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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Strudels verfolgt. Voll Schaudern dachte sie an ihre verzückte Begeisterung und die Vorfreude zurück.
    Im Hier und Jetzt jedoch wich das Schaudern blankem Entsetzen, als sich ihre Ahnung bewahrheitete. Das wirbelnde Wasser machte ihr schlagartig bewusst, wie mächtig die Masken waren. Sie beugte sich vor und suchte mit zusammengekniffenen Augen das Becken ab. Das Wasser rotierte mit entfesselter Kraft, die schaumgekrönte Spirale musste alles und jeden unweigerlich in die Tiefe reißen. Tamir hatte keine Chance, je wieder nach oben zu gelangen. Er würde ertrinken.
    Als Ferin bemerkte, dass Jasta auf die Mauer geklettert war, war es zu spät für eine Warnung oder für Überlegungen. Es reichte gerade für einen Reflex. Jasta sprang – und Ferin griff zu. Sie erwischte zwar nur einen Stoffzipfel, und die Strömung zerrte mit zornigen Klauen an Jasta, doch es genügte. Die kleine Pheytana tauchte wieder auf und schnappte nach Luft.
    »Deine Hand!«, schrie Ferin und streckte sich ihr entgegen.
    »Lass mich! Tamir …!« Jasta wand sich, versuchte sich loszureißen und schlug dabei wild um sich, bis eine Welle über sie hinwegspülte und ihre Gegenwehr zum Erlahmen brachte. Ferin wühlte im zischenden Wasser, während sie die andere Hand in Jastas Hemd krallte, völlig panisch angesichts der drohenden Gefahr eines weiteren Verlustes. Sie bekam Jasta an der Schulter zu fassen, rutschte wieder ab, weil der Sog einfach zu stark war. Da halfen plötzlich andere Arme mit – Akur lag neben ihr bäuchlings über der Mauer.
    Jasta kam wieder hoch. »Tamir!«
    »Du kannst ihm nicht helfen!«, schrie Akur.
    »Er ertrinkt!«
    »Du auch!«
    Jasta machte einen letzten Versuch, sich gegen Akurs Griff zu stemmen, dann gab sie auf und ließ sich herausziehen. Erschöpft sackte sie zu Boden. Akur kümmerte sich nicht um sie, sondern stürzte zurück zum Becken.
    Tränen schimmerten vor Ferins Augen, als sich die Gewissheit in ihr Denken brannte: Nichts konnte Tamir mehr retten.
    Allmählich ebbte das Rauschen ab, mit jeder Runde drehte sich der Strudel langsamer. Für einen Atemzug stand er wie festgefroren im Becken, dann fiel er in sich zusammen. Wellen sprangen gegen die Einfassung. Was von der Vernichtung blieb, war leises, unschuldiges Glucksen und ein schwarzer Spiegel, auf dessen zittriger Oberfläche das Licht von zwanzig Fackeln schaukelte.
    Die Pheytaner verharrten schweigend. Das Wasser erstarrte, ihre Herzen taten es ihm gleich.
    Tamir war tot.
    Sollte ich es nicht schaffen … Hatte er es geahnt?
    Akur war an der Mauer zusammengesunken. Das Gesicht in den Handflächen verborgen, weinte er still. Jasta drosch mit der Faust auf den Boden. Immer wieder. Bis sich Pasim neben sie setzte und sie in die Arme nahm.
    »Mein Licht soll dich begleiten«, flüsterte Sobenio und stieß die Fackel hoch, so dass die Flammen Funkenschauer ins Gewölbe entsandten – sein letzter Gruß an Tamir.
    Eine Fackel nach der anderen hob sich, und die Stimmen der Rebellen wanderten durch den Saal: »Mein Licht soll dich begleiten.«
    In Ferin machte sich eine unnatürliche Kälte breit, die alles wie unter einer Eisdecke begrub. Wann hatte sie sich zuletzt so gefühlt? Als die Gardisten Rhys wegschleiften? Oder beim Abschied von Martu? Als Gamón starb? Nein, fiel es ihr ein, es war der Morgen, an dem ich die Maske verlor. O nein, zerstörte, korrigierte sie sich grimmig.
    Mit einem Stöhnen kam Akur auf die Beine. »Hoang, sieh bitte nach dem Tor im Spiegel.«
    Hoang lief los und kehrte gleich darauf kopfschüttelnd zurück. »Alles zu.«
    »Schön. Das war’s«, sagte Akur. »Wir brechen die Sache ab.«
    Blicke gingen hin und her, keiner widersprach. »Es ist zu riskant«, erklärte er weiter, als müsste er sie alle erst überzeugen. »Ich möchte nicht noch ein Leben gefährden.«
    Eine Idee zuckte in Ferin auf. Für Sekunden rang sie mit sich selbst, dachte über die Folgen nach, dann stand ihr Entschluss fest. Sie öffnete ihren Gürtel, ließ ihn mitsamt dem Heilmittelbeutel fallen und zog sich den Kittel über den Kopf. Darunter trug sie ihr ärmelloses Unterkleid, es war leicht und würde sie nicht belasten. Zuletzt streifte sie die Schuhe ab. Der Steinboden unter ihren bloßen Füßen war kühl. Angenehm.
    »Was tust du da?«, raunte Sobenio.
    Ferin ignorierte ihn. Sie wusste, dass ihr Vorhaben dumm und riskant, nein, selbstmörderisch war, aber es war das, was sie tun wollte. Nichts würde sie davon abbringen. Sie stellte sich

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