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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Angst. Eine Scheißangst. Verzeihen Sie den Ausdruck. Es war ein gefährliches Spiel, denn überall waren Sprengfallen verteilt, sogar in den Bäumen hingen sie.« Krüger musste husten. »Entschuldigen Sie.«
    »Soll ich Ihnen einen neuen Tee machen? Ihrer ist bestimmt schon ganz kalt.« Lisa griff nach Krügers Teetasse.
    »Nein, danke. Das ist sehr nett von Ihnen. Danke.« Heinrich Krüger zögerte einen Augenblick. »Wenn ich darf, möchte ich mich jetzt gerne ein bisschen zurückziehen. Ich bin doch etwas müde. Jetzt, wo ich zur Ruhe komme, überkommt mich eine unwiderstehliche Müdigkeit. Wenn Sie erlauben, lege ich mich ein bisschen hin.«
    »Selbstverständlich, Herr Krüger.« Lisa stand auf und begleitete Heinrich Krüger zu seinem Zimmer.
    Frank hielt nachdenklich sein Glas in der Hand. Er bewunderte die aufrechte Haltung Krügers. Dieser Mann war in seiner Jugend durch eine harte Zeit gegangen. Was hatte diese Generation nicht alles durchgemacht. Die Hitlerjugend, frühe Wehrerziehung schon in der Schule, dann die Angst um die Väter, die ›im Feld standen‹ und oft genug nicht zurückkehrten, der Verlust von Angehörigen, die Schrecken und Todesängste der Bombennächte, womöglich Flucht und Vertreibung, der Kampf der Eltern ums nackte Überleben.
    Frank war froh, dass ihm solche Erfahrungen erspart geblieben waren. Die viel beschworene »Gnade der späten Geburt«. Er konnte sich gut vorstellen, dass die Schüler fasziniert sein würden von den Augenzeugenberichten dieses Mannes, der sehr spät in seinem Leben für eine kurze Zeit heimkehrte an den Ort seiner Jugend.
    »Ich weiß nicht, wie er die nächsten Tage durchhalten will. Nicht, dass wir ihn mit unserem Projekt überfordern. Er macht jetzt doch einen sehr erschöpften Eindruck.« flüsterte Lisa, als sie zu Frank ins Wohnzimmer kam. »Möchtest du noch ein Wasser?«
    »Nein, ich fahre jetzt. Ich will noch mal kurz in meine Wohnung und mich umziehen, bevor wir heute Abend mit Krüger und den anderen essen gehen. Außerdem will ich in Dohr vorbei fahren. Du weißt schon, das Haus ansehen, von dem Lemanski erzählt hat.«
    »Mach das.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. »Und sei pünktlich. Wir treffen uns um acht.«
    »War ich schon jemals unpünktlich?« Frank nahm Lisa in den Arm.
    Sie schmiegte sich an ihn. »Willst du meine ehrliche Meinung hören?«
    Frank lachte leise. »Besser nicht.«
    Sie küssten sich lange.

    »Mooogens!« Die Bürotür flog auf, und Heinz-Jürgen Schrievers schob seine gut und gerne 120 Kilogramm durch den Türrahmen.
    »Was ist denn mit dir los? Du so früh und schon so munter?« Frank blickte von seinem Stapel mit den neuesten Rundläufen auf und sah seinen Kollegen aus dem Archiv erstaunt und neugierig an.
    »Es gibt Neuigkeiten. Ich habe die Unterlagen von den niederländischen Kollegen aus Ziriksee ausgewertet. Köhler ist aufgetaucht. Besser gesagt, seine Kreditkarte. Er hat vor drei Tagen in Ziriksee Geld von seinem Konto abgeholt.«
    »Und jetzt?«
    »Das musst du doch wissen. Ich denke, er ist euer Hauptverdächtiger?« Schrievers ließ sich auf den Stuhl vor Franks Schreibtisch plumpsen.
    Frank hielt den Atem an – das konnte der Stuhl mit Sicherheit nicht verkraften. Wie durch ein Wunder war aber lediglich ein dumpfes Knirschen zu hören.
    »Meine Gelenke.« Schrievers rieb sich die Knie.
    »Haben deine Kontaktmänner noch etwas gesagt? Machs nicht so spannend.« Frank hatte keinen Sinn für Heinis lädierte Kniescheiben.
    »Nein, sie haben sich nicht gemeldet. Ich habe nur wie üblich die Listen mit Konto- und Handydaten ausgewertet, die wir von den Holländern angefordert haben.«
    »Okay, dann wissen wir nicht viel mehr, als dass Köhler in Ziriksee ist oder war. Vermutlich war , denn wer bleibt bei diesem Wetter schon freiwillig an der Küste.«
    »Jemand, der sich verstecken will oder muss?« Schrievers verzog das Gesicht. »Mann, ich werde alt. Die Gelenke.«
    »Versuchs doch mal mit Abnehmen.« Frank biss sich auf die Unterlippe. Er wusste, dieses Thema war bei seinem Kollegen ebenso tabu wie sein Spitzname »Heini«.
    Schrievers ging kommentarlos über Franks Bemerkung hinweg. Er musste wirklich Schmerzen haben. »Ich werde mal in Ziriksee anrufen. Die sollen sich mal darum kümmern. Gibt es eigentlich ein Foto von Köhler?«
    »Wir haben uns schon eins aus der Klinik besorgt. Seine Frau muss ja nicht unbedingt davon wissen, dass wir jetzt offiziell nach ihm suchen. Du kannst die

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