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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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eindringlich.
    Sie nickte und beobachtete bang, wie er sich am Belquai-Seil nach unten hangelte und davonstürmte, die Arme unbandagiert und den Dolch, der ihm von den Rebellen aufgezwungen worden war, blank im Hosenbund. Giftstacheln hin oder her, hatte Tamir gesagt, wer für uns kämpft, trägt eine Waffe.
    »Sei vorsichtig!«, rief sie ihm nach, doch der Dschungel hatte ihn bereits verschluckt. Sie seufzte. Was das Schicksal für ihn auch vorgesehen hatte, es würde ihr Herz in Stücke reißen, wenn er starb.
    Geraume Zeit hatten sie in den Bäumen der Dinge geharrt. Als die sechs Späher der Garde bei ihrem ersten Vorstoß an der Waldgrenze entlanggaloppiert waren, hatte Ferin drei Pfeile abgeschossen. Immer noch sah sie es vor sich: Sie legte an, spannte den Bogen, zielte grob und kniff die Augen zu, sobald ihr Pfeil davonschnellte. Anlegen, spannen, zielen – Martu reichte ihr einen Pfeil nach dem anderen, bis die Merdhuger außer Sichtweite waren. Ferin wusste nicht, ob sie traf, sie wollte niemandem beim Sterben zusehen. Vier hätten sie getötet, war die Nachricht von einem Baum zum nächsten weitergegeben worden. Vier von hundert.
    So hatte es angefangen. Wie würde es enden?
    Ferin blickte zwischen den Ästen hindurch auf die Savanne. Dort war es ruhig. Als die Gardisten in den Wald eingedrungen waren, hatte der Pfeilhagel zum Glück geendet. Vermutlich hatten die Merdhuger die eigenen Leute nicht gefährden wollen.
    Sie war froh, nicht mehr schießen zu müssen. Ihre Arme und Schultern schmerzten, als wäre in ihnen alles Blut zu einer zähen Schmiere gestockt. Als Bogenschützin eignete sie sich nur bedingt, ihre Muskeln waren noch viel zu schwach dafür.
    Im Baum rechts von ihr kauerten Niva und Pasim und wieder einen Baum weiter Ondra und Syla. Irgendwo im Gebüsch hielten sich Sobenio und der alte Jesh verborgen, alle übrigen waren in das Gefecht verwickelt. Die Tatenlosigkeit, zu der sie verurteilt war, machte ihr am meisten zu schaffen. Hier sitzen und warten zu müssen und ihre Freunde in höchster Gefahr zu wissen war die reinste Folter. Wie viele lagen verletzt am Boden? Wie viele waren tot?
    Zu gern wäre sie losgelaufen, um zu helfen, aber Akur hatte ihr das Versprechen abgenommen, ihren Platz keinesfalls zu verlassen. Deine Aufgabe kommt später, Ferin, hatte er gesagt. Wenn es … vorbei ist. Sie hatte das Zögern registriert und für einen Wimpernschlag Furcht in seinen Augen gesehen. Furcht. In den Augen eines Kämpfers.
    Ein Knacken schräg vor ihr ließ Ferin aufmerken. Zweige und Farne teilten sich, zwei berittene Gardisten bahnten sich ihren Weg durch das Unterholz und boten dabei ein gutes Ziel.
    Sie wechselte einen Blick mit Niva, die eben kopfschüttelnd den Bogen senkte – zu viel Astwerk verdeckte ihr die Sicht. Ferin nickte, sie würde es versuchen. Sie legte an, zielte. Ruhige Atmung war oberstes Gebot. Sie sog die Luft ein … da verschwand ihr Opfer hinter einem Baumstamm. Die Gelegenheit war vorbei; ihre Arme zitterten, sie konnte die Sehne nicht länger spannen. Hastig legte sie Pfeil und Bogen beiseite.
    Das Geräusch alarmierte die beiden Reiter, die bereits bis auf wenige Meter an ihr Versteck herangerückt waren. Sie entdeckten Ferin prompt.
    »Da oben hockt eine!«, rief der Vordere. »Los, die greifen wir uns!«
    Rasch holte Ferin das Seil ein, es war längst zu spät für eine Flucht. Dennoch fühlte sie keine Angst, sondern nur die schreckliche Gewissheit, dass sie den anderen nicht helfen konnte, wenn sie verletzt oder tot war. Selbst als einer der Gardisten sein Pferd dicht vor dem Baum zum Stehen brachte und sich an einem dicken Ast zu ihr hochzog, handelte sie kühl und überlegt. Sie sammelte all ihre Kraft und rammte dem Mann die vergiftete Pfeilspitze in den Hals. Mit einem Schrei stürzte er hinab, direkt zwischen die Pferdebeine, worauf sein stämmiger Fuchs in Panik das Weite suchte. Der Gardist wollte sich aufrappeln, doch das Gift tat seine Wirkung. Er krümmte sich röchelnd, an seinen Mundwinkeln schäumte Speichel. Krämpfe wanderten über seinen Körper, letzte Zuckungen, schließlich lag er still.
    Aus den Augenwinkeln gewahrte Ferin eine Bewegung hinter sich. Der zweite Gardist! Sie warf sich herum, konnte auf dem wackeligen Podest gerade noch die Balance halten, da schlossen sich auch schon Hände um ihre Knöchel, und sie sah sich dem hochroten und erstaunlich jungen Gesicht des Soldaten gegenüber, der sich von der anderen Seite an sie

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