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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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recht«, sagte Tamir. »Der Gán wird seine Truppen auf uns hetzen, und schon stecken wir in einer hübschen Schlacht.«
    »Wir müssen ja nicht gleich nach Laigdan ziehen«, meinte Rhys. »Pheytan reicht vorerst. Ich finde, es ist eine Überlegung wert.« Er schenkte Ferin sein schiefes Grinsen, und sie nickte lächelnd, froh, dass er sich ihr gegenüber wieder normal benahm. Das war der Rhys, den sie kannte und mochte. Sie hatte ihn vermisst.
    Ehe jemand etwas erwidern konnte, griff sie den Gedanken auf. »Wenn wir sämtliche Gefangene aus einem der Lager befreien, wäre das ein Vergeltungsschlag für den Angriff der Garde. Damit würden wir den Merdhugern zeigen, dass wir ernstzunehmende Gegner sind. Und gleichzeitig wären wir für einen weiteren Angriff gerüstet. Denkt mal darüber nach, wie viele wir dann wären! Bestimmt wären wir stark genug, den Gardisten in Zukunft Widerstand leisten zu können.«
    Tamir nickte bedächtig. »Möglicherweise. Doch eine so groß angelegte Befreiungsaktion lässt sich nicht von heute auf morgen bewerkstelligen. Die will geplant sein, da gibt es hundert Kleinigkeiten zu bedenken. Allein die Anzahl der Gefangenen bereitet mir Kopfzerbrechen. Im Lager in Assyr beispielsweise …« Er wechselte einen Blick mit Dawid. »Wie viele Pheytaner sind dort inhaftiert?«
    »An die hundertfünfzig«, sagte Dawid. »Vielleicht auch mehr.«
    Akur kratzte sich am Kinn. »Wie sollen wir hundertfünfzig Leute in den Dschungel bringen? Wir besitzen nicht genügend Pferde. Obendrein sind die Gefangenen ausgehungert und schwach, nur die wenigsten schaffen es zu reiten. Tut mir leid, Ferin, dein Vorschlag ist gut gemeint, das will ich gar nicht bestreiten, aber er scheitert an der Durchführung.«
    »Genau, das Ganze ist Irrsinn«, stimmte Dawid zu. »Die Garde würde uns bereits am Rückweg von Assyr überwältigen. Ich sage es noch einmal: Uns bleibt nur die Flucht in den Dschungel. Dort sind wir vor den Merdhugern sicher.«
    Ferin biss die Zähne zusammen. Sollte sie so leicht klein beigeben? »Aber wir müssen handeln«, versuchte sie, die anderen zu überzeugen. »Es muss einen Weg …«
    »Entschuldigt, wenn ich euch unterbreche.« Sobenio trat zu ihnen in den Kreis. Er hatte den Tag über geruht und sich von den Strapazen erholt. Im fahlen Licht der Abenddämmerung sah er immer noch erschreckend blass und mitgenommen aus.
    »Bitte setz dich, Sobenio«, forderte Tamir ihn auf. »Iss erst einmal.«
    Der Magier nahm Platz. Nolina reichte ihm eine Schüssel mit Brei, und er stellte sie vor sich ab.
    »Ich habe den Großteil eurer Diskussion mitverfolgt«, begann er, »und möchte euch einen kleinen Denkanstoß geben. Eure Maßnahmen bedingen entweder einen Kampf oder Flucht. Sicher ist: einen Kampf könnt ihr nicht gewinnen – können wir nicht gewinnen«, korrigierte er sich mit einem Seitenblick auf Ferin, und ihr wurde ganz warm ums Herz.
    »Ja. Wir sind zu wenige«, fuhr er fort, »wir sind zu schwach und zu schlecht ausgebildet. Die Merdhuger sind uns überlegen. Ferin, was du vorschlägst, ist so leider nicht machbar. Wir würden alle sterben und dennoch nichts ausrichten. Nun zur Flucht: Wenn wir uns in den Dschungel zurückziehen, verschließen wir die Augen vor der Wirklichkeit. Kampf oder Flucht – beides geht am Kernproblem vorbei.«
    »Was ist das Kernproblem?«, fragte Ferin.
    »Tja, was ist das Kernproblem? Die Wurzel allen Übels? Was zwingt uns seit zweihundert Jahren zu Boden, dämpft unsere Kräfte und gibt den Merdhugern Macht über uns?«
    »Die Maske«, flüsterte sie.
    »Die Maske«, wisperte das Echo von allen Seiten.
    »Die Maske«, bestätigte Sobenio. »Sie ist die Grundlage der Konvention. Denkt nach! Was wäre, wenn es die Masken nicht gäbe?«
    Wenn es die Masken nicht gäbe, dann … Ferin verlor sich in einer Flut berauschender Phantasien. Keine Maskierungen mehr, kein Vergessen. Nichts würde die Entwicklung magischer Fähigkeiten hemmen. Sie wären stark. Nicht sofort. Es würde einige Zeit dauern, die Herrschaft der Merdhuger zu brechen. Doch sie müssten die Konvention neu überdenken, den Vertrag ändern – genau das, was ihr vorgeschwebt hatte.
    Aber wie? Wie konnte es gelingen, die Masken zu vernichten? Das Maskenbecken fiel ihr ein und die Rinne, die aus der Mauer des Spiegelsaals austrat. Woher kamen die Masken? Wer erschuf sie? Und wie ließen sie sich zerstören?
    Die anderen mussten ähnliche Gedanken beschäftigt haben, zu einem

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