Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
fuhr Sobenio schließlich fort. »Du musst zwischen dir und der zu heilenden Person eine Verbindung aufbauen, um deine Kräfte in den anderen Körper zu leiten – und zwar über deine Hände. Ich werde dir zeigen, wie sich das, was du bewirkst, anfühlen kann.« Er legte seine Hand in ihren Nacken, die andere in ihre rechte Armbeuge. »Achte auf meine Hände.«
Ferin schloss die Augen und schickte mit einigen Atemzügen Ruhe in ihren Körper. Es dauerte nicht lange, und sie spürte ein Kribbeln unter seinen Handflächen. Die Energie von zarten, prickelnden Schlägen durchströmte sie, und wohltuende Wärme breitete sich in ihr aus. Ein Seufzen verließ ihre Lippen, als die Entspannung durch ihre Muskeln flutete, Verhärtungen löste und jede Faser belebte.
»Das ist schön«, flüsterte sie.
Der Magier nahm die Hände weg. »Ja. Schön für dich, weil du gesund bist. Heilsam für andere, die es brauchen.«
»Und das kann ich auch?«
»Ich vermute, dass du es am Ende besser können wirst als ich«, erwiderte er, und in seinen Augen blitzte für einen Moment ein neidisches Begehren auf, das sie erschreckte. Etwas Dunkles, Unruhiges brach aus ihm hervor und verdüsterte sein Gesicht. Mit einem Mal war er nicht mehr der Lehrer, den sie so zu schätzen gelernt hatte, sondern der verbitterte alte Mann, der sich von allem fernhielt, was auch nur geringfügig nach Freundschaft oder Zuneigung roch. Gleich würde er sie wegschicken, doch dazu war sie nicht bereit.
»Sobenio?«, fragte sie leise. »Machen wir weiter?«
Er zuckte zusammen. Rang sich einige Sekunden später ein verkrampftes Lächeln ab, so als hätte ihre Stimme erst viele Schichten durchdringen müssen, bis er sie überhaupt vernahm.
»Richtig. Deine Hände. Halte sie vor deinen Körper. Die Handflächen zueinander.«
Ferin gehorchte, überrascht, dass es ihr gelungen war, ihn zu ihr zurückzuholen.
»Konzentriere dich auf deine Handflächen«, forderte er. »Bewege sie aufeinander zu – genau! – und entferne sie wieder voneinander. Und wieder zusammenführen. Spürst du es?«
Sie spürte dieses Etwas, doch nur ganz minimal. »Ich weiß nicht …«
»Nicht: ›Ich weiß nicht.‹ Du musst schon daran glauben.«
»Mhm«, nickte sie. »Da … ist ein Kribbeln.«
»Genau, ein Kribbeln. Ein Strömen, wie du noch bemerken wirst. Du kannst es verstärken, indem du deine ganze Energie darauf richtest. Und damit kommen unsere vielen Übungen zum Tragen: Für eine Heilung musst du dich in einem inneren Gleichgewicht befinden, du musst ruhig und entspannt sein, in dir muss der Wunsch entstehen, etwas bewirken zu wollen, du musst mit deinem ganzen Selbst daran beteiligt sein, du musst es geschehen lassen können, und du musst Vertrauen in deine Fähigkeiten haben.«
Ferin ließ die Hände sinken. Obwohl ihr das alles nicht neu war, fühlte sie sich dieser geballten Ladung an Anforderungen nicht gewachsen. »Das klingt nach sehr viel auf einmal«, sagte sie mutlos.
»Das ist es auch«, bestätigte Sobenio. »Dein gesamtes Wesen, das, was du bist, ist in die Heilung mit einbezogen. Nur, wenn du alles von dir gibst – und nur dann –, wirst du in der Lage sein, deine Kräfte zu nutzen.«
»Aber … werde ich das fertigbringen?«
»Das liegt allein bei dir.«
Und das ist der Knackpunkt, dachte sie. Es liegt bei dir. Entschieden straffte sie die Schultern. Du hast dir schon so viel erarbeitet, Ferin, da wirst du den Rest auch schaffen.
»Ganz genau.« Sobenio nickte wissend, wie immer, wenn er ihre Gedanken las. »Deine magische Gabe pocht in dir, du musst sie nur zulassen. Von nun an«, fuhr er fort, »sind diese Heilströme unser Ziel. Wenn es dir gelingt, sie in deinem Körper hervorzurufen und über deine Hände weiterzuleiten, dann hast du alles erlernt, was ich dir beibringen kann. Sie zu vervollkommnen, wird deine eigene Aufgabe sein. Und die der Erfahrung und der Zeit.«
»Verflucht noch eins!«, brüllte Jasta.
Genervt legte Ferin das Buch weg – es war wieder einmal so weit. Seit Sobenio bestätigt hatte, dass Jasta eine Kämpferin war, spielte sich hier am Dorfplatz jeden Vormittag die gleiche Szene ab.
Jasta schob Akurs Degen zur Seite und schickte sich an, die eigene Waffe zu suchen, die er zuvor mit einem gewieften Schlag in den Sand befördert hatte.
»Wie oft müssen wir diese Abwehrtaktik noch wiederholen?«, fragte Akur. »Die Schlagabfolge müsste dir längst in Fleisch und Blut übergegangen sein.«
»Glatthäutige
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