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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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sollte mich hinlegen.«
    Da konnte ihm Ferin nur beipflichten. Jeden Moment erwartete sie, dass er vor ihnen zusammenbrach. Einzig seine Stimme und der Glanz in seinen blauen Augen zeugten von seiner sonstigen Ausstrahlung.
    Tamir nickte Ferin zu. »Du hast dich wacker geschlagen gestern Nacht.«
    Beschämt senkte sie den Kopf. »Ich wollte nicht schreien. Ich war einfach nicht vorbereitet auf so etwas.«
    »Glaub mir, es war besser so. Wir wollten dich nicht schon vorher in Angst und Schrecken versetzen. Dein Verhalten war verständlich. Beim nächsten Mal wirst du ruhiger sein.«
    Beim nächsten Mal? Alle Mächte, sie hatte kaum die erste Begegnung verdaut!
    »Ihr werdet den Tag nutzen«, erklärte Tamir, nun wieder ganz der Anführer, »und bei Sobenio vorbeischauen. Ich habe mit ihm gesprochen, er erwartet euch.«
    In Jastas Gesicht machte sich gespannte Erwartung breit, Ferin hingegen entschlüpfte ein Stöhnen. Sobenio. Großartig. Eine unliebsame Überraschung jagte die andere.
    »Es wird Zeit, eure Fähigkeiten ans Licht zu bringen. Bei dir, Jasta, ist die Sache wohl eindeutig.« Tamir grinste. »Spannend wird es bei dir, Ferin.«
    »Bei mir?« Ferin konnte keine besondere Fähigkeit in sich spüren. Nicht einmal im Ansatz. »Ich glaube nicht, dass ich …«
    »O doch«, versicherte Tamir. »Die magischen Gaben entwickeln sich für gewöhnlich mit siebzehn – auch bei dir.« Er wandte sich zum Gehen. »Schönen Tag. Und lasst euch nicht einschüchtern.«

    »Ist es weit?«, fragte Ferin, als Jasta auf einen der Pfade abbog und sie ins Halbdunkel des Dschungels eintauchten. Sie hatte bereits mitbekommen, dass der Magier keine der Hütten am Dorfplatz bewohnte.
    »Nicht sehr. Rhys hat mir das Haus schon gezeigt. Gleich zu Beginn, als du noch …«
    Ferin überging die Anspielung auf ihren Hungerstreik. »Haus? Nicht Hütte?«
    »Ja. Er wohnt schon sehr lange dort. Lange bevor die Rebellen in den Dschungel zurückkamen.«
    Rebellen. Bei dem Wort kehrte Ferins Unbehagen vom Vorabend mit voller Kraft zurück. Rhys’ Auftrag fiel ihr wieder ein, und für einen Herzschlag überlagerte die Sorge um ihn die Unsicherheit vor der Begegnung mit dem Magier. »Wo ist Rhys? Ist er schon fort?«
    »Nein. Er schläft. Er muss ja schließlich fit sein heute Abend.« Jasta blieb stehen und sah sie vorwurfsvoll an. »Du hast ihn gestern ziemlich beansprucht.«
    »Oh«, erwiderte Ferin kleinlaut. »Das wollte ich nicht.« Wenn ihm nun etwas zustieß, wäre sie schuld daran?
    »Nun zieh nicht so ein Gesicht. Er macht das nicht zum ersten Mal.« In Jastas Stimme schwang plötzlich Stolz mit, und an ihren leuchtenden Augen erkannte Ferin, dass sie ihren Bruder insgeheim bewunderte.
    »Erinnere dich, wie er uns befreit hat. Er ist gut.« Damit stapfte Jasta davon.
    Uns? Verärgert eilte Ferin hinterher. Sie hat die Dreistigkeit, uns zu sagen! Wäre es nach Jasta gegangen, säße sie jetzt in den staubigen Stollen der Minen von Jirab und sähe dem Tod entgegen. Es war nur Rhys zu verdanken, dass sie diesem Schicksal entronnen war. O ja, er wusste schon, was er tat. Ferin hoffte inständig, dass ihre Besorgnis unbegründet war.
    Der Pfad verlor sich allmählich im verwachsenen Dickicht des Waldes. In ihrem Kampf um das spärliche Licht reckten die Farne ihre Blätter zum Himmel, als wollten sie sich gegenseitig überbieten. Umgestürzte Baumriesen verrotteten in der Nässe der aufgeweichten Erde und verbreiteten muffigen Geruch. Lianen wanden sich spiralartig nach oben, suchten Halt an Rinde und Ästen ihrer Wirte. Geflechte von knorrigen Luftwurzeln ummantelten Baumstämme im tödlichen Würgegriff. Wenn der Teil des Waldes rund um den Dorfplatz schon als Dschungel bezeichnet wurde, welchen Namen gab es dann für diese bedrückende Hölle?
    Das Haus des Magiers hätte Ferin bestimmt übersehen, wenn Jasta nicht mit einem geflüsterten »Wir sind da« davor angehalten hätte. Inmitten des wuchernden Grüns wirkte das Bauwerk wie eine weitere Laune der Natur. Es war rund und um ein Vielfaches größer als die Hütten im Dorf. Das Grundgerüst der Außenwand bestand aus dicken, in die Erde geschlagenen Pflöcken, die durch ein locker gewundenes Gitterwerk aus abgeholzten Lianen miteinander verbunden waren. Die Hohlräume waren mit einer bröckeligen, graubraunen Masse gefüllt. Fenster gab es keine, nur durch einen Spalt zwischen der mannshohen Wand und dem Dach konnte etwas Licht in die Behausung fallen. Ein paar zusammengenagelte

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