Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
vier Atemzüge …« Ein Tropfen fiel vom Spatel, er bemerkte es und nahm ihn zur Seite. »Oh, das war knapp! Also, was ist jetzt? Immer noch Interesse an meinem Eigentum?«
Jasta schüttelte den Kopf. »Nein!«
Endlich ließ Sobenio ihre Hand los, und sie sprang zurück.
»Erst denken, dann handeln. Nichts berühren, und vor allem nicht brüllen. Befolge meine Regeln, und wir werden gut miteinander auskommen.«
Jasta rieb sich das Handgelenk und starrte ihn erbost an.
Sobenio öffnete die Lippen zu einem sardonischen Grinsen, eine Reihe strahlendweißer Zähne blitzte auf. In aller Ruhe legte er den Spatel ab und griff mit beiden Händen unter den Kessel – ungeachtet der Hitze, die er ausstrahlen musste. Er hob ihn vom Feuer und präsentierte ihn Jasta wie eine Kostbarkeit von unschätzbarem Wert.
»Geh zur Wasserstelle und reinige ihn, aber sorgfältig. Ich möchte keine Reste darin finden. Und denk daran, die Paste nicht zu berühren.«
Es dauerte einen Augenblick, bis seine Aufforderung zu Jasta durchdrang, und einen weiteren, bis sie darauf mit der üblichen Jetzt-erst-recht-nicht-Einstellung reagierte. Sie verschränkte die Arme vor dem Körper. »Nein!«, wiederholte sie trotzig.
»Du solltest dir schleunigst ein paar neue Ausdrücke zulegen. Nein ist ein gewichtiges Wort, das möchte ich gar nicht bestreiten, aber es bringt dich nicht vorwärts. Und das ist es doch, weswegen du hier bist, habe ich recht?«
Die kleine Pheytana rührte sich nicht, sondern sah ihn nur verständnislos an.
»Verstehst. Du. Mich?«
Gerade als Ferin überlegte, ob Jasta ihm den Kessel wohl über den Kopf stülpen würde, packte diese ihn am Henkel und riss ihn an sich. Erhobenen Hauptes stolzierte sie davon.
Sobenio langte nach Schale und Spatel, kam bemerkenswert flink auf die Beine und grummelte dabei etwas, was sich anhörte wie »Vererbte Sturheit«. Er schenkte Ferin keinerlei Beachtung, sondern eilte auf sein Haus zu und verschwand hinter der Tür, die ein gebrechliches Ächzen von sich gab. Ratlos blieb Ferin vor dem Feuer stehen.
»Wie wäre es, wenn du einfach hereinkommst?«, rief der Magier. »Aber gib auf das Tier acht, es kann sehr lästig sein.«
Welches Tier? Befangen ging Ferin auf das Haus zu, die Augen suchend auf den Boden gerichtet. Das Wort Tier war in ihrem Kopf neuerdings äußerst negativ besetzt. Als sie auch im überfüllten Vorbau nichts entdeckte, was ihr gefährlich werden konnte, öffnete sie die Tür, sorgsam bemüht, sie bei diesem gewagten Unternehmen nicht zu beschädigen.
Sobenio saß auf einem Hocker vor einem an die Wand gelehnten Spiegel. Dieses gänzlich unerwartete Zeugnis von Zivilisation überraschte Ferin so sehr, dass sie nichts anderes mehr wahrnahm. Nur den Hocker und den Spiegel. Schnarrend fiel die Tür zu – und ihr geradewegs in den Rücken. Mit einem »Autsch« stolperte sie über die Schwelle.
»Nicht so stürmisch«, murrte Sobenio und nahm ein Rasiermesser zur Hand.
»Entschuldigung.«
Das Innere der Behausung stand in unbegreiflichem Widerspruch zu seinem unordentlichen Vorbau. Der Raum, der die Fläche des ganzen Hauses einnahm, war tadellos aufgeräumt. Hatte Sobenio in einem Anfall von Ordnungswahn alles Unbrauchbare ins Freie befördert?
Der Magier sagte nichts weiter, und so nutzte Ferin die Gelegenheit, sich umzusehen. Rechts neben der Tür lag eine überlange Matratze, gut drei Handbreit dick und mit Kissen und einer Decke bestückt. Daneben fanden sich zwei riesige Holztruhen mit silbernen Beschlägen. Auf dem Tisch beim Spiegel entdeckte sie unzählige Fläschchen und Dosen in allen Formen und Größen, einen Federkiel und ein Glas Tinte, stapelweise beschriebenes Pergament sowie eine Öllampe. Das Prunkstück des Raumes aber war ein Regal, in dem etwas stand, das Ferin in dieser Anzahl noch nie in einer Wohnstube eines Pheytaners gesehen hatte: Bücher! Alle Mächte!, dachte sie fassungslos. Wo hat er die her? Ganze sieben Stück dieser kostbaren Ware hatten in dem Regal ihren Platz gefunden. Ein paar Steine hinderten die Bücher am Umfallen, in den Fächern darunter dienten mehrere Schatullen zur Aufbewahrung rätselhafter Ingredienzen.
Da der Magier nach wie vor schwieg, betrachtete sie den Fußboden: rohe Holzbretter, die durch tausende Fußtritte einen speckig-gräulichen Farbton angenommen hatten. Zuletzt blieb ihr Blick an Sobenios Füßen hängen, die für sie nichts an Faszination verloren hatten.
»Fertig?«, fragte er, und Ferin
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