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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Vergessenheit geraten? Eine Welle von Wut und Trauer rollte über sie hinweg, Tränen schossen ihr in die Augen und mit ihnen aber auch die Gewissheit, dass sie – egal, wie ihr Unternehmen in Laigdan auch enden mochte – das einzig Richtige taten. Vielleicht würden sie beim Versuch, ihr Volk zu befreien, alle sterben, doch vielleicht würden sie damit auch ein neues Zeitalter begründen und die Herrschaft der Masken für immer beenden. Wäre das nicht jedes Opfer wert?
    Eine Weile stand sie vor den Überresten ihrer Vorfahren im Wind und hörte dem Lied zu, das die steinernen Zacken ihm entlockten. Dann drehte sie sich um und begann zu laufen.
    Schon nach wenigen Schritten hielt sie inne. Rhys saß im Schatten eines Felsvorsprungs, einen schlanken Knochen in der Hand und tausend Gedanken im Gesicht. Zögernd trat sie näher. Das Gestein schirmte den Wind ab, ganz ruhig war es in der Nische.
    »Da bist du ja«, sagte er, als hätte er sie schon die ganze Zeit erwartet. »Komm, setz dich.«
    Ein wenig befangen kniete sie sich zu ihm in den Sand. Er sah fremd aus in seiner grauen Kleidung und viel jünger, als er war. Noch im Dschungel, in beigen Lederhosen, weißem Hemd und mit dem Dolch an der Hüfte, hatte er wie ein Mann gewirkt, und sie hatte sich gefragt, ob ihr Täuschungsmanöver nicht sofort durchschaut werden würde. Heute und hier war er nur ein Junge. Das Licht der Nachmittagssonne fing sich in seinen Augen. Goldenes Flirren im samtenen Grün.
    »Ja, da bin ich.« Sie bemühte sich um ein Lächeln. Eines, das zu Rhys passte. Es gelang ihr nicht ganz. Ob er sie weinen gesehen hatte?
    Rhys starrte sie an, und sie bemerkte, dass sein unbeholfenes Schweigen in Wahrheit die Suche nach den richtigen Worten war. Und wie an ihrem letzten Abend in Pheytan konnte sie seine Miene auch diesmal nicht deuten.
    Ferin wies auf den Knochen. »Was meinst du, wer das war?«
    »Hm. Ein junger Krieger vielleicht, der durch einen Degenstich starb.«
    »Oder ein Mann, der seine Familie beschützen wollte.«
    »Eine Pheytana, die sich über ihr Baby warf.« Er stieß ein Keuchen aus. »Nein. Das geht mir nun doch zu weit. Weg damit.« Er legte den Knochen beiseite, und Ferin sah zu, wie er ihn hastig mit Sand bedeckte. Gleichzeitig kehrten ihre Blicke zueinander zurück. Rhys grinste schief.
    »Glaubst du, dass die Seelen der Toten lebendig sind?«, fragte sie. »Dass sie noch hier sind?«
    »Nein«, sagte er so trocken, dass Ferin lauthals lachen musste. Er fiel mit einem Prusten ein. »Bestimmt nicht.«
    »Es tut gut, mit dir zu lachen«, sagte sie, als sie sich ein wenig beruhigt hatte. Wie wohl sie sich in seiner Nähe fühlte! »Du schaffst es immer wieder, mich aufzumuntern.«
    Augenblicklich wurde er ernst. Sie sah, wie er schluckte und erneut um Worte rang. »Gut, dass du hier bist«, presste er schließlich hervor.
    »Weil?«, fragte sie gedehnt, um ihm zu einem Anfang zu verhelfen. Er hatte etwas auf dem Herzen, ohne Zweifel.
    »Weil …« Rhys druckste herum. Er leckte sich die Lippen, pustete sich die Haare aus der Stirn, half mit den Fingern nach – sie hatte ihn noch niemals so nervös gesehen. »Ich wollte dir etwas sagen.«
    »Aha.« Ging es um ihren Auftrag in Laigdan?
    »Ich sehe, wie du leidest. Du warst so traurig die letzten Tage. Ich meine, in Pheytan. Seit er … Und … ich würde gern für dich da sein, falls du das auch willst.«
    »Oh.« Das war es. Das! Oder doch nicht?
    »Weißt du … es ist so …« Wieder ein Schlucken. »Also, ich … ich liebe dich.«
    Ferins Schultern sanken nach unten, ihre Anspannung verflog. Ihre Reaktion überraschte sie – sie war erleichtert. Von einer schweren Last befreit. Sein Geständnis war wie ein Schlag in die Magengrube und zugleich die lang ersehnte Erlösung. Als würde nie Ausgesprochenes endlich gesagt.
    »So.« Rhys atmete tief durch. »Jetzt weißt du es. Fühlt sich eigenartig an, aber auch irgendwie … gut.«
    Sie kämpfte mit einer Antwort. Egal wie sie es formulierte, sie würde ihn verletzen. Und das war das Letzte, was sie wollte. Dennoch wollte sie ehrlich zu ihm sein. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, rettete sie sich.
    »Du könntest sagen: ›Ich dich auch.‹ Doch vermutlich … ist das nicht der Fall.«
    Nein. Nicht wirklich. Nicht so. »Ich mag dich sehr. Du bist mein bester Freund.«
    »Nun, das ist ja immerhin etwas.« Seine Augen wanderten in die Ferne, die irgendwo zwischen dem Wüstengrab und dem Himmel lag. »Es ist

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