Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
zweimal hinsehen, bis sie die Person erkannte, die sich zwischen Akur und Sobenio schob.
»Nolina!«, rief sie erstaunt. »Wie kommst du denn hierher?«
Nolina schenkte ihr ein warmes Lächeln und wog die Nita in ihren Händen. »Tja, weißt du, Martu machte mir ein Angebot, das ich nicht ausschlagen konnte. Wirklich, ich kann mit Sobenio gehen«, versicherte sie Akur.
»Nein. Du gehst nirgendwohin«, widersprach er ungehalten. »Am besten würdest du sofort wieder durch dieses Portal verschwinden, aber die Kugel hat schon genug Schaden angerichtet.«
»Na vielen Dank auch, Liebster«, zischte Nolina. »Wenn ich dich daran erinnern darf: Die Kugel hat uns hergebracht. Nur deshalb ist Ferin noch am Leben.«
Akur seufzte. »Ja, schon klar. Doch sie hat den Saal verwüstet«, er deutete auf die eingestürzte Mauer und deren Trümmer, die überall verstreut auf dem Boden lagen, »und das Getöse hat gewiss halb Laigdan aus dem Schlaf gerissen. Ich fürchte, die Garde wird sich bald zu uns gesellen, und dann bist du hier nicht sicher.«
»Dann ist niemand mehr sicher«, sagte Nolina. »Gebt mir eine Waffe, und ich werde kämpfen.«
»Auf keinen Fall. Du hältst dich im Hintergrund …«
»Dann ist es dir also lieber, sie töten mich, ohne dass ich mich verteidigen kann? Ist es das, was du willst?«
»Nein, ich …«
»Gib mir eine Waffe, Akur! Ich bin hier, du kannst es nicht ändern …«
»Macht denn hier jeder nur, was er will?«, rief Akur. »Verflucht noch eins! Wie soll ich euch anführen, wenn keiner auf mich hört!«
»Ich kann gehen«, sagte Ferin in das betretene Schweigen hinein. »Wenn Martu mich stützt, schaffe ich es.«
Akur machte eine beschwichtigende Geste, die wohl am allermeisten ihm selbst galt. »Schön. Also, Sobenio, Ferin und Martu erkunden den Berg. Hoang wird mit euch kommen, für alle Fälle. Haben wir noch eine Waffe für Martu … und eine für Nolina?« Hoang grinste und reichte Dolche an die beiden weiter. »Nolina, du versteckst dich hinter der Tür im Spiegel und rührst dich nicht von der Stelle. Sieh zu, dass sie unter allen Umständen offen bleibt.« Er blickte in die Runde. »Fünf von euch besetzen die Badestube, Dawid braucht Unterstützung. Die anderen kommen mit mir, wir verteilen uns um den Haupteingang. Sobenio, viel Glück, und bei der Gnade der Mächte: Beeilt euch!«
Fröstelnd drängte sich Ferin an Martu. Sie hatte gut daran getan, ihr nasses Unterkleid gegen den Kittel zu tauschen, hier war es nicht gerade warm. Er hatte ebenfalls sein Hemd übergezogen, jenes, wie sie inzwischen wusste, das ihm Laiko gegeben hatte, als er arg mitgenommen und völlig verdreckt in Rhivar aufgetaucht war. Und nun hing sie an seinem Arm und fühlte sich mit jedem Schritt kräftiger.
Eben waren sie durch die Tür im Spiegel geschlüpft und hatten Nolina dort zurückgelassen. Sobenio trug die Fackel und leuchtete Hoang, der mit gezücktem Degen vorausmarschierte.
Der Gang war offenbar natürlichen Ursprungs. Das Licht glitt über rauhes Gestein, fing sich in Vorsprüngen und Ritzen und wurde von schwarzen Untiefen geschluckt. Der Felsen war durchlöchert wie ein Sieb. Ein beständiger Zug strich ihnen um die Nase, es roch feucht, aber nicht muffig – von irgendwoher musste Frischluft in das Höhlensystem strömen.
»Also hat dich Nolina hergeführt?«, flüsterte Ferin.
»Ja. Ich brauchte ihre Gedanken. Schließlich wusste ich nicht genau, wo ihr seid. Nolina erzählte etwas von einem stillgelegten Bergwerk, aber beim ersten Weltensprung landeten wir mitten in der Wüste. Ihre Vorstellungskraft war nicht stark genug, und sie war wohl auch sehr aufgeregt. Als wir es in die Mine schafften, mussten wir zunächst Niva und Syla helfen, die panischen Pferde einzufangen. Der nächste Sprung brachte uns in den Spiegelsaal, gerade noch rechtzeitig.«
Ferin atmete tief durch. Die Erinnerung an ihren Todeskampf war frisch, und in ihrem Brustkorb hielt sich hartnäckig ein letzter Rest vom Schmerz. Sie war im Becken ertrunken und doch zu neuem Leben erwacht.
»Wie konntest du die Masken bezwingen?«, fragte sie.
»Ich habe mein Gift ins Wasser geträufelt, und daraufhin sind sie zurückgewichen. Da waren deine Hände. Dort, wo ich lag. Es war, als hättest du auf mich gewartet. Jeden anderen hätte mein Gift sofort getötet. Nur dein Körper kann damit umgehen.«
»Und deine … Stacheln?« Vorsichtig berührte sie seinen so grausam entstellten Arm. Es sind nur noch Stummel
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