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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Wieder diese Stimme. So zärtlich. »Es wird gleich besser werden. Dein Körper wird dich heilen.«
    Ein Wimmern zitterte zwischen ihren Lippen. Konnte es wahr sein?
    »Ganz ruhig. Das wird schon.«
    Der Schmerz wollte nicht nachlassen. Vielleicht, wenn sie nicht daran dachte, wenn sie sich anderer Empfindungen besann … Sie war nass, ihr Kleid war nass, ihre Haare. Und doch war ihr nicht kalt. Sie lag in warmen Armen. Atemzüge streiften sie, ein köstlicher Duft umströmte sie, und sie sog ihn ein. Immer wieder, immer tiefer. Er schmeckte nach mehr. Nach allem, was sie ersehnte und erträumte, nach allem, was sie vermisste. Nach dem, was sie liebte.
    Nach ihm.
    »Martu?«, flüsterte sie und öffnete die Augen, um endlich bestätigt zu wissen, was sie fühlte. Ja, er war es, er war es! Die Bestürzung über sein Aussehen begrub den Schmerz. »Himmel … was ist mit dir …« Ihre Stimme quittierte den Dienst, was sie sagen wollte, zersplitterte zu einem rauhen Krächzen.
    Martu lächelte sachte. »Nicht reden.«
    Sie schwieg. Verwirrt, dass er da war, unverhofft und unwirklich und doch so lebendig. Aber wie er aussah! Als hätte ihn der Tod berührt. Sein Gesicht hatte die Farbe von Asche, und die Augen lagen in dunklen Höhlen. Ein Riss verlief quer über seine linke Schläfe bis auf die Wange, blutverkrustet und entzündet. Er trug kein Hemd, auch keine Bandagen … und seine Handgelenke waren wund. Da waren noch mehr Verletzungen. Blauschwarze Blutergüsse auf der Brust, die von Schlägen stammen mochten. Und Peitschenstriemen.
    Mühsam hob Ferin die Hand und tastete über seine Schläfe. Ein Bilderregen prasselte auf sie ein, Gefühle überrollten sie. Ein finsteres Loch. Metall beißt in seine Haut. Schreie. Watov, abgemagert und … gebrochen. Und bittere Verzweiflung, als er zusehen muss, wie sie ihn misshandeln.
    »Nein, nein!« Sie wollte sich aufsetzen, aber er ließ sie nicht. Hielt sie einfach fest, ungeachtet seiner bloßen Stacheln.
    »Sch«, versuchte er, sie zu beruhigen. »Es ist vorbei.«
    »Ist er tot?«
    Ein Schatten breitete sich über sein Gesicht. »Ja.«
    Kurz streifte sie der Gedanke, dass sie einander verstanden. Ohne Worte, ohne nähere Erklärung. Nur durch eine Berührung. Ihre Hand wanderte weiter, auf der Suche nach dem, was er ihr nicht sagen wollte. Flackernder Lichtschein. Hände, die ihn niederdrücken. Eisen, im Feuer zum Glühen gebracht. Jede Frage heißer Schmerz. Rauchschwaden. Verkohltes Fleisch. Sein Arm … Sein Arm! Hastig griff sie danach – nein, nichts. Der andere, der linke, der, in dem sie lag. Sie drehte und wand sich, um zu prüfen …
    »Nesjen, nicht«, murmelte Martu.
    Irgendwie erhaschte sie doch einen Blick, sah die wulstige Brandwunde, die sich über seinen Unterarm zog – Zeugnis der Folter, als sie von ihm abpressen wollten … Was?
    »Alle Mächte! Was ist passiert?«
    »Nicht jetzt.« Er hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. »Das muss warten. Erst geht es um uns.«
    »Uns?« Es gibt ein Uns?
    »Ja, uns.« Martu sah sie ernst an. »Ich war so dumm, Ferin. So blind. Alles wollte ich sehen, unsere unterschiedliche Herkunft, meine Pflicht als Turaná, die verzwickte Lage, in der ich mich befand, den Kodex und meine Grundsätze, ja, sogar meinen Tod. Nur vor dem, was wirklich zählt, habe ich die Augen verschlossen, und …«
    »Halt«, unterbrach sie ihn. Die Worte sprudelten viel zu schnell aus ihm hervor, wie aus einem Fass, das überlief. Sie konnte ihm einfach nicht folgen. »Wovon sprichst du?«
    »Ich konnte nicht sehen, dass du es bist.«
    »Dass ich es bin? Dass ich was bin?«
    »Du, Ferin, du bist es. Du bist meine Adáhr.«
    »Ich? Aber, ich dachte …« Das war ganz ausgeschlossen. Sie konnte nicht … sie war doch nicht … »Ich bin keine Novjengo …«, wisperte sie.
    »Nein, das bist du nicht. Doch du wohnst in meiner Seele, du pochst in meinem Herzen, deine Kraft gab mir Leben und tut es noch. Du bist der Teil, der mich zum Ganzen macht, die eine wahre Partnerin. Das und nichts anderes ist eine Adáhr. Von klein auf wurde mir eingetrichtert, den Kodex zu befolgen, aber niemand hat mich je gelehrt, auf meine Gefühle zu hören. Dabei ist es so einfach. Damals in Laigdan, als ich dich das erste Mal in meinen Armen hielt, da hast du mein Gesicht berührt … Das war eine Liebeserklärung von dir, Ferin. Unbewusst zwar, aber dennoch … Ke shom baley  – bei den Novjengos ist das Betasten des Gesichts ein uraltes Ritual unter

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