Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
geht es weiter.«
»Aber von da sind wir doch gekommen«, wunderte sich Ferin.
»Nein.« Er wies nach links auf ein zweites dunkles Loch. »Wir sind von dort gekommen.«
»Na schön«, sagte Hoang. »Dann sollten wir uns wohl weiter vorwagen, während Sobenio … hm … na ja, die Haare mit Blitzen beschießt.« Er kicherte und griff sich die Fackel, die er zuvor in eine Felsritze gesteckt hatte.
»Nein«, beschloss Sobenio. »Ich komme mit euch. Hier gilt es, den Magier zu bekämpfen, nicht sein Werk.«
Und so folgten sie Hoang ins Unbekannte. Bereits nach wenigen Schritten holte sie ein heller Warnruf ein.
»Das ist Nolina!«, rief Hoang. »Die Garde?«
»Lauf zurück«, sagte Ferin. »Wir kommen schon zurecht.«
Hoang zögerte.
»Geh! Sie brauchen deine Hilfe.«
Hoang drückte Sobenio die Fackel in die Hand. »Ich nehme eine Öllampe. Passt auf euch auf!« Schon verschlang ihn die Dunkelheit.
Sie hasteten weiter. Nicht lange, und der Gang gabelte sich. Sobenio bog kurzerhand nach rechts ab. Es ging steil bergauf, die Felswände rückten eng zusammen, und die Luft wurde zunehmend feuchter. Wasser fiel in dicken Tropfen vom Gestein. Einer hinter dem anderen und schnaufend vor Anstrengung stiegen sie höher und höher, ohne zu wissen, wohin ihr Weg sie führen mochte.
Gerade als Ferin den Vorschlag machen wollte, besser wieder umzukehren, weitete sich der Gang zu einer Höhle. Unerwartete Helligkeit empfing sie und eine Pracht, die sie in sprachloses Erstaunen versetzte.
Vor ihnen lag ein unterirdischer Garten. Blumen, Gräser, Sträucher, Getreidepflanzen, sogar kleine Bäume wucherten wild durcheinander. Hinter der Bepflanzung war kein System erkennbar und auch nicht, ob die Gewächse in Erde oder einem ganz anderen Substrat wurzelten. Zwischen zarten lila Blüten schimmerten die gelben Kolben der Enasispflanze. Schwere Ähren einer anderen Getreideart senkten sich über herzförmige Blätter, unter denen sich tiefrote Früchte versteckten. Blaue Beeren luden zum Naschen ein.
Beleuchtet wurde die Vielfalt von übergroßen Schnecken, deren Leiber pulsierendes Licht abgaben. Bedächtig krochen sie über die Höhlendecke und verfolgten Routen, die nur ihnen selbst bekannt waren. Ein schwerer, süßlicher Duft wälzte sich durch die Höhle, weitergetragen vom beständigen Luftstrom, der aus den Spalten und Löchern im Fels blies. Auch hier rieselte Wasser von der Decke und benetzte die außergewöhnliche Vielfalt.
»Du meine Güte«, hauchte Ferin andächtig und streckte die Hand nach einem rosa Blütenkelch aus. »Wie schön!«
Unter ihrer Berührung neigte sich die Blüte, und der Kelch pustete wie mit einem Atemstoß einen Schwall Blütenstaub heraus. Vom Luftzug weitergeweht, schwebte er auf Blätter und Blüten hernieder. Ein Schwarm weißer Falter erhob sich aus dem Pflanzendschungel, als hätten die Tiere in ihren Verstecken just auf dieses Ereignis gewartet. Aufgeregt umflatterten sie die gelben Samtteppiche und versenkten ihre Saugrüssel darin.
»Sehr schön«, bestätigte Sobenio, nicht im Mindesten beeindruckt. »Und nur ein weiterer Beweis, dass hier im Berg ein Magier leben muss. Ihn müssen wir finden, und zwar schleunigst.«
Martu wandte sich um. »Also wieder retour und in den anderen Gang.«
Der Rückweg kam ihnen viel kürzer vor. Sie rannten und schlitterten bergab, immer im Hinterkopf, dass draußen im Spiegelsaal bereits um Leben und Tod gefochten wurde.
Ein sägendes Geräusch geleitete sie vorwärts, kaum dass sie den linken Gang betraten, und als sie zu guter Letzt im Eingang zu einer weiteren Höhle anhielten, erlebten sie die nächste Überraschung. Ferin wusste nicht, was sie erwartet hatte. Keinesfalls das, was sie jetzt erblickte: einen uralten Mann, der in einem riesigen Bett lag und friedlich schlief.
Ein paar Öllampen verbreiteten weiches Licht, es war trocken und erstaunlich warm. Wände und Boden waren mit bunten Teppichen verkleidet, über ihren Köpfen wölbten sich gelbe, weiße und blaue Tücher. Ob es genügte, auf dem Bett zu liegen und nach oben zu blicken, um sich das Himmelszelt vorstellen zu können?
An der Wand zu ihrer Linken lehnte ein windschiefes Regal, das bis obenhin mit Büchern bestückt war. Gleich daneben standen ein Hocker und ein Pult, auf dem ein aufgeschlagenes Buch lag. Einige Pergamentrollen ragten aus einer Holzwanne, die ebenso gut als Badezuber hätte dienen können.
Gegenüber fanden sich eine Vitrine voll Geschirr, ein Esstisch
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