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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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die Wahrheit zu sagen.“
    Leandra hüstelte und zog damit Mrs. Hendrys Aufmerksamkeit auf sich. „Ihr solltet etwas gegen diese Erkältung unternehmen. Ihr steht noch in der Blüte Eurer Jugend, doch wenn Ihr einmal so alt seid wie ich, ergeht es Euch vielleicht wie meinem seligen Gordon. Eben noch hat er sein Porridge verputzt und seinen Sherry genossen, und im nächsten Moment spielte er Whist an himmlischen Kartentischen.“ Mrs. Hendry seufzte. Allegra gesellte sich zu ihnen. Hektische rote Flecken röteten ihre Wangen.
    „Alles in Ordnung, Allegra?“, erkundigte sich Violet.
    Sie nickte. „Selbstverständlich, Miss Delacroix.“
    Irritiert starrte Violet Allegra an, bis sie sich erinnerte, dass sie besprochen hatten, in Gesellschaft förmlichen Umgang zu pflegen. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Neil, Lucas, Mr. Keibler, Mr. Gosling und Pastor Abernathy beieinanderstanden und plauderten.
    Violet bemerkte den seltsamen Blick, mit dem Neil Lucas betrachtete, und stutzte. Neils Aufmerksamkeit wirkte lauernd und zugleich auch aufgeregt. Mit einem Mal beschlich Violet ein ungutes Gefühl. Was führte Neil im Schilde? Wusste er um Lucas’ Leiden und plante er, daraus Vorteile zu ziehen? Denn Neil wäre der nächste rechtmäßige Erbe, sollte Lucas etwas zustoßen.
    Violet teilte Mrs. Hendrys und Allegras Abneigung gegen Neil St. Clare seit ihrer ersten Begegnung mit dem Mann. Neils joviale Maske kaschierte sein wahres Wesen nur unzureichend. Sie war sich sicher, dass Neil nicht zu trauen war.
    Lucas’ Vetter spürte Violets Blicke und sah zu ihr herüber. Er schenkte ihr ein dünnes Lächeln. Violet wandte sich ab, den Schauer, der ihren Rücken überlief, ignorierend.
    Jeremy näherte sich Lucas lautlos und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    „Meine Damen, meine Herren? Das Dinner ist bereit.“ Lucas kam zu Lady Pikton und führte sie zu Tisch. Nacheinander geleiteten die Herren ihre jeweilige Tischdame zur Tafel.
    Mr. Gosling, der Advokat aus Carlisle, rückte Violets Stuhl zurecht. Als das Essen serviert worden war, beugte er sich zu ihr herüber.
    „Meine liebe Miss Delacroix, wenn es mir gestattet ist, die Bemerkung zu machen: Ihr seht heute Abend einfach bezaubernd aus.“
    Violet neigte dankend ihren Kopf. „Ich danke Euch, Mr. Gosling!“
    Mrs. Hendry sah von ihrem Teller auf und musterte Violet und Mr. Gosling.
    „Wie steht es um Eure Familienplanung, Mr. Gosling? Wie man hört, besitzt Ihr ein kleines Häuschen in Carlisle und habt ein festes Einkommen. Ihr braucht eine Gemahlin!“ Mrs. Hendry sprach laut genug, dass es selbst Lucas am Tischende mitbekam.
    Mr. Goslings rundes Gesicht lief rot an. Er stotterte und nestelte an seinem Kragen.
    „Werte Mrs. Hendry, als Erstes muss ich eine Dame ausfindig machen, die mir geneigt ist.“
    „Papperlapapp“, unterbrach sie ihn. „Ein Mann sollte heiraten. Die Liebe wächst mit der Zeit.“
    „Eine Ehe sollte man nicht leichtfertig eingehen“, meldete sich der Pastor neben Mrs. Hendry zu Wort.
    Sie wandte sich ihm zu. „Aber Ihr stimmt mir zu, dass es eine Sache von Anstand und Moral ist, zu heiraten?“
    „Nun, natürlich ist der Stand der Ehe für Männer wie Frauen gleichermaßen erstrebenswert“, sagte Pastor Abernathy und faltete seine Hände vor dem Bauch.
    Triumphierend blickte Mrs. Hendry Mr. Gosling an. Sie beugte sich vor und nickte zufrieden. „Seht Ihr, Mr. Gosling? Selbst die Kirche stimmt mit mir überein“ Abrupt wandte sie sich an Lucas, und Mr. Gosling lehnte sich erleichtert zurück.
    „Nun, Mylord, wie steht es um Euch? Keinerlei Ambitionen, ein ehrbarer Mann zu werden?“
    Ungerührt schnitt Lucas sein Fleisch in Stücke, ehe er sich Mrs. Hendry und ihrer Frage widmete. „Da für mich nicht der Familienstand, sondern die Gesinnung einen Mann ehrbar macht, ist es nicht mein vorrangiges Lebensziel zu heiraten“, erklärte er. Lucas steckte einen Bissen in den Mund, wie um zu zeigen, dass für ihn das Thema damit erledigt war.
    „Wie bedauerlich“, erklärte Mrs. Hendry. Sie wandte sich an Leandra Sougham, deren Wangen feuerrot glühten. „Miss Sougham, was ist mit Euch? Hättet Ihr etwas gegen einen Earl oder einen Advokaten einzuwenden?“
    Leandras Gesicht färbte sich blutrot, und ihr Blick flog erst zu Mr. Gosling hinüber und dann zu Lucas.
    „Die Wahl eines passenden Gemahls überlasse ich meinen Eltern“, sagte Leandra leise.
    „Sehr vernünftig“, lobte Lady Pikton. „Reiferen Herrschaften ist eine weise

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