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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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appelliert und ihm Mut gemacht. Sollte er nicht klarkommen, gab es immer noch die Kollegen vom LKA und das Fachwissen des BKA. Aber so richtig glücklich war Bean mit der Antwort nicht gewesen, als er sich von Frank verabschiedet hatte.

    Ralf Böllmann rückte seine Krawatte zurecht. Er stand draußen vor dem Eingang der Staatsanwaltschaft auf dem Bürgersteig. Er konnte sehen, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite einige Justizangestellte des Landgerichts neugierig an den Fenstern ihrer Büros standen.
    Der Kameramann sah kurz auf und hob seinen Daumen. Auch der Tonassistent nickte, nachdem er einen letzten Blick auf den Pegel seines Aufnahmegerätes geworfen hatte. Das Team von RTL hatte sich überraschend bei der Pressestelle der Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft gemeldet und um ein Interview mit dem zuständigen Staatsanwalt gebeten. Man sei durch die in letzter Zeit gehäuft auftretenden Meldungen über Gewalt gegen alte Menschen für das Thema sensibilisiert worden. Man wolle daher der Sache einen eigenen Beitrag widmen, hatte die Redakteurin am Telefon ihr Anliegen begründet. Dazu wolle man auch auf die ungeklärten Morde gegen die beiden niederrheinischen Rentner eingehen.
    Ralf Böllmann hätte sich gerne vor dem Interview gedrückt, aber andererseits war ihm schon klar, dass sich die Behörde nicht länger zurückhalten konnte. Mit dem Leitenden Oberstaatsanwalt und mit Frank Borsch hatte er die wenigen Informationen abgestimmt, die er bereit war zu veröffentlichen.
    »Herr Böllmann, in einem Altenheim in Kleve sind Kontrolleure nach einem Hinweis auf eine bis auf 29 Kilogramm abgemagerte Bewohnerin gestoßen. In einem weiteren Fall wurde gegen einen Heimarzt Strafanzeige wegen Körperverletzung gestellt. Geht unsere Gesellschaft zunehmend achtlos mit alten Menschen um?« Die junge Reporterin strahlte ihn aufmunternd an und warf dann einen schnellen Blick auf den Zettel in ihrer Hand.
    »Zu dem Fall in Kleve kann ich natürlich keine Stellung beziehen, da wir nicht in die Ermittlungen eingebunden sind. Ich bitte dafür um Ihr Verständnis. Zu Ihrer generellen Frage kann ich Ihnen offiziell nichts sagen, denn wir als Staatsanwaltschaft ermitteln nicht gegen den Zustand einer Gesellschaft. Da müssen Sie schon Wissenschaftler fragen.« Ralf Böllmann war nervös. Seine Krawatte saß zu eng und er merkte, wie er vor Aufregung feuchte Hände bekam.
    Die RTL-Journalistin sah wieder auf ihren Spickzettel. »Können Sie mir bitte sagen, ob Ihnen aus ihrem Bereich ähnliche Vorfälle wie der in Kleve bekannt sind?« Das Mikrofon schwenkte von ihr zu Böllmann.
    »Derartige Tatbestände sind mir nicht bekannt.« Was wollte diese junge Journalistin von ihm? Diese Fragen hatten nun auch nicht das Geringste mit seiner Arbeit zu tun.
    »Aber Sie ermitteln in zwei Mordfällen. Nach unseren Recherchen waren beide Opfer in der Hardterwald-Klinik in Behandlung. Gibt es da einen Zusammenhang?« Die Reporterin lächelte weiter, trat dabei aber angespannt von einem Bein auf das andere.
    »Es ist richtig, dass wir derzeit in zwei Mordfällen ermitteln. Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keine eindeutigen Hinweise darauf, dass die beiden Fälle in einem Zusammenhang stehen. Auch die von Ihnen angedeutete Verbindung zur Klinik kann ich nicht als tatrelevant bestätigen. Es ist richtig, beide Opfer waren Patienten der Hardterwald-Klinik. Aber das kann auch Zufall sein. Bitte bedenken Sie, dass beide Opfer Rentner waren.« Böllmann merkte, wie ihm trotz der Witterung langsam der Schweiß den Rücken hinunterlief. Er war es nicht gewohnt, in eine Kamera zu sprechen.
    »Wir haben Erkenntnisse darüber, dass einer der Klinikärzte seit einiger Zeit verschwunden ist. Er soll genau am Tag nach dem ersten Mord nicht zum Dienst erschienen sein. Das ist doch seltsam, finden Sie nicht? Was uns auch stutzig macht: Dieser Arzt wohnt wie das erste Opfer in Nettetal-Breyell. Auch der zweite Tote kommt aus der Gegend. Von Breyell aus sind es nur wenige Kilometer bis Brüggen.« Die Reporterin hatte bei der Frage angestrengt auf ihren Zettel gestarrt, statt ihren Interviewpartner anzusehen.
    »Seien Sie mir bitte nicht böse. Aber Sie bewegen sich mit Ihrer Frage im Bereich der Spekulation. Ich möchte mich daran nicht beteiligen.« Ralf Böllmann fühlte sich nun vollends unwohl. Was hatte die ewig strahlende Frau vor ihm nur im Sinn? Entweder war sie nicht richtig vorbereitet, dann hätte sie schon im Vorhinein auf das

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