Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
Vom Netzwerk:
starben. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, unserem Volk die Erinnerung an seine Herkunft zu bewahren, sie an Nichtwissende weiterzugeben und unsere gefangenen Brüder und Schwestern aus den Arbeitslagern in Assyr, Kómund und Jirab zu befreien. Das ist es, was wir tun. Wir sind nicht viele, aber mit jedem Tag werden wir mehr. Mit jedem Tag verstärken sich unsere Kräfte. Du, Ferin, bist nun ein Teil dieser Kraft, und ich weiß, dass du stark genug bist, uns zu unterstützen.«
    Ferin war nicht sicher, was Tamir damit sagen wollte. Sie fühlte sich nicht als Teil einer Kraft, noch weniger war sie stark genug, die Gruppe zu unterstützen. Wie konnte er das behaupten? Er musste es doch sehen, jeder musste es sehen! Sie war wie ein neugeborenes Kätzchen, sie war blind und konnte nicht laufen. Sie war angewiesen auf Nolinas Hilfe, auf die Hilfe aller hier. Allein war sie nichts.

10 Die Mutter
    U nd hier ist unser Feld.« Nolina wies auf einen winzigen Flecken bestelltes Land.
    Ferin blinzelte. Gerade waren sie aus dem Halbdunkel des Dschungels ins pralle Sonnenlicht getreten, und ihre Augen hatten Schwierigkeiten, sich an den jähen Wechsel anzupassen. Feld?, dachte sie. Es ist kaum größer als der Innenhof von Vaters Haus. Im Vordergrund reckten kniehohe Pflänzchen ihre dolchähnlichen Blätter zur Sonne, und nur ein kleines Stück weiter, am Ende der bewirtschafteten Fläche, waren zwei Männer mit der Ernte an größeren Pflanzen beschäftigt.
    »Das ist Enasis in verschiedenen Wachstumsstufen«, fuhr Nolina fort. »Wir machen Brei und Brot daraus. Und hier«, sie deutete auf eine Reihe krautiger Blätter, die eine eher traurige Figur machten, »wächst Gelbknolle, die kennst du sicher. Sie wirft nur wenig Ertrag ab – die Feuchtigkeit und der karge Boden. Aber es ist besser als nichts.«
    Ferin kannte Gelbknolle nicht. Zu Hause hatte es nicht viel Abwechslung auf dem Teller gegeben. Frisches Gemüse war beinahe ebenso teuer wie Fleisch, denn es musste von weither nach Laigdan gebracht werden, weil an den Hängen des Roten Gebirges kaum etwas gedieh.
    Sie verließen das Feld über einen der schmalen Pfade, die sich zwischen Bäumen, üppigem Buschwerk und Farnen hindurchschlängelten und die den Eindruck erweckten, als müsste man sie jeden Morgen neu in den Dschungel schlagen. Ein Weg sah aus wie der andere, und Ferin fragte sich zum wiederholten Mal, wie sie sich jemals in der näheren Umgebung des Dorfes zurechtfinden sollte. Ganz abgesehen davon, dass es ohnedies nicht in Betracht kam, sich allein in den Wald zu wagen.
    »Mit Früchten beliefert uns der Dschungel«, erzählte Nolina weiter, die leichtfüßig vor Ferin herlief und keine Sorge vor giftigen Schlangen oder Insekten zu haben schien. »Die Männer holen sie von den Bäumen und Palmen, oft müssen sie hoch hinaufklettern, um an sie heranzukommen. Und sonst leben wir hauptsächlich von Fleisch. Akur, Elmó und Rhys sind fast täglich auf der Jagd. Ruzas, Limpschlangen, Nargschweine oder auch Nackthasen. Die sind sehr schnell, doch Rhys entkommt keine Beute.«
    »Wie das?«
    »Er ist ein Läufer. Es ist sein besonderes Talent.«
    »Ein Läufer?«, japste Ferin. Die Feuchtigkeit tropfte von den Blättern, schlüpfte unter ihre Kleidung und erschwerte ihr das Atmen. Simples Gehen war schon anstrengend genug, wie musste es erst sein zu laufen?
    »Er kann lange Strecken binnen kürzester Zeit bewältigen. Er ist schneller als jedes Pferd, sogar schneller als ein Tiger.«
    »Ein …? Wie bitte?«
    Nolina blieb stehen. »Tamir erzählte doch gestern von den besonderen Fähigkeiten der Pheytaner. In jedem von uns steckt eine bestimmte Kraft, und bei Rhys ist es eben Schnelligkeit.«
    Aha. Warum auch nicht. »Und du? Hast du auch so eine Kraft?« Nolina hatte etwa ihre Größe und war zart gebaut. Nichts ließ vermuten, dass in ihr die Schnelligkeit eines Läufers oder das Geschick eines Jägers steckte.
    »Natürlich.«
    Nur ein Wort und dazu ein strahlendes Lächeln, mehr brauchte es nicht. Die schon vertraute Hitze flammte in Ferins Brustkorb auf. Es tat einfach gut, Nolina nahe zu sein.
    »Und welche?«
    »Spürst du es denn nicht?«
    Sie spürte Geborgenheit und Wärme. Konnte das …? »Du hast gestern davon gesprochen, alle auf Trab zu halten. Und zusammen.«
    »Richtig. Das ist es, was ich kann. Ich halte die Gruppe zusammen und gliedere Neulinge ein. Ich sorge dafür, dass sich alle wohlfühlen, dass kein Streit entsteht oder er im Notfall

Weitere Kostenlose Bücher