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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Unterschlupf. Aufgeregt flitzten sie durch die ins Holz genagten Löcher ein und aus und schienen ihren Fluchtinstinkt völlig vergessen zu haben.
    Von der Winde des Ziehbrunnens baumelte ein Eimer an einem zerfransten Seilstück. Das Glück war ihnen auch weiterhin gewogen – der Brunnen führte Wasser.
    Ferin war heilfroh, als die Pferde endlich getränkt und in einer der vorderen Höhlen untergebracht waren. Zufrieden kauten sie an dem geschnittenen Gras, das die Rebellen in Bündeln aus Meynopt mit hertransportiert hatten. Ein karges Mahl und lange nicht ausreichend für die müden Tiere, doch es musste fürs Erste genügen. In der Nacht wollten sie sie ins Freie bringen, damit sie an den dürren Halmen rupfen konnten, die sich hartnäckig zwischen rotem Sand und Geröll behaupteten.
    Die Pheytaner selbst fanden in einer zweiten Höhle Unterschlupf. Es war kühl und trocken, ein Segen nach dem wenig erquickenden Schlaf unter der sengenden Sonne Meynopts. Ferin wählte ihren Platz in einer sandigen Mulde, und Rhys ließ sich wie selbstverständlich zu ihrer Rechten nieder. Eine Weile aßen und tranken sie ohne viele Worte, dann streckte sich Rhys neben ihr auf der Matte aus.
    Gern hätte Ferin es ihm gleichgetan, doch sie konnte nicht. Ihre Haltung ihm gegenüber hatte sich verändert. Die lockeren Bande der Freundschaft waren plötzlich gestrafft. Sie fühlte sich unwohl in seiner Gegenwart. Eingeengt und verkrampft. Andererseits mochte sie ihn. Er war der Freund, mit dem sie reden konnte, der sie beschützte, auf den sie sich verlassen konnte. Ja, da war mehr. Viel mehr, als sie sich je eingestanden hatte. Hatte sie es verdrängt? Absichtlich ignoriert, weil sie Angst vor der Veränderung gehabt hatte? Und wie konnte sie ihn lieben, wenn all das, was sie beide verbunden hatte, einfach fort war?
    »He«, sagte er sanft. »Was ist? Du solltest schlafen, am Abend müssen wir wieder los.«
    »Mhm«, machte sie, massierte ihren Nacken, kreiste mit den Schultern. »Ja. Es ist nur … mir tut alles weh.«
    »Aber im Liegen wird es besser. Weißt du was, leg deinen Kopf in meinen Arm.«
    »Ich …« Ferin verstummte, sogar ihre Zunge war gehemmt.
    Rhys setzte sich auf. »Das wollte ich nicht«, sagte er nach einem Moment des Schweigens.
    »Was?«
    »Dass es so wird zwischen uns.«
    Ihr entwich ein Klagelaut. »Ich … auch nicht.«
    »Ferin, bitte vergiss, was ich gestern gesagt habe.«
    »Dass du mich liebst? Wie könnte ich das vergessen? Es sei denn, du hättest es nicht ehrlich gemeint.«
    Sie hörte ihn schlucken.
    »Denkst du das von mir?«, fragte er.
    »Nein. Eigentlich nicht.«
    »Sag mir eines: Bist du … ehrlich zu mir?«
    Ferin forschte in ihrem konfusen Denken nach dem, was sie wirklich wollte. Sie stieß auf sein schiefes Grinsen. Auf die goldenen Fünkchen in seinen Augen. Wärme durchflutete sie, stärker noch als am Vortag. Es war ganz einfach – sie wollte seine Freundschaft zurück, und: Sie wollte offen sein für mehr.
    »Das bin ich«, sagte sie.
    »Dann vertrau mir«, bat Rhys. »Nichts hat sich geändert. Wir sind immer noch dieselben.« Er fasste an ihre Schultern, ließ sich zurücksinken und zog sie mit sich mit. Sie wehrte sich nicht. Sie wollte ihm vertrauen. Vertrauen war die Grundlage für Freundschaft. Und Liebe.
    Als ihr Kopf in seiner Armbeuge ruhte und sein Atem sich in ihrem Haar verfing, entspannte sie sich, und ihr Unbehagen löste sich in Luft auf. Sie war geborgen.
    Unter dem Wispern der Fackeln entschwebte die zerklüftete Höhlendecke, und Ferin fiel in tiefen, traumlosen Schlaf.

32 Alte Schuld
    A uf ihrem Weg nach Laigdan am frühen Abend hatte Ferin Mühe, mit Rhys Schritt zu halten. Es sei nicht allzu weit, hatte er versichert, doch nun waren sie bereits einige Zeit unterwegs, und die Schotterstraße zog sich endlos dahin. Kurve folgte auf Kurve, ihren Augen bot sich ständig das gleiche Bild: rötliches Gestein, schroffe Klippen, Geröllhalden. Nichts als karge, einsame Berglandschaft. Laigdan hätte ebenso gut ein Mythos sein können.
    Vor gut einem Jahrhundert waren hier mehrmals täglich die Pferdekarren entlanggerattert und hatten das abgebaute Erz zur Weiterverarbeitung in die Stadt transportiert. Nun waren die Lagerstätten erschöpft und die alte Handelsroute Vergessenheit.
    Seit sie die Mine verlassen hatten, glühte ihnen die Abendsonne im Rücken. Ferin hatte ganz vergessen, wie die Luft hier an den Hängen des Roten Gebirges schmeckte: trocken, staubig

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