Maskenball
aufbringen muss. Ein interessanter Mann. Kommt übrigens auch aus Breyell. Hat irgendwann eine Erbschaft gemacht und ist nach England ausgewandert. Muss schon lange her sein, denn er könnte glatt als Brite durchgehen. So vornehm und ein bisschen steif wirkt er. Hat viel zu erzählen.«
»Ach so. Na, dann. Dann bist du ja wohl im Moment mehr in deiner Eickener Wohnung, oder?« Ecki lehnte sich zurück. Und er hatte schon gedacht, er müsse sich um seinen Freund ernsthaft Sorgen machen. Frank war einfach nur etwas durch den Wind. Aber das war ja auch kein Wunder. Schließlich hatte er ja schon eine gescheiterte, wenn auch kinderlose Ehe hinter sich und noch ein komplett anderes Leben vor sich. Familienvater und treu sorgender Ehemann: Daran würde Frank sicher noch länger zu knapsen haben. Schließlich würde er sich auch noch – wie hatte Ecki es vor einiger Zeit in Men ’s Health gelesen? – als Mann neu definieren müssen.
»Steckt der liebe Frank etwa in der Midlìfe-Crisis?« Ecki musste kichern.
»Blödmann.«
XVII.
»Mensch Ecki, fahr schneller.« Frank sah seinen Freund ungeduldig an.
»Nun bleib mal ganz ruhig. Du glaubst doch nicht, dass wir den oder die Täter noch erwischen, oder? Der oder die sind doch längst über alle Berge.« Trotzdem kletterte die Tachonadel auf 180.
Kurz nach Mitternacht hatte Ecki Frank geweckt. Frank war gerade erst eingeschlafen. Er hatte nach längerer Zeit wieder mal ausgiebig mit seiner Mundharmonika geübt und danach noch lange Musik gehört. Bei der Leitstelle in Viersen war ein Notruf eingegangen. Der diensthabende Beamte hatte den Anrufer zunächst kaum verstanden, so leise hatte der Mann in den Telefonhörer gesprochen. Erst nach mehrmaligem beharrlichen Nachfragen hatte Polizeihauptwachtmeister Johannes Peters herausfinden können, dass der Mann am anderen Ende der Leitung schwer verletzt sein musste. Sofort hatte Peters einen Rettungswagen in die Jahnstraße nach Nettetal-Kaldenkirchen geschickt. Die Rettungskräfte hatten den Rentner sofort mit einem Rettungshubschrauber nach Duisburg in eine Spezialklinik für Verbrennungsopfer bringen lassen.
Nach ersten Erkenntnissen war der 79-Jährige von Unbekannten in seiner Wohnung mit einer brennbaren Flüssigkeit Übergossen und angezündet worden. Die Täter waren geflüchtet, der Kaldenkirchener hatte die Flammen noch selbst löschen und die Feuerwehr rufen können. Noch wusste niemand, warum es zu dem Brandanschlag gekommen war.
Mehr hatten Frank und Ecki in der kurzen Zeit nicht in Erfahrung bringen können. Über Funk hatten sie versucht, den Notarzt zu erreichen, der schon zu seinem nächsten Einsatz unterwegs war. Viel hatte der Mediziner nicht sagen können, nur soviel, dass der Zustand des Opfers äußerst kritisch war und der Rentner mittlerweile im Koma lag.
»Schon wieder ein Rentner, und schon wieder einer aus Nettetal. Das kann doch kein Zufall sein.« Frank stützte sich am Armaturenbrett ab, als Ecki von der Autobahnanschlussstelle Leuth abbog und mit hohem Tempo Richtung Ortsmitte raste. Frank hatte Angst, denn auf dem Asphalt glitzerte es verdächtig. Jetzt bloß kein Glatteis, sonst war ihre Fahrt zum Tatort schneller zu Ende als ihnen lieb war. »Mensch Ecki, Vorsicht, die Straßen sind glatt.«
»Bloß keine Panik, wir sind gleich da.«
Der Wagen schlingerte leicht, als er vor dem Reihenhaus am Ende der Jahnstraße mit quietschenden Reifen zum Halten kam. Der Bürgersteig vor dem schmucklosen, dunkel verklinkerten Haus aus den frühen 60er Jahren war abgesperrt. In der benachbarten Bäckerei brannte trotz der nächtlichen Stunde die Ladenbeleuchtung. Ein Streifenwagen hatte mit rotierendem Blaulicht neben einem beleuchteten Rettungswagen geparkt.
Frank ächzte, als er müde und angespannt aus dem Dienstwagen stieg. Die Rückfahrt nach Mönchengladbach würde deutlich langsamer von statten gehen, schwor er sich beim Anblick der nächtlichen Szenerie. Mehrere Anwohner standen auf dem Gehweg und beobachteten die Ankunft der Beamten. Frank und Ecki ignorierten sie, als sie an ihnen vorbei in den beleuchteten Hausflur traten. Dort trafen sie auf einen Polizeihauptmeister, der ihnen den Weg in die zweite Etage wies.
In der Wohnung des Opfers roch es stark nach Rauch und Spiritus. Im Wohnzimmer fanden die beiden Ermittler Brandspuren auf Sofa, Teppich und dem Sessel, der neben dem Telefontischchen stand. Fast zeitgleich mit ihnen trafen die Kollegen von der Spurensicherung ein.
»Mann, das
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