Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
sich, dem Gán ins Gesicht zu blicken, er wollte ihn nicht noch mehr reizen.
»Der alte Pheytaner ist also tot, und die Mädchen sind entkommen«, fasste Pelton zusammen. »Das gibt drei Tage Kerker für die verantwortlichen Soldaten, ohne Brot und Wasser. Und erklären Sie mir nicht, das werde sie töten. Falls dem so ist: Wir können gut auf solche Männer verzichten. Ansonsten: Glück gehabt.«
Pelton überreichte ihm den Degen. Erst das Wispern, mit dem die Klinge zurück in die Scheide glitt, beruhigte Laquors zittrige Atmung. Dem Gán entging es nicht, seine Mundwinkel zuckten spöttisch nach unten.
»Und doppelte Schichten für Sie, Hauptmann. Einer muss dieses Pack schließlich beaufsichtigen.«
»Zu Befehl, mein Gán.« Laquor unterdrückte das Schlucken. Doppelte Schichten waren hart, doch es stand ihm nicht zu, sich zu beschweren.
»Irgendeine Vermutung, wohin sie geflohen sind?«
»Nein, mein Gán. Sie waren zu Pferde unterwegs, doch die Ebene von Kanshor …«
»Erzählen Sie mir nichts über die Ebene von Kanshor«, sagte Pelton ruhig, nahezu liebenswürdig.
Laquor schwieg.
Pelton trat ans Fenster. Abgesehen vom Königspalast war die Kaserne der Garde das am höchsten gelegene Gebäude Laigdans. Einzig der Spiegelsaal lag ähnlich hoch am Berg, wenngleich exakt am anderen Ende der Stadt. Laquor konnte die Spitzbogenfenster mit freiem Auge gerade noch erkennen, goldgelb blinkten sie im Licht der Morgensonne. Unauffällig verlagerte er das Gewicht. Er brauchte Schlaf. Möglichst bald. Und reichlich.
»Dehnen Sie die Patrouillen aus, bis nach Pheytan. Spüren Sie die Flüchtigen auf.«
»Aber, mein Gán, es ist gefährlich so nah am Dschungel.« Idiot! Laquor hätte sich am liebsten geohrfeigt. Der Bogen ist bereits mehr als überspannt.
Pelton wandte sich um, das Gesicht eine eiserne Maske. »Dann sollten Sie die Gefahren aufmerksam beobachten, nicht wahr?«
»Die Tiger …«, murmelte Laquor.
»Auch die. Lassen Sie sich etwas einfallen, Hauptmann. Des Weiteren erwarte ich ab sofort Statusberichte aus den Lagern. Ich möchte laufend informiert werden, und zwar über jedes Körnchen Sand, das dort aufgewirbelt wird. Vor allem aber über den nächsten Streich dieser Rebellen. Es ist an der Zeit, ihnen das Handwerk zu legen. Sorgen Sie für einen reibungslosen Ablauf der Kuriertätigkeit. Verschärfen Sie die Wachen, rigorose Ausgangssperre für alle Bürger ab Sonnenuntergang. Kerkerstrafe oder Peitsche für jegliche Widersetzlichkeit. Wir müssen hart durchgreifen. Keine Fehler mehr, Laquor!«
Er würde sich hüten.
»Ferin?«
Eine Hand lag auf ihrer Schulter. Und diese Stimme … Sie hätte sie aus Hunderten wiedererkannt. Ihr sanfter Klang entzündete einen warmen Funken in ihrem Herzen. Ferin fuhr in die Höhe, ihr Körper war ein einziger Schmerz.
»Alles in Ordnung? Du hast gewimmert.«
Sie hatte was? »Geh weg!«
Nolina sagte nichts, wandte sich um und ging. Stöhnend massierte Ferin ihren Nacken. Das lange, regungslose Sitzen und Liegen auf der wenig bequemen Matte gaben ihr das Gefühl, sich nicht mehr rühren zu können. Ab und zu nur war sie während der letzten beiden Tage aufgestanden und hinter die Hütte gehuscht, um sich zu erleichtern. Sie hatte nicht links, nicht rechts geschaut, dabei inständig gebetet, dass sie niemandem auffiel, und war danach ebenso schnell wieder im Innern verschwunden.
Das Hungern zeigte erste Auswirkungen. Leider nicht jene, die sie erhofft hatte. Lebendigkeit? Weit gefehlt. Sie fühlte sich geschwächt, und das Stechen in ihrem Bauchraum war kaum zu ertragen. Zweifel an ihrem Vorhaben nagten an ihr, woran Nolina nicht unbeteiligt war. In immer kürzeren Abständen tauchte sie in der Hütte auf und wirbelte Ferins Innerstes durcheinander. Allein durch ihre Anwesenheit.
Die junge Pheytana hatte es aufgegeben, Ferin zu bitten, mit ihr nach draußen zu kommen, sie beschränkte sich darauf, sie zum Essen zu bewegen. Mit heißem Brei oder knusprigen Brotfladen. Mit goldgelben, saftigen Früchten. Oder mit gebratenem Fleisch. Oft genug war Ferin nahe daran gewesen, sich auf diese Köstlichkeiten zu stürzen. Das Wasser, mit dem sie versucht hatte, ihren Magen zu versöhnen, bewirkte nur noch Krämpfe. Wie sollte sie das weiter durchstehen?
Sie seufzte. Nolina hatte das Tuch ganz auf die Seite gezogen, die Nachtluft strömte in die Hütte. Mittlerweile konnte Ferin sogar die minimalen Temperaturunterschiede zwischen der brütend feuchten Hitze
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