Maskenball
Interview verzichtet oder wenigstens nicht ständig auf ihren Zettel gestarrt. Oder sie war so abgezockt und versuchte, ihn mit ihrer Dummchentour aufs Glatteis zu führen.
»Aber Sie müssen doch sagen können, ob Sie in diesem Zusammenhang auch in dieser Frage ermitteln?« Das Lächeln war aus dem Gesicht der Reporterin verschwunden.
»Wir ermitteln in alle Richtungen, wie in jedem anderen Fall. Und besonders auch bei Kapitaldelikten.«
Die Journalistin sah Böllmann jetzt abweisend an. Sie hatte offenbar genug von den unbefriedigenden Antworten des Staatsanwalts. »Hören Sie zu, Herr …«, sie musste auf ihrem Zettel nachsehen, »Herr Böllmann, so kommen wir nicht weiter. Ich höre von Ihnen nur ein paar leere Floskeln. Damit kann ich nichts anfangen. Sie müssen mir schon noch ein paar Details nennen, die ich in meinen Beitrag einbauen kann. Ich kann hier nicht den ganzen Tag vertrödeln, ich muss den Beitrag heute noch sendefertig machen.«
Ralf Böllmann hatte nun endgültig genug. Was dachte sich diese dumme Kuh eigentlich? So etwas Inkompetentes war ihm schon lange nicht mehr begegnet. »Ich denke, wir sollten das Interview hier beenden. Dann haben Sie noch Zeit genug, um den Beitrag zu machen, und wir können derweil in Ruhe weiter ermitteln. Damit ist uns allen am besten geholfen. Wenn es Neuigkeiten gibt, werde ich Sie gerne informieren.« Böllmann konnte sehen, wie die Reporterin förmlich nach Luft schnappte.
»Wie Sie wollen, Herr Staatsanwalt. Dan werden wir eben weiter auf eigene Faust recherchieren. Komm, Rainer, pack ein!« Ihr Mund wurde zu einem dünnen Strich. Bevor Ralf Böllmann etwas entgegnen konnte, klingelte sein Handy. Er zog das Mobiltelefon aus seiner Jackentasche und drehte sich zur Seite. Es war Borsch. Ihn schickte der Himmel, dachte Böllmann erleichtert. Allerdings hatte Borsch schlechte Nachrichten.
»Was? Ich komme sofort.« Böllmann klappte das Mobiltelefon zu und sah die Journalistin freundlich an. »Es tut mir leid, ich hätte an dieser Stelle ohnehin abbrechen müssen. Eine wichtige Besprechung. Und, wie gesagt, wenn wir Neues zu berichten haben, werden wir die Medien umgehend informieren.« Böllmann sah von einem zum anderen. »Einen schönen Tag noch, allerseits.« Die Blondine rührte sich nicht und sah demonstrativ an der Fassade der Staatsanwaltschaft empor. Wenigstens der Kameramann und der Tonassistent nickten stumm.
Frank und Ecki brauchten nicht lange, um den Staatsanwalt von der neuen Entwicklung zu unterrichten.
»Das Originalschreiben ist schon bei der KTU.« Frank betrachtete die Fotokopie und legte sie dann auf den Schreibtisch zurück. »Offenbar gibt es jemanden, dem daran gelegen ist, dass Köhler verhaftet wird.«
Staatsanwalt Ralf Böllmann neigte den Kopf zur Seite und strich sich mit der Hand nachdenklich über die Stirn. »Das Ganze wird mir allmählich zu bunt. Gehen Sie mit der Fahndung nach draußen. Ich will, dass Köhler gefunden wird. Wenn nötig, erhöhen Sie den Druck. Ich will endlich wissen, was es mit diesem feinen Herrn Doktor auf sich hat.«
Ecki nickte. »Wir haben schon die Kollegen in den Niederlanden informiert. Köhler bleibt nicht mehr lange unentdeckt. Sollen wir das Telefon von Frau Köhler abhören lassen?«
»Nein, dazu ist es noch zu früh. Die Verdachtsmomente sind noch zu dünn. Damit komme ich bei Richter Beckers nicht durch, fürchte ich.« Böllmann sah abgespannt aus. Sein sonst jungenhaftes Gesicht war blass. »Wir müssen endlich Erfolge vorweisen. Die Presse macht mittlerweile immer mehr Druck. Auch wenn das Interview eben nicht sonderlich tiefschürfend war – ich habe den Verdacht, dass RTL tatsächlich auf eigene Faust recherchieren lässt. Das kann nicht lange gut gehen.«
»Die Presse kann mir gestohlen bleiben. Wirtz soll zusehen, dass die Zeitungen und die Sender den Ball flach halten.« Frank machte sich eine Notiz auf seiner Schreibtischunterlage, dringend mit dem Polizeisprecher zu reden.
Böllmann nahm die Fotokopie in die Hand, die vor ihm lag. Auf dem weißen Din-A4-Blatt standen nur zwei kurze Sätze: »Köhler ist ein Schwein. Macht Experimente«. Böllmann ließ das Blatt sinken. »Das kann alles oder nichts heißen. Vielleicht ist es ja auch nur ein Trittbrettfahrer, der sich einen üblen Scherz erlaubt.«
»Das werden wir klären.«
»Tun Sie das. Aber möglichst schnell und mit Erfolg.« Der Staatsanwalt stand auf und verabschiedete sich mit knappen Worten.
»Was ist denn mit
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