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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Ebene lag in ihrer endlosen Weite vor ihnen, der Horizont war ein Schnitt in der Gleichförmigkeit, den das Auge mühsam suchen musste. Da waren nur Steine, Steine und nochmals Steine. Jeder Grashalm stellte eine Abwechslung dar, ab und zu bereicherte verdorrtes Gestrüpp die Tristesse. Die Sonne hatte ihren Zenit überschritten und glühte jetzt von rechts auf sie herab. Schonungslos.
    Ferin verbrachte den Ritt in einem Zustand zwischen Wachen und Schlafen, schreckte regelmäßig hoch, wenn Rhys’ Griff um ihre Mitte leichter wurde, aus Angst, sie könnte einfach vom Pferd plumpsen, ohne dass er es mitbekam. War sie bei klaren Gedanken, so bat sie in einem fort: Lass es bitte aufhören. Döste sie, so zogen wirre Bilder durch ihren Kopf: Degen schwingende Gardisten. Weißhaarige Pheytaner, in flatternde Umhänge gehüllt. Pferde, die einen Karren zogen. Der Glanz in Gamóns Augen.
    Wahrscheinlich hätte sie die Veränderung nicht bemerkt, wäre sie nicht so drastisch ausgefallen. Auf einmal legte sich Feuchtigkeit um ihren Körper. Zwar schwül und schwer, doch immerhin Feuchtigkeit, nach der trockenen Hitze der Wüste wohltuend auf der Haut und im Rachen. Die Luft bekam einen erdigen Beigeschmack, als brächte sie Kunde von fruchtbaren Feldern und saftigen Wiesen. Der Geruch war belebend. Die Pferde liefen munter schnaubend voran, Rhys’ Arm wurde wieder zur Stütze, und Ferins Blick schärfte sich.
    Zum ersten Mal nahm sie das sandfarbene Fell und die weiße Mähne ihres Pferdes wahr, die bunten Quasten an den Zügeln, die orangerot gewebte Decke, die den Sattel ersetzte. Die helle Hose aus samtweichem Leder hinter ihren nackten Beinen. Den gelblichen Teppich aus dürrem Gras. Plötzlich sah sie den dunkelgrünen Streifen, der – noch weit vor ihnen – die Savanne vom Himmel trennte wie ein lebendiges Band. Im Vordergrund konnte sie eine Gruppe brauner Punkte ausnehmen, in die auf einmal Bewegung kam.
    »Ruzas«, sagte Rhys und gleich darauf: »Ein Tiger.«
    Panik brandete durch Ferins Körper. Ruzas kannte sie nicht, doch von Tigern hatte sie gehört. Gefährliche Raubkatzen, denen man besser nicht zu nahe kommen sollte. Sie kniff die Augen zusammen, konnte aber keinen Tiger erkennen, nicht einmal ansatzweise. Die Punkte verschwammen zu einer einzigen dunklen Linie, zu einer Schlange, die rasend schnell durch die Graswüste zog und eine Staubwolke hinter sich aufwirbelte.
    »Er hat eines erwischt.« In Rhys’ Stimme lag Zufriedenheit.
    Die Staubwolke legte sich, ebenso Ferins Angst. Es war beruhigend zu wissen, dass der Tiger seine Zähne in die Beute schlug und nicht ihnen nach dem Leben trachtete.
    In gleichem Maße, wie die Sonne an Kraft verlor, rückte der grüne Streifen näher, wurde das Gras der Savanne höher, nahm die Feuchtigkeit zu. Sie passierten Baumgruppen – niedrige Laubbäume mit dünnen, weit ausladenden Ästen, übersät mit winzigen Blättern. Weitere Wasserstellen – kleine Tümpel, bevölkert von Scharen weißer Vögel mit roten Schnäbeln, die sie krächzend begrüßten, sich aber ansonsten nicht weiter stören ließen. Kugelförmiges Buschwerk – dornenreiches Geäst, das im leichten Wind raschelte. Rötliche Felsblöcke – scharfkantig und zerklüftet, immer mehrere beieinander, als bildeten sie eine Familie. Nach der Eintönigkeit der Gesteinswüste wirkte diese Vielfalt unwirklich, wie ein Irrtum ihres Schöpfers, doch anregend für Auge und Geist.
    Langsam, unendlich langsam stieg in Ferin die Gewissheit auf, dass sie ein Ziel hatten. Dass dieses Ziel irgendwo da vorn, in dem wild wuchernden Grün lag, dessen kompakte Einheit im goldenen Licht der Abendsonne mehr und mehr Details freigab. Bäume und Palmen standen dicht an dicht, höher und gewaltiger noch als im Pjandar, bildeten sie eine undurchdringliche Mauer. Das Braun der Stämme war im Meer an Blättern, Wedeln und Schlingpflanzen nur zu erahnen. Und dann … tauchten sie ein.
    Der heiße Dunst schlug ihnen wie eine Wand entgegen. Die Luft enthielt nur noch Hitze und Nässe, sonst nichts, was den Körper versorgen konnte. Ferin meinte ersticken zu müssen. Sie atmete hechelnd, doch die erhoffte Erleichterung trat nicht ein. Vor ihren Augen wogte rötlicher Nebel, und einmal mehr hatte sie das Gefühl, jeden Augenblick vom Pferd zu fallen.
    »Du gewöhnst dich daran«, murmelte Rhys an ihrem Kopf. Sie lehnte sich in seinen Arm und bemühte sich, ihm zu glauben.
    Sie folgten einem kaum erkennbaren Pfad, kleine

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