Maskenball
Böllmann los? Der ist doch sonst nicht so?« Ecki schüttelte mit dem Kopf, als er wieder mit seinem Kollegen alleine war.
»Keine Ahnung. Vielleicht hat er Stress mit seiner Freundin, was weiß ich. Ist mir auch egal, ehrlich gesagt.«
»Hast du Stress? Du siehst nämlich ziemlich angefressen aus, um auch ehrlich zu sein.«
Frank sah seinen Kollegen nur kurz und ein bisschen trotzig an. »Nein, habe ich nicht. Wie kommst du darauf?«
»Ich weiß nicht. Seitdem du weißt, dass du Vater wirst und Lisa heiraten willst, bist du irgendwie anders. Hast du Angst vor der Geburt und der Hochzeit?«
»Quatsch!« Franks Protest klang ein bisschen zu laut, um ehrlich gemeint zu sein. Das merkte er sofort. »Man wird doch wohl auch mal ein bisschen müde sein dürfen, oder? Schließlich sind wir seit Tagen unterwegs. Und kommen dabei keinen Schritt voran.«
»Is ja gut, is ja gut.« Ecki versuchte seinen Freund zu beschwichtigen. »Wenn du mal reden willst, können wir ja mal wieder ein Bier trinken gehen. Das haben wir so lange schon nicht mehr gemacht. Viel zu lange schon nicht mehr.«
»Ich will nicht reden, ich will nur endlich diese Fälle lösen. Verdammt noch mal.« Frank konnte nur mit Mühe den Impuls unterdrücken, aufzuspringen und aus dem Büro zu rennen. »Und jetzt ist genug gequatscht. Ich will endlich was tun.« Ihm ging das Gespräch mit Yvonne Schümers nicht aus dem Sinn. »Was ist, wenn alles ganz anders ist und ein Pfleger die beiden auf dem Gewissen hat?«
»Dafür gibt es, zumindest im Augenblick, überhaupt keine Anhaltspunkte. Wir haben das Personal doch überprüft. Schon zweimal. Alle sind sauber. Keine Vorstrafen, keine Beschwerden, keine Gerüchte, versteckte Anschuldigungen oder Andeutungen, nichts. Kein Konkurrenzkampf. Rein gar nichts. Das Einzige, was auffällt, sind die Klagen über die hohe Arbeitsbelastung auf den Stationen. Die gehen quer durch alle Abteilungen und Gehaltsstufen. Aber das ist ja auch nachvollziehbar. Die medizinischen Berufe sind stressig und schlecht bezahlt. Aber das ist doch hinlänglich bekannt. Deshalb wird niemand zum Mörder.«
»Ich weiß nicht. Und wenn die beiden Opfer irgendwo Schwarzgeld hatten und das im Krankenhaus erzählt haben?«
»Nun überlege doch einmal ernsthaft. Breuer war Alkoholiker und Verhoeven ein pensionierter Volksschullehrer, dessen Pension so gerade ausgereicht hat, um die Miete und den Lebensunterhalt zu bezahlen. Wo sollen denn da Reichtümer zusammen gekommen sein? Für Mord aus Habgier sehe ich überhaupt keine Hinweise.«
»Bleibt dann tatsächlich nur noch die Arbeitsüberlastung. Wäre ja wirklich nicht das erste Mal, dass in einem Krankenhaus Menschen sterben müssen, weil das Personal überfordert ist.«
»Richtig, aber diese kranken Täter ermorden ihre Opfer mit Tabletten oder Spritzen. Um sie damit angeblich von den Qualen zu erlösen und ihnen einen menschenunwürdigen Tod zu ersparen. Aber sie schießen anderen keine Kugel durch den Kopf oder schneiden ihnen die Kehle durch. Nee, Frank, das passt nicht.«
Frank sah Ecki an. »Was ist mit dieser Armeepistole? Warum hat der Täter ausgerechnet diese 08 benutzt?«
»Keine Ahnung. Zufall?«
»Ich weiß nicht. Ein alter Mensch wird mit einer alten Waffe getötet.«
»Da jetzt einen Zusammenhang zu konstruieren, finde ich nun aber reichlich gewagt.«
»Mag sein. Lass uns einfach mal ein bisschen spinnen. Das kann ja nicht schaden.«
»Wie kommst du jetzt ausgerechnet auf diese Verbindung von ›alter Mensch‹ und ›alte Knarre‹?«
»Keine Ahnung. Vielleicht ist das Alter im Moment sowieso ein Thema für mich. Heute Morgen habe ich mich dabei erwischt, wie ich vorm Spiegel stand und die Falten in meinem Gesicht betrachtet habe.« Frank verschränkte die Arme und stützte sie auf der Schreibtischplatte ab. »Ich weiß nicht. Krieg ist im Moment zwischen Lisa und mir ein Thema.«
Ecki beugte sich vor. »Habt ihr Streit? Jetzt, wo das Kind kommt und ihr dabei seid, zu heiraten?«
»Quatsch nicht so blöd.« Frank tippte sich an die Stirn. »Lisa hat gerade so einen Opa bei sich aufgenommen. Nee, eigentlich ist er ein netter älterer Herr. Der ist Gast ihrer Schule. Dort machen sie gerade ein Schulprojekt im Zusammenhang mit Holocaust und Kriegsende. Er zieht gerade als Zeitzeuge mit anderen seiner Generation durch die Schulklassen und erzählt den Kids aus seinem Leben. Er wohnt bei Lisa, damit der Förderverein der Schule nicht so viel für die Hotelkosten
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