Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
Bretter bildeten die Tür, die windschief in den Angeln hing und in beträchtlicher Gefahr schwebte, bei zu grober Behandlung in ihre Einzelteile zu zerfallen.
Rund um das Haus war ein aus etwas dünneren Lianen geflochtener Zaun in etwa einem Meter Entfernung zur Wand aufgestellt. Das Dach, aus gebündelten Palmwedeln gefertigt, saß wie eine Pilzkappe auf den Wandpflöcken und reichte bis über diesen Zaun hinaus, so dass ein überdachter Vorbau entstand, unter dem sich allerlei Dinge angesammelt hatten: Mehrere Käfige aus biegsamen Ranken lagen kreuz und quer auf dem Boden, dazwischen standen mit Tüchern überspannte Tonkrüge. Überall fanden sich verrostete Metallteile in verschiedenen Größen. Ferin erblickte sogar hölzerne Wagenräder, die entweder verzogen oder zerbrochen waren. In flachen Körben wurden Blätter, Kräuter, Rinden und Wurzeln aufbewahrt. Daneben vegetierten in einigen Töpfen halb verdorrte Gewächse dahin. Ganz am äußeren Rand des Vordachs befanden sich große Holzbottiche, befüllt mit fauligem Wasser, auf dem sich grüne Algenteppiche vermehrten. Das Merkwürdigste in der Sammlung waren aber die zu skurrilen Figuren behauenen Steinblöcke – ob sie nun Tiere oder Menschen darstellen sollten, war nicht zu erkennen.
Ferin kam aus dem Staunen nicht heraus. Zum Nachdenken blieb keine Zeit, schon entdeckte sie weitere Kuriositäten.
Zwischen zwei Bäumen war eine Leine gespannt, an der eine getrocknete Schlangenhaut, eine Hose, ein toter Frosch und zwei lange, fleischige Blattstiele baumelten, aus denen der Saft in einen darunter gestellten Behälter tropfte. Der Frosch hatte wahrscheinlich erst vor kurzem das Zeitliche gesegnet, denn sein praller Körper glänzte, und die Zunge, mit der er an den Strick geheftet war, wirkte noch feucht.
Direkt vor dem Haus qualmte ein Feuer aus nicht genügend abgetrockneten Zweigen. Darüber hing ein Kessel am Haken eines Metallgestells. Bläuliche Dampfwölkchen stiegen auf und verbreiteten beißenden Gestank.
Ferin tauschte einen skeptischen Blick mit Jasta, bevor beide näher an das Feuer traten und den Kesselinhalt inspizierten. Eine grünliche Pampe blubberte vor sich hin. Angewidert verzog Ferin das Gesicht, während sich Jasta unverzagt noch tiefer über den Kessel beugte.
»Was ist das für ein Zeug?« Sie rümpfte die Nase. »Riecht ja abscheulich.«
Nicht abscheulich genug, um ihre Neugier zu dämpfen. Jasta streckte den Finger zum Kesselrand aus, an dem angetrocknete Reste des Breis klebten.
»Das solltest du lieber bleibenlassen.« Beim Klang der Männerstimme zuckte Jasta erschrocken zurück, Ferin fuhr herum. »Es sei denn, du hängst nicht sonderlich an deinen Fingern.«
Der Magier stand hinter ihnen und musterte sie abschätzend. Sah sein Haus schon wunderlich aus und waren seine angesammelten Besitztümer mehr als absonderlich – Sobenios aktuelle Aufmachung übertrumpfte alles bisher Gesehene um Längen.
Ferin musste zweimal hinschauen, um ihren Verstand davon zu überzeugen, dass er die Masse aus dem Kessel bereits zur Hälfte auf seinem Kopf verteilt hatte und nun, mit Schale und Spatel bewaffnet, offensichtlich beabsichtigte, Nachschub zu holen. Er hatte sich seines Hemdes entledigt, sein dürrer Oberkörper leuchtete in einem ungesunden Weiß, und grüne Linien liefen wie Spinnfäden bis an seinen Hosenbund, wo sich bereits Flecken gebildet hatten.
Der Magier drängte sich an ihnen vorbei, kauerte an der Feuerstelle nieder und schaufelte den Brei in seine Schüssel.
Jasta hatte sich gefasst und fand wieder Zugang zu ihrem losen Mundwerk. »Was kann es meinen Fingern anhaben? Du pappst es dir auf den Kopf!«
»Jasta, nehme ich an«, gab er ohne Aufblicken zurück. »Du kennst also den Zauberspruch, der deine Finger davor bewahrt, in Sekundenschnelle zu verfaulen? Wenn das so ist«, er stellte die Schale ab und fing blitzartig ihr Handgelenk, »dann darfst du gern an meiner Mischung teilhaben.« Er zückte den Spatel. »Du solltest allerdings schnell sprechen, sonst kann ich für nichts garantieren.«
»Nein!« Das Nein war nur der Auftakt zu einem regelrechten Brüllkonzert. Jasta tobte und zerrte, doch in Sobenios ausgezehrtem Körper steckte eine Menge Kraft, und seine Umklammerung war so fest, dass ihre Hand erst rot, dann blau wurde.
»Nein? Du kennst den Zauberspruch nicht? Das wäre in der Tat unerfreulich für dich, denn es dauert nicht lange, bis sich das Fleisch von deinen Knochen löst, vielleicht drei,
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