Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
Wasser fließt an den Haaren herab und …«
Mit einem Schreckenslaut wich sie zurück: Die Haarsträhnen ringelten sich um ihr Handgelenk. Instinktiv wollte sie sie abschütteln, doch es war zu spät. Wie Schlangen krochen sie ihren Unterarm herauf. Sie lehnte sich dagegen, zerrte an ihnen und bewirkte damit nur, dass sich die Strähnen enger um ihren Arm wickelten und ihr das Blut absperrten.
»Helft mir doch!«, rief sie und bemerkte, dass Hoang den bewussten Haarstrang längst mit dem Degen bearbeitete. Erfolglos. Die Haare kletterten zu ihrer Schulter hoch, ihr Arm pochte, Tausende Ameisen krabbelten durch ihre Adern.
»Ruhig bleiben«, befahl Sobenio. »Je mehr du ziehst, desto schneller arbeiten sie sich voran.« Unter seiner Hand erglühte der magische Stein, er schloss die Augen und vertiefte sich in irgendeinen Zauberspruch.
Ferin lachte hysterisch. »Gewiss doch. Nur keine Eile.«
Martu hatte den Ärmel aufgekrempelt und träufelte Gift auf die Haarsträhnen, doch auch das bewirkte nur das Gegenteil: Sie zogen sich fester und fester. Ferins Hand wurde gefühllos, Haare kitzelten an ihrem Hals. Erstmals machte sich Panik in ihr breit.
»Wo kommen die her?«, rief sie. »So lang können die doch gar nicht sein! Tut doch was!«
Hoang schlug mit aller Kraft auf den Strang ein. Nichts geschah, der Degen zerschnitt nicht ein Haar.
Martu senkte den Arm. »Deine Kräfte! Nutze deine Heilströme!«
Sobenio nickte, ohne sich in seiner Konzentration stören zu lassen. »Ja, Ferin. Ich schaffe es vielleicht nicht.«
Hektisch blickte sie von einem zum anderen. »Du schaffst es nicht? Na fein!«
»Los, mach schon!«, rief Martu. »Hilf dir selbst!«
»Ich spüre meine Hand nicht mehr«, stöhnte Ferin. »Warum wirkt dein Gift nicht?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Das sind keine Masken«, zischte Sobenio. »Das hier ist ihr Ursprung. Dieser Zauber ist um vieles mächtiger.«
Ferin fluchte. Die Haare hatten sich um ihren Hals geschlungen und schnürten ihr die Kehle zu. »Biester!«, röchelte sie, doch der Zorn arbeitete bereits für sie. In ihrem Inneren kribbelte ein heißer Strom, sauste, von einem Gedanken angetrieben, in ihre Hände. Sie fasste an ihren Hals, und wirklich lockerte sich die Umklammerung ein wenig.
Da schoss ein Blitz aus Sobenios Fingern und fuhr in den Haarstrang. Ein schauerliches Kreischen wie von einem gequälten Tier ertönte. Unter der Macht des Lichts kräuselten sich die Haare und verkohlten knisternd. Ein scheußlicher Gestank breitete sich in der Höhle aus, und endlich ließen die Haare von Ferin ab.
Sie japste nach Luft, Martu putzte ihr die Haarreste vom Körper, Sobenio schnaufte auf. Der gekappte Haarstrang baumelte über dem Becken, sein Zauber war gebannt.
»Sag das nie wieder zu mir«, beschwerte sich Ferin bei Sobenio.
»Was denn?«
»Dass du es nicht schaffst. Du schaffst alles!«
Er grinste. »Ich sagte ›vielleicht‹.«
Hoang schüttelte unentwegt den Kopf. »Bei den Mächten, da kämpfe ich lieber gegen drei Gardisten.«
»Keine Sorge«, gab Ferin zurück. »Das wird dir wohl auch noch blühen.« Sie wusste nicht, wie es kam, aber nach diesem ersten kleinen Sieg war sie plötzlich davon überzeugt, es mit allem und jedem aufnehmen zu können, egal, was die Nacht noch an Gefahren brächte. Weg waren die düsteren Schatten von vorhin, weg ihre Todesvisionen. Gemeinsam waren sie stark. Sie würden für die Freiheit kämpfen, und sie würden siegen. Ja, sie fühlte es!
»Puh«, sagte Martu und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. »Also, langweilig wird es mit dir nicht.«
»Finger weg, egal, wessen Haare es sind«, schmunzelte sie. »Zumindest in nächster Zeit.« Sie suchte Sobenios Blick. »Was machen wir jetzt? Glaubst du, du kannst dieses Ding hier außer Funktion setzen?«
Er schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich fürchte, es wird eine Weile dauern …«
»Dann fang besser gleich an.«
»Andere Frage …« Hoang sah sich ratlos um. »Von wem, bitte schön, stammen diese Haare? Und wer nimmt die fertigen Masken aus den Schalen und schickt sie die Rinne hinunter?«
»Berechtigter Gedanke«, erwiderte Sobenio. »Diese Arbeit macht sich nicht von allein. Irgendwo muss der Schöpfer der Masken sein – ein Magier, wie ich vermute, und wenn er all das hier aufgebaut hat, sogar ein außergewöhnlich mächtiger. Ehrlich gesagt, ich fürchte mich davor, ihm gegenüberzutreten.«
Martu deutete auf den schwarzen Rachen des Gangs. »Hier
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