Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
herauf. Sie hatte ihn unter Druck gesetzt, obwohl sie wusste … Wie konntest du nur, Ferin! Sie wollte sich entschuldigen, doch als sie dazu ansetzte, wurde etwas ganz anderes daraus. »Das … habe ich. Ich weiß, wie wichtig dir das ist und dass du deine Prinzipien hast, und ich rede mir ein, dass es so sein muss. Aber das … das macht es nicht leichter. Es tut weh, so furchtbar weh, dich gehen zu lassen. Und … ich habe Angst um dich, ich will nicht, dass dir etwas zustößt, dass sie dich …«
Martu zog sie an sich und verschloss ihre Lippen mit einem Kuss. Nicht sanft und zärtlich wie sonst, sondern hart. Fordernd. Sie erwiderte ihn heftig. Ließ es zu, dass seine Hände unter ihr Hemd fuhren, ihren Körper erforschten. Schickte die ihren auf ebensolche Wanderschaft. Über seine Brust, seinen Bauch, seine Hüften. Alles hastig, fast panisch und voller Verlangen. Es war wie ein Aufschrei, ein letzter hilfloser Aufschrei. Und er brannte in ihnen beiden.
Schon war es vorbei, und er umschlang sie mit den Armen. »Nesjen«, stöhnte er an ihrem Ohr. »Nein, nein.«
Ferin konnte das Wimmern nicht unterdrücken. Sie verlor ihn.
»Erst wollte ich es tun«, sagte er leise. »Mit euch gehen. Mit dir. Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht. Aber ich kann nicht. Ich muss zurück zu Watov. Die Nita vernichten. Sie gäbe den Arsadern größte Macht. Über alle Völker, auch über …« Er ließ den Rest unausgesprochen. Wie so vieles.
Ein Gedanke hatte sich in ihr festgesetzt. »Vielleicht, wenn ich wüsste, dass du … wiederkommst … irgendwann …«
»Ferin, ich …« Er wich ihrem Blick aus. »Ein Novjengo und eine Pheytana …«
»Also nein.« Sie kam nicht gegen die Ketten an, die ihn banden. Und er war nicht bereit, sie zu sprengen. Dem Ruf seines Herzens zu folgen. Wortlos schlüpfte sie aus seiner Umarmung und lief davon.
Vor ihrer Hütte holte er sie ein und fasste nach ihrer Hand. »Bitte«, flüsterte er. »Lass es nicht so enden.«
Sie sagte nichts, nickte nur. Nach allem, was sie für ihn empfand, was sie glaubte, in ihm zu spüren, war es einfach falsch, dass sich ihre Wege für immer trennen sollten. Aber dennoch wahr. Sie schob das Tuch beiseite, und er folgte ihr in die Hütte. Es bedurfte keiner Erklärung. Er wollte bei ihr sein in dieser Nacht, und sie wollte es auch.
Sie legten sich auf die Matte, ganz eng nebeneinander, und wandten sich das Gesicht zu. Sie berührten sich nicht, und doch fühlte sich Ferin Martu näher als je zuvor. Sein Atem liebkoste ihre Haut, sein Körper war die Ergänzung zu ihrem, und sie sog seine Nähe in sich auf.
Irgendwann begann er ihre Wange zu streicheln, und sie tastete nach den Knochenschuppen in seinem Nacken und ließ ihre Hand darauf ruhen.
Irgendwann schliefen sie ein.
30 Aufbruch
S ie drückt sich an den Felsen. Es sind seine Augen, durch die sie sieht, sein Herz pocht in ihrer Brust. Der Himmel flimmert in unheilvollem Violett. Donner kracht, Wind zerrt an ihrer Kleidung, Sandfontänen schießen empor. Unter gleißenden Blitzschlägen öffnet sich das Portal. Ein Krieger. Orientierungslos taumelt er durch das Nichts, unfähig, aus der einen Welt in die andere zu treten. Der Schreck überwältigt sie mit eisigen Fängen, als sie die Nita in fremden Händen sieht. Sie muss zurück. Zurück … Abrupt erlischt das Toben der Elemente. Der Krieger ist fort.
Und im Osten, hinter den weißen Mauern der Stadt, stirbt die Nacht.
Als Ferin erwachte, war Martu fort. Sie wusste es, noch bevor sie die Augen aufschlug. Es war nicht bloß die Wärme seines Körpers, die fehlte, oder sein Atem. Da war diese Leere, die ihr Innerstes zu verschlingen drohte und selbst die Nachwehen ihres Traumes tilgte.
Er war fort.
Ferin schnellte hoch. War er wirklich gegangen, ohne sich von ihr zu verabschieden? Ohne ein Wort, eine Umarmung, einen letzten Kuss?
Der nächste Splitter löste sich von ihrem Herzen.
Sie kroch durch den Vorhang ins Freie. Der Dorfplatz lag verlassen. Wolken häuften sich im Silberblau der Dämmerung, dicht wie Rauch.
War er eben dabei, die Krevisa hervorzurufen?
Wo war er?
Rhivar!
Ferin rannte los, schneller als je zuvor in ihrem Leben. Quer durch den Wald. Sie zwängte sich unter Ästen hindurch oder sprang darüber hinweg. Büsche und Farne peitschten ihr ins Gesicht, doch es kümmerte sie nicht. Sie passierte Sobenios Haus, hörte, wie sich in der Ferne der erste Donner regte. Ich muss es schaffen, hämmerte es in ihrem
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