Masken der Lust (German Edition)
geliebt statt flachgelegt zu werden.
Marco ging voran. Sie folgte schweigend.
Sie gingen von einem Privatgemach zum nächsten und sahen erotischen Spielen zu, die sie körperlich aufreizten, anders jedoch nicht. Und so viel Wein sie auch trank, er half nicht. Sarah rätselte, ob der Zauber nachließ. Hätte sie einfach nur mit Marco zusammen sein wollen, wären sie längst zurück in seinem Palazzo des einundzwanzigsten Jahrhunderts mit den halbwegs brauchbaren Sanitärinstallationen und lebten in einer Welt, in der die Menschen einander für gewöhnlich nicht kauften und verkauften und Frauen die Liebe nicht als Spiel behandeln mussten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, sofern sie das nicht wollten. Sie wollte weder seine noch sonst jemandes Kurtisane sein. Unbedacht hatte sie sich etwas aus der Hölle gewünscht.
Sie mussten dieses Buch finden.
Viertes Kapitel
Sie fuhren nach Hause. Ihre Feierlaune war völlig verpufft. Marco wirkte nicht sonderlich erfreut, dass sie den Ball nicht genossen hatte, murrte über die Ausgabe für das herrliche Kleid, undankbare Kurtisanen im Allgemeinen, darüber, keine Gelegenheit zum Kartenspiel mit befreundeten Taugenichtsen bekommen zu haben und eine Vielzahl weiterer Dinge, von denen sie nichts hören wollte.
«Sei still. Bitte sei still. Ich habe Kopfschmerzen.»
Er schloss die Augen. «Die letzte Ausflucht einer Frau. Vermutlich wirst du mir als Nächstes deine Gunst entziehen.»
«Augenblick mal – das ist mein Text.»
Er lachte brüsk auf. «Wirst du? Ich werde eine andere finden, ehe die Nacht vorüber ist.»
«Nein, das wirst du nicht. Ich habe dir gesagt, dass ich mir keine Pestilenzen aus dem achtzehnten Jahrhundert einfangen will, und das schließt Syphilis ein.»
«Die kann man sich nur bei französischen Huren holen. Ich nehme sie selten in Anspruch.»
Es verschlug ihr so die Sprache, dass sie ihn eine Weile einfach nur anstarrte. «Das Buch», sagte sie schließlich. «Wir müssen es finden. Du verwandelst dich in einen echten Venezianer. Einen achtlosen, selbstbezogenen, spielsüchtigen, auf Genuss versessenen Schürzenjäger wie alle übrigen auch.»
«Klingt vergnüglich.»
«Für dich vielleicht. Nicht für mich», blaffte sie. «Ich habe wirklich Kopfschmerzen.»
Leicht angetrunken fläzte er sich im Sitz und stützte die Stiefel am Rand der Gondel ab. «Davon kann ich dich heilen.»
«Wie?»
«Ich kenne den einen oder anderen Trank.»
Sie faltete die Hände in ihrem schwarzen Satinschoß. «Ach ja, richtig, du hast ja ein Zauber-Gen. Beinahe hätte ich’s vergessen. Gebrauch deine sagenhaften Kräfte, um diesen anderen Magier zu finden, der das Buch geschrieben hat. Du hast gesagt, er sei in Venedig. Oder finde ein Exemplar seines Buches, das ist mir gleich. Es muss einen Gegenzauber geben.»
Er lachte laut auf, und das Geräusch hallte zwischen den Gebäuden wider. Wie üblich kam die Gondel zügig voran, und das Lachen erstarb. «Sarah, ich bin mir gar nicht sicher, ob ich dieses Buch finden will.»
Sie setzte sich kerzengerade auf. «Was?»
Er tätschelte ihre Hand. «Wir werden in unsere Zeit zurückkehren, wann und wenn ich es will. Ich stelle fest, dass ich mich hier blendend amüsiere.»
Darauf wusste Sarah eine Weile nichts mehr zu entgegnen. Sie erforschte sein Gesicht, das im Schatten des Mondlichts lag. Die Farbe seiner Augen konnte sie nicht sehen und fragte sich, ob sie noch so warm blickten, wie sie sie in ihrer Erinnerung hatte. «Du musst diesen Magier finden. Du sagtest, er sei dein Vetter sieben-mal-siebenten Grades.»
«Was nicht bedeutet, dass ich ihn finden könnte.»
Sie bearbeitete seine Brust mit Fäusten und versuchte, ihn zu ohrfeigen, aber er stieß sie fort.
«Sarah, du wirst feststellen, dass die Redewendung mach keine Wellen für Gondeln erfunden wurde. Sie sind fahrsicher, solange sie sich zügig bewegen, andernfalls kaum mehr. Vor allem nicht, wenn eine Frau sich zu sehr aufregt.»
Er grinste und packte sie sanft, aber fest bei den Handgelenken. Sarah sah aufgebracht auf das Wasser vor und auf das kaum erkennbare Kielwasser hinter ihnen. Der Gondoliere überhörte ihren Streit, ruderte mit kräftigen Schlägen heimwärts und sang dabei leise vor sich hin.
«Ist das nicht romantisch?», fragte Marco. «Du und ich und über uns der Mond?»
«Nein, ist es nicht», zischte sie. «Willst du mich herausfordern?» Ihr fiel das Gör ein, das sich seine verdiente Strafe von der streunenden Katze
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