Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
nichts Neues, weißt du. Ich liebe dich schon so lange. Vom ersten Tag an. Ich wusste nur nichts mit meinen Gefühlen anzufangen. Und nach der Nacht mit den Tigern wurden sie stärker und stärker.« Sein Blick fand wieder Halt in ihrem. »Ich wollte dir das immer sagen, doch irgendwie … Dann sah ich dich mit Martu. Und ich … nun ja. Da wäre es wohl unpassend gewesen. Aber jetzt«, er lächelte flüchtig, »ist er weg. Und er kommt nicht wieder, oder?«
Rhys war niemals wütend auf mich, schoss es Ferin in den Sinn, er war bloß … eifersüchtig. »Nein, ich denke nicht, dass er wiederkommt«, sagte sie. Wurde es nicht mit jedem Tag leichter, es zu akzeptieren?
»Tut mir so leid für dich.« Rhys schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. »Ich bin ein Idiot. Ich mache alles kaputt.«
»Nein, nein. Schon gut.«
»Ich probiere es noch einmal.« Er rutschte näher an sie heran. »Ferin, ich liebe dich«, sagte er so feierlich, dass ihr schon fast wieder zum Lachen zumute war. »Du bist ein wunderbares Mäd… eine wunderbare Frau. Ich würde alles für dich tun. Wenn du … glaubst du, du kannst …?«
»Nein.« Ferin sah den schmerzvollen Ausdruck in seinem Gesicht, hob die Hände. Abschwächend. Noch lieber wollte sie ihr unbedachtes Nein zurücknehmen. Konnte sie lügen? Ihn belügen? Sich selbst? »Ich meine, ich weiß nicht. Es ist so unerwartet.« Gar nichts war unerwartet, sie war die schlechteste Lügnerin aller Zeiten.
»Es muss nicht sofort sein. Vielleicht nach einiger Zeit – morgen?«
Nun musste sie doch lachen. Selbst in dieser Situation war er um keinen Scherz verlegen.
»Ich würde gern mit dir leben«, fuhr er fort. »Kinder haben. Dich glücklich machen.« Seine Hand schwebte für einen Atemzug an ihrer Wange. Dann ließ er sie sinken, ohne sie zu berühren.
»Ich weiß nicht, ob ich das kann. Es ist nicht so, dass ich nichts für dich empfinde. Wie gesagt, du bist mein Freund. Aber eben nur …«
»Ein Freund.« Rhys nickte. »Freundschaft ist ein guter Anfang, finde ich. Versteh mich nicht falsch – nichts gegen ihn –, aber er kommt nicht zurück. Ich dagegen bin hier. Bei dir.«
Ein einfacher Tausch. Ihre Mutter hätte es so gesehen. Der eine ist so gut wie der andere, hätte sie gesagt. Ferin ertappte sich bei einem Schmunzeln. War es tatsächlich so abwegig? Warum nicht über ein Leben mit Rhys nachdenken? Er würde gut für sie sorgen, und für die Kinder. Kinder. Ihm so nahe zu kommen, erschreckte sie nun doch wieder. Ja, es war schön, von ihm berührt zu werden. Angenehm. Aber weit entfernt von diesem Prickeln, der schmerzhaften Sehnsucht, die Martu in ihr ausgelöst hatte. War das genug? Konnte aus einer Freundschaft Liebe wachsen?
»Denk darüber nach, Ferin«, sagte Rhys und erhob sich. »Womöglich änderst du ja deine Meinung.«
»Rhys!« Sie sprang ebenfalls auf. Vergiss Martu. Hier ist ein Mann, der dich liebt. »Ich werde es mir überlegen, versprochen. Es wird ein wenig dauern. Kannst du Geduld mit mir haben?« Was sage ich da bloß?, dachte sie, doch als sie das Strahlen in seinem Gesicht gewahrte, verabschiedeten sich ihre Zweifel.
»Das kann ich. Ich will dich keineswegs drängen, hier geht es immerhin um dein Leben. Um unser Leben.«
»Ich mag dich, sehr sogar«, versicherte sie ihm. »Vielleicht kann ich dich eines Tages … lieben.«
Ein verschmitztes Lächeln zuckte über seinen Mund. »Bekomme ich einen Kuss?«
Sie wich zurück. »Das ist etwas gewagt, oder?«
Jetzt grinste er. »Ach, findest du?«
Ferin lachte auch. Weshalb machte sie sich Sorgen? Mit Rhys war alles so unkompliziert, bestimmt würde es sich fügen. Zur rechten Zeit.
»Du bekommst deinen Kuss, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe.« Es war ein Versprechen, das sie ihm gern gab. Weil sie genau das spürte.
»Ich nehme dich beim Wort«, sagte er mit einer Ernsthaftigkeit, die eine zarte Wärme in ihr weckte – Balsam für ihr geschundenes Herz. Er streckte ihr die Hand hin, und nach kurzem Zaudern schlug sie ein. Meine Güte, sie fühlte sich schon beinahe verheiratet!
Es war früh am Morgen, als sie die Minen von Sakeh erreichten. Die Felsen des Roten Gebirges präsentierten sich kahl, der Platz vor dem Eingang zu den Stollen lag still und verlassen. Schon vor Jahren war der Erzabbau eingestellt und das Bergwerk geschlossen worden. Ein alter Karren mit gebrochener Achse gammelte vor sich hin, mehrere umgekippte Förderwagen dienten den Wüstenratten als
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