Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
Stimme war unüberhörbar, zumal darin auch seine Gabe verborgen lag. Er konnte jeden erdenklichen Ton nachahmen, und das in beliebiger Lautstärke, von feinem Wimmern bis hin zum Donnergrollen.
»Er ist kein …« Ferin brach ab. Sollte sie den Irrtum wirklich aufklären? Sie wusste über Martu nichts als seinen Namen und seine Volkszugehörigkeit. Alles andere waren Schlussfolgerungen, die sie aus dem Wirrwarr seiner Worte gezogen hatte. Im Grunde zu wenig, um es zur Sprache zu bringen, noch dazu in seiner Abwesenheit. Andererseits waren das hier ihre Freunde. Es war nicht in Ordnung, sie im Unklaren über den Fremden zu lassen.
Aber was sollte sie ihnen erzählen? Dass Martu Angehöriger einer Volksgruppe war, die es ihres Wissens nicht gab? Dass er beim Angriff auf diese ominöse Veste, die sich weiß der Himmel wo befand, durch die Arsader, von denen sie ebenfalls noch nie gehört hatte, verletzt wurde und wie durch ein Wunder im Dschungel aufgetaucht war? Oder vielleicht, dass Martu Giftstacheln an Armen und Beinen hatte und somit über eine Waffe verfügte, die für Menschen ohne Selbstheilungskräfte tödlich war? Oder sollte sie erwähnen, dass sie die seltsamsten Bilder vor Augen hatte, wenn sie ihn berührte? Bei diesem Gedanken erschauerte sie. O ja, Ferin, gute Idee. Sie werden dich für verrückt halten.
Nein, es war das Beste, noch zu warten, bis sie mehr über Martu herausgefunden hatte. Die spärlichen Informationen, mit denen sie aufwarten konnte, würden nichts als Fragen aufwerfen, auf die sie keine Antworten wusste, und damit die Unsicherheit schüren.
»Er wird wieder gesund«, sagte sie daher nur und wandte sich ihrem Brei zu.
»Schön für ihn«, zischte Dawid, die Brauen finster zusammengezogen. Anscheinend hätte er den vermeintlichen Merdhuger lieber tot gesehen. Ein paar Männer und Frauen neben ihm lachten verächtlich – sie also auch.
Im Geiste formulierte Ferin bereits eine bissige Antwort, dann riss sie sich am Riemen. Das hier waren ihre Freunde, sie wollte keinen Streit mit ihnen.
Nolina bemühte sich, die angespannte Atmosphäre zu entschärfen. »Du konntest deine Heilkräfte endlich anwenden. Das ist ein großer Erfolg. Wir freuen uns alle für dich.«
Zustimmendes Murmeln erklang, hier und dort taute ein Lächeln die harten Mienen auf.
Ferin nickte Nolina dankbar zu, sie war sich noch niemals so ausgestoßen vorgekommen. »Ja, diesmal hat es geklappt. Mehrmals sogar. Ich denke, jetzt kann ich Sobenio in Zukunft gut unterstützen.« Sie streifte ihre Hütte mit einem Blick. »Wo ist er?«
»In Rhivar. Mit den anderen. Er wollte ihnen die Stelle zeigen, an der …«
»Oh. Ja. Rhys hat so etwas erwähnt.« Ferin stellte ihre Schale ab, der Appetit war ihr gründlich vergangen. Themenwechsel, Ferin. Sofort! »Wie geht es dir mit der Schwangerschaft, Nolina?«, fragte sie. »Spürst du schon Morgenübelkeit?«
Zwei Wochen waren seit ihrer Entdeckung verstrichen, und das Glück, Mutter zu werden, stand Nolina ausgezeichnet, wie Ferin fand. Sie wurde immer hübscher.
»Nein, gar nicht. Ein Baby zu bekommen ist einfach wunderbar. Ich glaube, ich kann das Kleine sogar wachsen spüren.«
Ferin grinste und legte ihre Hand auf Nolinas Bauch. »Dazu ist es noch zu früh. Es ist etwas mehr als einen Monat alt, da kannst du es noch nicht spüren. Es ist ein kleines Würmchen.«
»Ich spüre mein Würmchen«, beharrte Nolina. »Du auch?«
»O ja«, flüsterte Ferin. »Ich kann sein Herz schlagen fühlen, das ist neu.«
»Wie groß ist das Herz eines Würmchens wohl?«, fragte Nolina verträumt.
»So groß wie ein Samenkorn? Ich weiß es auch nicht.«
»Und das fühlst du tatsächlich?«
Ferin zog die Hand zurück. »Ja. Unglaublich, oder?«
»Ja und nein. Es ist deine Gabe.« Nolina strahlte Ferin an. »Und ich wüsste keine, die wertvoller ist. Ich bin so froh, Ferin. Du wirst mir doch helfen, das Würmchen auf die Welt zu bringen?«
»Natürlich. Auch, wenn ich das noch nie gemacht habe.«
»Ich ja genauso wenig. Aber mit dir an meiner Seite mache ich mir keine Sorgen. Außerdem«, Nolina kicherte, »darfst du vorher bei Kesía üben.«
Beide blickten sie zu der jungen Pheytana hinüber, die in den Armen ihres Mannes Dawid lag. Sobenio hatte ihr das Aufstehen mittlerweile gestattet, doch sie durfte sich nicht anstrengen und verbrachte den Tag meist vor ihrer Hütte, wo sie mit Pasims Hilfe Babykleidung nähte.
Ferin musterte Dawids sonnenverbranntes Gesicht. Sein
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