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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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schiefen Holzwände. Sie wirkten wie eilig aneinandergezimmert und waren mit weißer Farbe bestrichen, damit sie ins Stadtbild passten. Zumeist hatten sie nicht einmal Fenster, nur einen Eingang, vor dem Bretter oder ein Vorhang befestigt waren. Zwischen den Hütten waren Stricke gespannt, und überall schaukelten die gleichen Kleidungsstücke im leichten Wind: Hosen und Kittel, Jacken, Unterkleider, Umhänge. Alle grau. Da und dort hatte sich ein gestreifter Teppich oder ein farbiges Tuch zur Wäsche gesellt. Bunte Farbkleckse in einem Meer an Eintönigkeit.
    Das Leben der Bewohner – es waren ausschließlich Pheytaner, je nach Alter maskiert oder unmaskiert – spielte sich auf der Straße ab. Eine Familie saß vor ihrem Haus auf einer Bank und aß. Ein alter Mann hackte Holz. Zwei Frauen wuschen am Brunnen Kleidung in einem Bottich. Kinder schichteten Steine, fochten mit Stöcken, spielten Klatsch- und Hüpfspiele. Normale Alltagsbilder eigentlich, wäre da nicht dieses bedrückende Schweigen gewesen, das sich als träger Strom von einem Haus zum nächsten wälzte. Kein Lachen, kein Plaudern, nicht ein Gespräch begleitete den Abend. Selbst die Kinder hüteten sich, das Redeverbot zu missachten. Es war gespenstisch.
    Je weiter sie kamen, desto mehr Menschen bevölkerten den Straßenrand, so dass sie sich zwischen den Grüppchen hindurchschlängeln mussten. Hauptsächlich waren es junge Pheytaner in Ferins Alter, aber auch ein paar maskierte Erwachsene hatten sich unter sie gemischt. Sie hockten auf dem Boden, als wären sie dort festgewachsen, und starrten vor sich hin. Ihre Gesichter waren leer, regelrecht unbeseelt. Und es waren so viele. Nie und nimmer konnten sie alle in den winzigen Hütten wohnen.
    »Wo sind wir hier?«, raunte Ferin.
    Rhys warf ihr einen raschen Blick zu. »Das ist Laigdans Barackensiedlung. Sag bloß, du kennst sie nicht?«
    »Nein.« Hier war sie noch nie gewesen. Sie hatte nicht einmal den Schimmer einer Ahnung gehabt, dass so etwas vor den Toren der Stadt existierte. »Wohnen sie alle in den Hütten?«
    »Nicht alle«, murmelte Rhys. »Viele leben auf der Straße. Sie kommen von weit her und warten auf die Maskierung.«
    »Wie lange denn?«
    »Ziemlich lange, zwei bis drei Monate. Nur Stadtbewohner erhalten Termine.« Er stieß sie an. »Vorsicht, Garde. Runter.«
    Sie schwenkten nach rechts und setzten sich auf ein freies Plätzchen mitten unter die Leute. Ferin schlang die Arme um die Beine und spähte nach vorn. Zwei Gardisten bahnten sich ihren Weg zwischen den Wartenden hindurch, mit der Hand am Degen kontrollierten sie die Einhaltung der Kleidervorschrift. Bitte lass sie vorbeigehen, flehte Ferin im Stillen und drückte sich enger an Rhys. Wenn die Gardisten sie jetzt verhafteten, war alles aus.
    Unendlich langsam rückten die Soldaten näher, jeder neue Schritt der Männer erschien Ferin wie eine Ewigkeit. Dann waren sie auf gleicher Höhe; Stiefel knirschten, und Gesprächsfetzen flatterten an ihr Ohr.
    »Angeblich soll es keinen Prozess geben«, sagte einer der Gardisten. »Er will den Mann noch diese Woche hinrichten lassen.«
    »Aber er beteuert seine Unschuld«, gab der andere zurück.
    »Er lügt. Ich war dabei. Der König stand direkt vor ihm. Wer sonst sollte das Messer nach ihm geworfen haben?«
    »Du warst dabei? Man sagt, er wäre an seinem Blut erstickt.«
    »O ja. Ganze Bäche liefen ihm aus dem Hals. Kein schöner Tod.«
    Die beiden entfernten sich plaudernd, Ferin atmete auf.
    »Hast du gehört?«, wisperte sie Rhys zu, kaum dass die Soldaten außer Hörweite waren. »Der König ist tot.«
    »Ja. Das ist nicht gut für uns.« Rhys warf einen prüfenden Blick die Straße hinunter, wo die Gardisten gerade hinter einer Ecke verschwanden. »Komm, wir müssen weiter.«
    Sie erreichten die Stadtmauer ohne weitere Zwischenfälle. Der wachhabende Gardist schaute nicht einmal auf, als sie durch das Tor gingen. Eine Weile irrten sie bergan durch die engen Gassen, bis Ferin einen ihr vertrauten Platz entdeckte und sich an den richtigen Weg zu ihrem Elternhaus erinnerte. An jeder Ecke lugte Rhys nervös in die angrenzenden Straßen, doch die Stadt war wie ausgestorben.
    Als sie endlich vor dem Holztor standen, färbte der Sonnenuntergang die weißen Mauern blassrosa. Im Hof war niemand zu sehen, nur das Haus beäugte sie aus erleuchteten Fenstern. Bestimmt waren Estella und Hanneí dabei, das Abendessen zuzubereiten. Wehmütig blickte Ferin hinüber – dieses Wiedersehen

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