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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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sagen.«
    Frank erzählte ihr von den Entdeckungen der englischen Kollegen, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Hiltrud Claassen hörte seinen Schilderungen mit unbewegtem Gesicht zu. Nur an einigen Stellen hatte Frank den Eindruck, dass Verhoevens Schwester spontan widersprechen oder eine Anmerkung machen wollte, aber Hiltrud Claassen behielt die Kontrolle und unterbrach sich schon im Ansatz. Als Frank fertig war, sah Hiltrud Claassen lange vor sich auf den Boden.
    Auch Frank sagte zunächst kein Wort und ließ ihr Zeit, zu reagieren. Im Hintergrund tickte leise eine Wohnzimmeruhr. Schließlich unterbrach er die Stille. »Was ich Ihnen erzählt habe, muss nichts bedeuten, noch nicht. So lange, bis uns der Bericht der englischen Kollegen vorliegt. Der Name des Mieters ist uns auch noch nicht übermittelt worden.«
    Hiltrud Claassen sah ihn an. In ihren Augen standen wieder Tränen. »Was bedeutet das?«
    »Wir haben erst den vorläufigen Bericht vorliegen. Dieser Hausmeister oder Hausverwalter wusste offenbar den Namen des Deutschen nicht. Meine britischen Kollegen hatten in der Kürze der Zeit noch nicht die Gelegenheit, seine Angaben zu überprüfen. Der Eigentümer des Wohnblocks hält sich derzeit in London auf und ist bisher auch für die Ermittler vor Ort nicht zu erreichen. Ich rechne stündlich mit dem ausführlichen Bericht aus Whitby.«
    »Whitby?«
    »Die Polizei in Whitby kümmert sich auch um Robin Hood’s Bay.«
    Die Schwester von Herbert Verhoeven nickte abwesend. »Mein Bruder soll diese Morde begangen haben? Glauben Sie das, Herr Borsch?«
    Frank sah Hiltrud Claassen fragend an. »Was glauben Sie, Frau Claassen? Ist Ihr Bruder dazu fähig?«
    Hiltrud Claassen sah Frank an. In ihren Augen war Trauer zu erkennen, aber auch so etwas wie Widerstand und Ablehnung. »Was fällt Ihnen ein, Herr Kommissar? Bloß weil mein Bruder als Kind anders war als die anderen Kinder, heißt das noch lange nicht, dass er seinen Vater umbringt und dann auch noch auf diese abscheuliche Weise.«
    Frank blieb unbeeindruckt. »Liebe Frau Claassen, Sie haben mir bei unseren Gesprächen bisher schon den Eindruck vermittelt, dass Sie das Verhalten Ihres Bruders nicht verstehen und auch früher nicht verstanden haben. Ich hatte im Gegenteil das Gefühl, dass Sie Ihrem Bruder alles zutrauen – bis hin zum Mord an seinem Vater.« Frank wartete Hiltrud Claassens Reaktion ab. Die Trauer war aus ihrem Gesicht gewichen. Sie sah ihn feindselig an, blieb aber stumm. Frank setzte nach. »Wollen Sie Ihren Bruder schützen, Frau Claassen? Geschwisterliebe geht manchmal über Leichen. Ich habe den Eindruck, dass Sie nicht ganz die Wahrheit sagen. Frau Claassen, wo ist Ihr Bruder? Ist er hier in Deutschland? Vielleicht ganz in der Nähe? Frau Claassen, hören Sie mir überhaupt zu?«
    »Gehen Sie, Herr Kommissar, lassen Sie mir meine Ruhe. Ich weiß nicht, wo mein Bruder ist. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Das habe ich Ihnen schon gesagt, und mehr habe ich auch nicht zu sagen.«
    »So einfach ist das nicht, Frau Claassen. Ich habe mehrere Morde aufzuklären. Da kann ich auf persönliche Befindlichkeiten keine Rücksicht nehmen. Ich frage Sie daher noch einmal: Wo ist Ihr Bruder?« Frank sah sie eindringlich an. »Wenn Sie Ihren Bruder schützen, machen Sie sich mitschuldig. Sie werden sich dann vor Gericht verantworten müssen. Wollen Sie das?«
    Hiltrud Claassen stand abrupt auf und hätte dabei fast den Wohnzimmertisch umgestoßen. Das Kaffeegeschirr schepperte heftig. »Hören Sie, Herr Borsch, mein Bruder ist kein Mörder. Mag sein, dass er in seiner Kindheit Schlimmes erlebt hat. Okay. Das habe ich Ihnen ja gesagt. Vielleicht Schlimmeres, als ich weiß. Und er hat sicher auch Dinge getan, die normal aufgewachsene Kinder nicht tun. Aber er ist bestimmt kein Mörder. Herbert nicht. Das weiß ich. Herbert ist ein sensibler Mensch, er liebt die Literatur, vor allem Gedichte. Er hat schon früh selbst Gedichte geschrieben. So ein Mensch kann keinen Mord begehen, schon gar nicht an seinem Vater. Glauben Sie mir doch endlich.« Sie sah Frank flehend an. »Wenn er es getan hätte, würde ich Ihnen meinen Bruder eigenhändig bringen. Das können Sie mir glauben. Herbert hat eine zerbrechliche Seele. Deshalb ist er damals auch von hier weggegangen. Er wollte möglichst viel Raum und Abstand zwischen sich und seine Familie bringen. Wenn er gekonnt hätte, wäre er noch weiter weggegangen. Aber er hat Flugangst. Deshalb ist er nur bis

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