Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
zu tun, was ihr für richtig erachtet. Wir nehmen es euch nicht übel, wenn ihr euch nach Rhivar zurückzieht. Bitte entscheidet euch: Kampf oder Flucht?« Die Hand zu einer einladenden Geste erhoben, machte er einen Schritt zurück. Akur folgte und nahm seinen Platz neben ihm ein.
Ferins Magen krampfte sich zusammen. Der Angriff der Garde drohte die Gruppe zu spalten. Sie waren ohnehin nicht viele, wenn einige auch noch flohen, schmälerte das ihre Chancen beträchtlich.
Elmó trat über die imaginäre Linie auf Tamir und Akur zu. »Ich vertraue deinem Urteil, Tamir, zumal ich überzeugt bin, dass uns Flucht nur ins Verderben führt.«
Jasta und Nolina schlossen sich an, auch Ferin zögerte nicht länger. Siebzehn Jahre lang hatte sie unter den Regeln der Konvention ein Schattendasein gefristet und von einer besseren Zukunft geträumt. Die zwei Monate, die sie nun im Dschungel lebte, hatten sie vieles gelehrt, vor allem aber wusste sie jetzt, wer sie war und was sie wollte. Sie wollte ihr neu gewonnenes Glück nicht verlieren, wollte es mit allen Mitteln verteidigen, als Pheytana, als Heilerin, als Rebellin. Die Merdhuger stahlen den Pheytanern ihr Leben. Und mit jedem Tag, den sie dies weiter zuließen, wurde die Macht ihrer Peiniger größer. Sie mussten sich wehren, sie mussten für ihre Freiheit kämpfen – und zwar gemeinsam. Sie streifte Martu, der nicht von ihrer Seite gewichen war, mit einem Blick, und er lächelte ihr aufmunternd zu.
Die Rebellen hatten ihre Wahl getroffen: Einer nach dem anderen wechselte zu Tamir. Nur fünf Pheytaner blieben übrig, darunter Dawid und Kesía.
Dawid suchte Tamirs Augen. »Auch wenn es mir schwer fällt – ich werde mit euch kämpfen, Tamir. Ihr habt uns befreit, wir verdanken euch unser Leben. Ihr könnt auf mich zählen.« Tamir nickte wortlos. »Aber Kesía muss ich in Sicherheit bringen. Es ist viel zu riskant für sie und das Baby.«
»Nein«, widersprach Kesía. »Ich will bei dir bleiben.«
»Ich kann nicht auf dich achtgeben. Und was immer mir zustößt, du und unser Kind, ihr müsst überleben.«
Kesía brach in Tränen aus. »Was für ein Leben können wir ohne dich führen?«
»Nolina wird mit ihr gehen«, sagte Akur, und als diese ebenfalls protestieren wollte, schnitt er ihr das Wort ab. »Doch, Nolina. Kesía braucht dich, du kennst den Weg, es ist sicherer für euch. Ende der Debatte.«
»Pass auf dich auf.« Nolina umarmte ihn flüchtig. »Komm, Kesía. Packen wir das Notwendigste zusammen.«
Dawid drückte Kesía einen Kuss auf die Stirn, dann verschwanden die beiden Frauen im Dunkeln.
Ferin schluckte beklommen. Dies konnte ein Abschied für immer gewesen sein, vielleicht würden sie einander nie wiedersehen. Angst wollte sich in ihr Herz schleichen. Alles, was sie im Laufe der letzten Wochen liebgewonnen hatte, stand auf der Kippe. Sie hatte so viel zu verlieren … wofür es sich zu kämpfen lohnte! Diese Erkenntnis verwandelte das Gefühl der Angst in Hass. Er durchströmte sie heiß und heftig, tränkte sie mit ungezähmter Kraft, und sie spürte, dass tief in ihrem Inneren ein stärkeres Feuer loderte, als sie geahnt hatte.
Mit Dawid hatten sich schließlich auch die Übrigen zu Tamir und Akur bekannt. Nur ein Mann stand noch allein, die Schultern gebeugt, den Kopf gesenkt.
»Sobenio?« In Tamirs sonst so sicherer Stimme lag ein Flehen.
Ein Ruck ging durch den Magier. »Ferin, ich benötige deine Hilfe, die Giftpfeile vorzubereiten.«
»Kein Problem«, sagte Ferin. Es juckte sie in den Fingern, etwas zu tun.
»Danke, Sobenio.« Tamir atmete auf. Sein Blick fiel auf Martu. »Du solltest besser gleich abreisen, Martu.«
»Nein, ich bleibe«, entgegnete Martu. »Ich möchte euch helfen, sofern ihr das wollt.«
»Wie du meinst. Es ist nicht dein Kampf, aber … danke.«
Mit sachtem Blätterrauschen spuckte der Wald eine Gestalt aus – Rhys bremste vor ihnen ab. Sein Atem flog, und der Ausdruck in seinem Gesicht offenbarte, was er fühlte.
»Sie kommen«, stieß er hervor. »Knapp hundert Mann. Sie reiten durch, im Morgengrauen werden sie hier sein.«
»Haben sie dich bemerkt?«, fragte Akur.
»Möglich. Doch das tut nichts zur Sache.« Achselzuckend schaute er sich um. »Was ist los? Was steht ihr da herum?«
»Wir haben beratschlagt, was wir tun sollen«, erklärte Tamir.
»Na, was wohl?« Rhys lachte kehlig auf. »Kämpfen!«
Der Rappe schnaubte aufgeregt und wollte seitwärts tänzeln, doch Laquor hielt ihn eisern auf
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