Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
der Stelle. »Ganz ruhig, mein Junge. Noch sind wir nicht so weit.«
Das Morgenrot zu seiner Linken tauchte den Horizont in Flammen. Er verengte die Augen. Über der Savanne hingen graue Dunstwogen, die Entfernung zum Dschungel war nicht einzuschätzen. Die Feuchtigkeit erschwerte ihm das Atmen und gab ihm das Gefühl, dem Erstickungstod nahe zu sein. Unter dem Harnisch und der Uniform lief der Schweiß in dünnen Bächen über seinen Rücken. Und das nicht bloß aufgrund der Hitze.
Laquor war nervös. Die Rebellen aufspüren und liquidieren, lautete der Befehl. Er hatte um Aufschub gebeten, da nicht genügend Gardisten in Laigdan stationiert waren. Ein paar Tage nur, damit die nötige Unterstützung eintreffen konnte. Pelton hatte abgelehnt; wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, duldete er keine Verzögerungen. Ein Kinderspiel, Laquor! Mit diesen Worten hatte er ihm die Angelegenheit schmackhaft machen wollen. Als ob er eine Wahl gehabt hätte.
Im Grunde seines Herzens war Laquor der Ansicht, dass ein Kampf nur als letzte Maßnahme angewandt werden sollte, um einen Konflikt zu lösen. Durch die dreisten Aktionen der Rebellen ließ sich eine gewaltsame Auseinandersetzung nicht länger umgehen, das musste selbst er zugeben.
Laquor war Stratege. Wähle den passenden Augenblick für den Angriff, führe den Kampf so, dass du gewinnen kannst, vereitle die Taktik des Feindes, halte Verluste gering – so lauteten seine Leitsätze. Die er in diesem Fall allesamt vergessen konnte.
Ihre Ausgangsposition konnte gar nicht ungünstiger sein. Dreißig bis vierzig Pheytaner mit durchaus ernstzunehmenden magischen Fähigkeiten, die vorgewarnt waren und bereits auf der Lauer lagen. Unbekanntes Terrain, das reichlich Tarnung für einen Hinterhalt bot. Unerfahrene Männer, das feuchtwarme Klima, wilde Tiere, allen voran die Tiger. Das verstand Laquor nun wahrlich nicht unter einem Kinderspiel. Die Bezeichnung Himmelfahrtskommando traf es eher.
Von seinen sechs Spähern, die er zur Lagesondierung ausgeschickt hatte, waren nur zwei zurückgekehrt. Ein hoher Preis für die erhaltenen Informationen: Drei Pfade führten in den Dschungel. Die Rebellen saßen in den Bäumen und schossen mit Giftpfeilen. Und im Westen erhob sich ein Palisadenzaun aus der Savanne, vermutlich eine Art Gehege für die Pferde.
Ein Zaun – sinnend blickte Laquor vor sich hin. Ein neuer Gedanke kam ihm. Hier war etwas, was für die Rebellen von größter Wichtigkeit war.
Die ersten Sonnenstrahlen flirrten über die Ebene. Die Temperaturen würden rasch ansteigen und die Hitze den Dunst hoffentlich auflösen. Laquor wendete sein Pferd und trabte die Reihen wartender Gardisten ab. Angst und Aufregung glühten in ihren Gesichtern. So jung, dachte er. Und ich schicke sie in den Tod.
»Soldaten!«, rief er. »Wir greifen an. Leutnant Kon und seine Männer übernehmen die Führung. Eindringen in den Dschungel in Pfeilformation zu drei Abteilungen. Holt die Rebellen von den Bäumen und lockt sie aus dem Wald. Ziel ist ein Nahkampf in der Savanne. Bogenschützen, an die vorderen Flanken. Die Deckung der Männer hat oberste Priorität, es wird ohne Unterlass geschossen. Leutnant Ardoc, Sie und fünf Ihrer Leute kommen mit mir, ich habe einen besonderen Auftrag für Sie.« Er zügelte sein Pferd, doch der Rappe war kaum zu bändigen, er stellte sich auf die Hinterbeine und stieg.
»Schon gut«, murmelte Laquor und tätschelte den schweißnassen Hals des Tieres, als der Rappe sich wieder beruhigt hatte.
»Männer!«, verkündete er laut. »Wir sind die Garde! Wir sind exzellente Kämpfer! Dort im Dschungel sitzt der Feind – ich will einen Sieg! Bereit?«
»Bereit!«, brüllten die Männer.
… zu sterben, vollendete Laquor den Satz in Gedanken. »Angriff!«, schrie er.
»Ferin, kommst du zurecht? Ich muss sie unterstützen.« Martu deutete nach links, wo sich am Waldrand ein einziges Chaos abspielte.
Ferin konnte das Geschehen nur schwer einschätzen. Zwischen den Bäumen blitzten die karmesinroten Uniformen der Gardisten auf, dann wieder sah sie Pferdeleiber oder die blonden Haarschöpfe der Pheytaner. Hinzu kamen die erschreckenden Geräusche: Degenklirren und Hufgetrampel, brechendes Astwerk, Wiehern. Und Schreie. Der Kampf war in vollem Gange, sein Verlauf nicht absehbar.
Martu schickte sich an, seinen Posten auf dem Baum zu verlassen, kehrte noch einmal um und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. »Wenn nötig, schieß!«, sagte er
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