Maskenball
Frank Borsch, alte Blueslegende, das kann doch nicht so schwer sein.«
Frank überlegte kurz. »Mit Dr. Helmut Köhler haben wir im Rahmen unserer ganz normalen Ermittlungsarbeit gesprochen. Als anerkannter Experte für Geriatrie ist er ein wichtiger Informant für unsere Arbeit.«
»Aber er ist doch eure einzige heiße Spur.«
»Kein Kommentar. Woher hast du deine Vermutungen eigentlich?«
»Du, es ist Karneval. Da trifft man so den ein oder anderen interessanten Gesprächspartner.« Bert Becks klang jetzt ganz wie der süffisante Polizeireporter. »Es ist wirklich viel los in den Sälen und auf den Straßen dieser Großstadt.«
»Komm, lass die Spielchen.«
»Lass du die Spielchen, Frank.«
»Dann muss ich wohl dienstlich werden?«
Bert Becks lenkte ein. »Schon gut. Aber weißt du eigentlich, was draußen in der Stadt los ist? Die alten Leute sind echt in Panik. Wir kriegen ständig Anrufe. Die Alten sehen in jedem Zeitungsboten oder Vertreter schon ihren Mörder. Die Stimmung ist wirklich schlecht. Ihr müsst was tun.«
»Und? Tun wir denn nichts? Ich habe eine komplette MK im Einsatz. Selbst über Karneval schieben die Kolleginnen und Kollegen Dienst. Mehr geht wirklich nicht. Die Sache braucht Zeit. Wir haben es offenbar mit einem ganz komplizierten Charakter zu tun.«
»Na, geht doch.« Bert Becks zog hörbar zufrieden an seiner Zigarette. »Du meinst also, dass ihr einen Psychopathen jagt? Einen Mörder, der unberechenbar ist und überraschend zuschlägt? Ist ja hochinteressant.«
Frank ärgerte sich. Nun fing Becks Gehirn an zu sprudeln. Hätte er doch den Mund gehalten. »Nun mal langsam, Bert. Das habe ich so nicht gesagt. Ich möchte morgen in der Rheinischen Post nichts von einem Psychopathen lesen. Haben wir uns verstanden?«
»Morgen sowieso nicht. Keine Sorge. Wir haben immer noch genug mit den ganzen Stadtteilumzügen zu tun. Die Geschichte geht uns schon nicht verloren. Ich sehe meine Recherche eher mittelfristig. Es sei denn, ihr präsentiert uns Aschermittwoch den Mörder, quasi nach dem Aschenkreuz.«
»Mit Sicherheit nicht. Das kann ich sagen. Leider. Lieber Bert, tu mir einen Gefallen, schür die Angst deiner Leser nicht durch unbedachte oder reißerische Formulierungen. Die alten Menschen in der Stadt und auch im Kreis Viersen brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen. Der oder die Täter, …« Frank brach ab. Er wusste selbst nicht weiter. Was wollte er sagen? »Also, der oder die Täter werden nicht zwangsläufig noch einmal zuschlagen.«
»Warum bist du dir da so sicher?«
»Ich bin mir überhaupt nicht sicher. Aber was soll ich sonst sagen? Die meisten Morde sind Beziehungstaten. Die Mörder kommen meist aus dem Umfeld der Opfer.«
»Auch in diesem Fall? Du hast von einem komplizierten Charakter gesprochen. Das passt doch nicht zusammen. Werden nun wahllos alte Menschen von einem durchgeknallten Irren umgebracht, ist Köhler der Mörder, oder gibt es noch einen anderen Zusammenhang zwischen den Taten? Nun sag schon, Frank.«
»Genau diese Fragen treiben uns um. Und auf genau diese Fragen haben wir derzeit noch keine schlüssigen Antworten. Ich wäre auch gerne schon weiter. Das kannst du mir glauben.«
»Aber Frank, du kennst und machst das Geschäft lange genug. Seit dem ersten Mord ist schon viel zu viel Zeit vergangen, um jetzt noch zu einem schnellen Fahndungserfolg zu kommen.«
»Du sagst es, Bert. Noch was?«
»Nee, schon gut. Ich bin durch mit meinen Fragen.«
»Ich will jetzt nicht mit dir über Pressefreiheit streiten, Bert. Ich bitte dich nur, warte mit deiner Berichterstattung. Sonst haben wir ruckzuck wieder die Geier von den Boulevardblättern am Hals. Und dann stecken wir wirklich in der Scheiße. Und mit uns die alten Leutchen.«
»Okay. Das habe ich jetzt nicht gehört. Aber ich halte mich dran. Ach, bevor ich auflege: Wie geht es Lisa?«
Frank seufzte. »Na ja, ganz gut. Sie wird immer runder.«
»Klingt doch gut.«
»Schon, aber bis zur Geburt ist noch so viel zu erledigen. Wir brauchen eine neue Wohnung, ein neues Auto muss auch her.«
»Jaja, ein MGB ist kein Kombi. Wenn du den verkaufen willst, ich kann mich mal umhören.«
»Ich weiß, dass du gute Kontakte hast. Aber vorerst will ich die Karre noch ein bisschen fahren. Ich kann mich einfach nicht von ihr trennen.«
»Ist ja auch ein schönes Exemplar.«
»Lass uns lieber davon aufhören.« Frank seufzte erneut. »Und wenn du etwas von einer großen Wohnung hörst in guter Lage, ruf
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