Maskenball
halten.«
»Schon gut, Frank. War auch nur so eine Idee. Wir werden einfach weiter überlegen, Gertrud und ich. Denn wir wollen beide nicht in irgendeinem Altersheim landen. Wir kommen gerade deshalb auf die Idee, weil zum Beispiel die Stadt Mönchengladbach Zuschüsse zu solchen WGs gibt. Und warum sollte man sich das Geld durch die Lappen gehen lassen?« Schrievers wandte sich zum Gehen. »Ich muss jetzt mal wieder in mein Archiv. Ich habe noch eine Menge Daten neu zu ordnen.« Heinz-Jürgen Schrievers wurde wieder dienstlich. »Ich muss dir ehrlich sagen, mir geht es auf den Keks, dass wir in den beiden Mordfällen nicht weiterkommen. Ich setze alle Hoffnung in Bean.«
»So langsam gehen mir die Ideen aus. Wenn sich nicht bald etwas tut, werden aus den Morden noch ungeklärte Fälle. Aber so weit lasse ich es nicht kommen. Schließlich möchte ich am Ende meiner Dienstzeit einen aufgeräumten Schreibtisch hinterlassen. Siehst du, Heinz-Jürgen, auch ich mache mir so meine Gedanken über das Alter.«
Heinz-Jürgen Schrievers verließ das Büro mit einem breiten Grinsen.
Frank sah ihm nach. Ein gutmütiger Kerl, dieser Heini. Ein Kollege, auf den sich Frank zu 100 Prozent verlassen konnte und der ihm schon so manches Mal aus der Klemme geholfen hatte.
Frank musste an Helmut Köhler denken. War er also doch in Holland aufgetaucht! Etwas unvorsichtig, der Mann. Er müsste doch eigentlich wissen, dass er mit seinen Scheck- und Kreditkarten elektronische Spuren hinterlässt. Nicht umsonst wird er sein Navigationssystem ausgeschaltet gelassen haben. Andererseits, dachte Frank, wenn er die Strecke nach Ziriksee oft genug gefahren ist, konnte Köhler auf sein Navigationssystem auch verzichten. Er hoffte, dass der Oberarzt bald einen wirklich großen Fehler machen würde. Zu viele Fragezeichen und Ungereimtheiten waren mit diesem mysteriösen Doktor verbunden.
Keine zwei Stunden später wusste Frank mehr. Zumindest ein bisschen. Bean hatte sich telefonisch bei ihm gemeldet und seinen vorläufigen Bericht über CombinoMed abgegeben. Demnach gehörte die Mailänder Pharma-Firma zu einem weltweit operierenden Konsortium medizinischpharmazeutischer Unternehmen, das mit seinen speziellen Präparaten zur Behandlung spezifischer Alterserkrankungen Marktführer war. Zahlreiche Patente waren auf den Namen CombinoMed angemeldet. Die Mailänder unterhielten in jedem europäischen Land Niederlassungen, die engen Kontakt zu den jeweiligen führenden geriatrischen Zentren hielten. Die Vertreter von CombinoMed waren ständig unterwegs, um die Kliniken zu beraten und ihre Produkte zu platzieren. CombinoMed war so erfolgreich am Markt, dass das Unternehmen es sich angesichts der Milliardenumsätze des führenden Konsortiums mühelos leisten konnte, ganz legale und gut dotierte Forschungsaufträge an kooperationsbereite Mediziner zu vergeben, die ihrerseits mit den finanziell äußerst lukrativen Verträgen manches Defizit in der Finanzierung ihrer Kliniken oder Abteilungen ausgleichen konnten. Nach Beans Recherche gab es in Deutschland nicht eine geriatrische Fachklinik, in der CombinoMed nicht auf diese Art vertreten war. Selbst bis in die Spitzen des Bundesgesundheitsministeriums reichte die Lobbyarbeit der Pharmaleute, hatte Bean herausgefunden. Mit den Krankheiten alter Menschen ließ sich offenbar sehr viel Geld verdienen.
Was Bean allerdings nicht liefern konnte, war ein eindeutiger Beweis für eine irgendwie geartete illegale Zusammenarbeit zwischen Dr. Helmut Köhler und CombinoMed. Die deutsche Niederlassung des Unternehmens in Berlin hatte Bean bereitwillig Auskunft gegeben und auch Unterlagen gefaxt. Demnach war der Oberarzt der Hardterwald-Klinik in Zusammenarbeit mit mehreren Universitäten und zahlreichen Fachkollegen an einer europaweiten Forschungsreihe beteiligt, die den Zusammenhang zwischen Klinikaufenthalt und veränderter Eigenwahrnehmung der Patienten klären sollte. Nach Auskunft von CombinoMed stand das Forschungsprojekt kurz vor der Veröffentlichung erster Ergebnisse.
Frank hatte Bean daraufhin gebeten, sich noch weiter in die Materie einzuarbeiten, um nach möglichen Ansätzen für illegale Experimente jeglicher Art zu suchen. Kurt Paulert hatte sich daraufhin zum ersten Mal seit seinem Einsatz für das KK 11 beschwert. Schließlich sei er kein Mediziner und besitze daher auch nicht die Fähigkeit, zwischen den Zeilen der medizinischen Berichte zu lesen. Frank hatte dann an den Spürsinn des Kollegen
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