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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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für ihn. Gerade als sie sich wieder ihrer Lektüre zuwenden wollte, hob Rhys jedoch erneut an: »Ich habe sie gesehen.«
    Sie sah auf.
    »Die Gefangenen im Lager. Es besteht aus drei Holzbaracken. Ich war nur in einer, doch ich nehme an, dass sie alle gleich sind. Drinnen ist es so finster wie in einem Grab, es gibt nicht ein Fenster. Sie schlafen alle in der Hütte. Eingepfercht wie die Tiere. Fünfzig oder auch mehr. Einer neben dem anderen. Männer und Frauen. Ich habe sie atmen gehört, wie ein einziges Wesen. Sie stöhnen und jammern im Schlaf. Sie sind verloren. Alle sind sie verloren. Wenn sie nicht durch die Arbeit oder die Peitschenhiebe sterben, dann durch Hunger oder irgendeine Krankheit. Der Tod begleitet sie. Jeden Tag. Und sie sollten dankbar sein, weil er sie von diesem Leben erlöst.«
    Sein Gesicht zeigte keine Regung und er sprach in einer monotonen Leier, ohne jede Emotion. Worte, so kraftlos wie Sprühregen.
    »Ich habe mit einem Mann gesprochen – Dawid. Seine Frau Kesía ist schwanger. Tamir wird nicht begeistert sein, aber wenn wir sie dort lassen, stirbt das Baby. Und sie auch. Also müssen wir sie mitnehmen. Sie und ihren Mann und noch zwei andere. Vier. Mehr geht nicht.« Rhys legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. »Ich habe das schon öfter gemacht, weißt du. Hinlaufen, das Lager ansehen, jemanden aussuchen. Es ist überall gleich, egal ob in Jirab, Kómund oder Assyr. Ich dachte, ich hätte inzwischen Routine. Dass ich besser damit zurechtkomme. Aber es wird jedes Mal schlimmer. Manchmal denke ich, dass ich es nicht mehr lange aushalte. Sie zu sehen. Und zu wissen, dass ich nichts ändern kann.«
    »Aber das kannst du«, entgegnete Ferin. »Du änderst etwas. Ihr befreit sie, bringt sie in den Dschungel. Ihr rettet Leben.«
    Er lachte zynisch. »Es sind vier, Ferin. Vier!«
    »Ja, es sind vier. Und beim vorigen Mal waren es zwei: Jasta und ich. Und beim nächsten Mal sind es vier und danach wieder vier. Und wieder.«
    »Es ist zu wenig.«
    Dem konnte sie nicht widersprechen. Es war zu wenig.
    »Ist es nicht besser als nichts?«, fragte sie nach einem Augenblick, in dem sie krampfhaft nach etwas gesucht hatte, das seine Verzweiflung lindern konnte.
    Rhys gab keine Antwort. Sein Kopf war zur Seite gekippt, er schlief.
    Vier. Mehr geht nicht. Ferin bekam die Worte nicht aus ihrem Kopf. Rhys’ Hilflosigkeit hatte sich auf sie übertragen und wühlte sich in ihr Herz. Sie saß wohlbehalten im Dschungel, während Hunderte von Pheytanern in den Lagern dahinsiechten. Beinahe fühlte sie sich schuldig. Hier zu sein, in Freiheit, mit einem Buch in der Hand und dem überwältigenden Drang, nichts anderes zu tun, als zu lesen und zu lernen, wie man Menschen heilte – und vielleicht, eines Tages, die wahre Ferin zu entdecken.
    Auf einmal fühlte Ferin eine neue Entschlossenheit in sich: Sie wollte helfen! Aber wie? Eine leise Stimme regte sich in ihr: Eines nach dem anderen, Ferin. Jetzt war es noch zu früh, viel zu früh, aber irgendwann würde sie etwas dazu beitragen, die Pheytaner in den Lagern zu befreien, so wie Rhys.
    Jasta trat aus der Hütte und stolperte beinahe über ihren Bruder.
    »Himmel, Rhys!«, rief sie entsetzt, als sie erkannte, in welcher Verfassung er war. Sie warf Ferin einen bitterbösen Blick zu, dann rüttelte sie ihn. »Ich weiß, du musst schlafen. Leg dich wenigstens in die Hütte.«
    Er murrte und erhob sich widerstrebend. Die Augen halb geschlossen, schleppte er sich hinein. Gleich darauf hörte man seine tiefen Atemzüge.
    »Musst du ihn immer in Beschlag nehmen, Ferin?«, schnauzte Jasta. »Hast du nicht gesehen, wie müde er ist?«
    »Das habe ich sehr wohl, aber es war seine Entscheidung, sich zu mir zu setzen«, hielt Ferin dagegen. Seit ihrem Wutausbruch im Wald fiel es ihr viel leichter, Jasta Paroli zu bieten. »Er muss selbst wissen, was gut für ihn ist.«
    Jasta grummelte in sich hinein, dann sagte sie versöhnlich: »Ich gehe schwimmen. Kommst du mit?«
    Der Widerstreit in Ferins Innerem währte nur kurz. »Nein danke.« Sie wies auf die aufgeschlagene Seite. »Ich möchte weiterlesen.«
    »Na, dann eben nicht«, meinte Jasta. Sie wünschte »Viel Spaß beim Lesen« und spazierte über den Dorfplatz davon.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen versenkte sich Ferin in die Welt der Pflanzen. Endlich bewegte sie sich vorwärts.

16 Lehrzeit
    N ach etlichen Tagen Schufterei war Ferins Arbeit an Sobenios Haus beendet. Der Vorbau wies ein Maß an

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