eine Statue stand er im Raum. Ratlos sah Violet ihn an. Was sollte sie nur tun? Sie berührte ihn ein weiteres Mal, ohne dass er auf sie ansprach.
    Dann, ganz unerwartet, lief ein Zucken durch seinen Körper, und er blickte Violet an.
    „Wo kommst du so plötzlich her?“ Stirnrunzelnd verschränkte er seine Arme vor der Brust und wirkte, als existierten die letzten Minuten überhaupt nicht.
    Violet zögerte. Betrunken konnte er demnach nicht sein. Zumindest glaubte Violet nicht, dass man innerhalb weniger Minuten von den Folgen übermäßigen Alkoholgenusses frei war. Aber es gab andere Symptome, die zu Lucas’ Verhalten

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