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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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stinkt vielleicht nach Spiritus. Wer wollte denn hier die Grillsaison eröffnen? Ist doch noch viel zu früh.«
    »Den Spott kannst du dir sparen, Meier. Der Mann liegt mit schweren Brandverletzungen in Duisburg. Wer weiß, ob er durchkommt. Sieh lieber zu, dass du etwas Verwertbares findest.« Frank sah den Kollegen missmutig an, der sich in seinem weißen Einmaloverall und einem hellen Metallkoffer an ihm vorbei ins Wohnzimmer drängte.
    »Deine Laune möchte ich haben. Man wird doch wohl noch einen Scherz machen dürfen, wenn man schon so früh aus dem Bett geklingelt wird, oder? Bist du etwa mit dem falschen Bein zuerst aus dem Bett, Borsch? Der Herr ist ungenießbar, was?«
    »Lass mich einfach nur in Ruhe und tu deine Arbeit. Ich kann es einfach nicht ab, wenn man sich auf Kosten anderer amüsiert.«
    »Ist ja schon gut. Bist ziemlich dünnhäutig geworden, in letzter Zeit. So kenne ich dich gar nicht. Du wirst doch bald Vater, oder? Da solltest du dich doch freuen. Oder liegt es daran, dass es schon wieder um einen Rentner geht?« Klaus Meier wartete Franks Antwort nicht ab und nickte seinem Kollegen zu, der zögernd im Flur stand. »Auf gehts Herbert, lass uns Borschs Spürhunde sein.«
    Frank drehte sich um und folgte Ecki wortlos in die Küche. Dort standen zwei leere Gläser und eine Flasche Doppelwacholder auf dem schmalen Küchentisch. Frank roch an der offenen Flasche. »Oh, Mann, von Spiritus ist das auch nicht weit entfernt.«
    Ecki musste grinsen. »Mein Großvater hat früher damit gegurgelt, wenn er Halsschmerzen hatte. Meine Oma hat sich dann aber immer gewundert, dass er das Zeug anschließend nicht wieder ausgespuckt hat.«
    »Bitte jetzt keine Familiengeschichten. Ich bin müde.«
    Frank sah sich um. Die Einrichtung war zwar nicht billig, zeugte aber auch nicht unbedingt von Wohlstand. Die Kücheneinrichtung war funktional, weiß und penibel sauber. Hier hatte ein Mann gelebt, der auf Ordnung hielt. Auch in den übrigen Räumen war Ordnung. Die Möbel stammten zwar durchweg aus den 70er Jahren, waren aber gepflegt. In einer Vitrine neben dem Fenster zur Straße standen mehrere Reihen Bücher, Romane und Gedichtbände, die nach erstem Anschein alle aus demselben Buchclub stammten. Frank und Ecki konnten nichts Außergewöhnliches entdecken. Im Schlafzimmer war eine Hälfte des Doppelbetts sorgfältig mit einer dunkelgrünen Tagesdecke aus Kunstseide abgedeckt. Der Mann hatte offensichtlich alleine gelebt.
    In der ganzen Wohnung fanden die Ermittler keine Anzeichen eines Kampfs. Auch die Wohnungstür war nicht aufgebrochen. Und die beiden Gläser in der Küche deuteten eher darauf hin, dass es nur einen Täter gab und Täter und Opfer sich gekannt haben mussten. Nach einem Saufgelage sah es aber eher nicht aus, wie Ecki bemerkte.
    »Meier hat nicht ganz unrecht, schon wieder ein Rentner.« Frank stand im schmalen Flur der Wohnung. »Würde mich nicht wundern, wenn er auch mal Patient in der Hardterwald-Klinik war und wir bei der Wohnungsdurchsuchung irgendwo einen Papierfetzen mit ›Die Blätter fallen‹ finden.«
    »Das haben wir gleich. Ich habe im Wohnzimmer doch eine Vitrine mit Büchern gesehen. Mal sehen, ob wir Rilkegedichte finden.« Ecki war schon unterwegs und ließ Frank an der Wohnzimmertür zurück.
    »Vorsicht, Eckers, trampel uns nicht durch die Spuren«, raunzte Meier, als Ecki den Vitrinenschrank öffnete.
    »Schade, nichts, nur Konsalik und so ein Kram, und ein paar Gedichtbände von Autoren, die ich nicht kenne.« Ecki trat einen Schritt zurück und betrachtete nachdenklich die drei Bücherreihen. »Hier fehlt offenbar ein Buch.« Ecki deutete auf eine Lücke in der zweiten Reihe.« Er schloss die Vitrine wieder und stieg vorsichtig um Meiers Rücken herum. »Wer weiß, was da gestanden hat. Auf den ersten Blick waren die Bücher nicht sortiert. Kann alles Mögliche gewesen sein.«
    »Hoffentlich hat das Opfer noch die Chance, uns diese und die anderen Fragen zu beantworten. Die Überlebenschancen von Brandopfern sind nicht sehr hoch.«
    »Wir werden noch viel Geduld haben müssen. Ich hoffe, er kommt durch.«
    »Hoffentlich, denn er hat den Täter gekannt.« Frank kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Wie heißt der Wohnungsinhaber eigentlich?«
    »Hecker, Johannes Paul Hecker.« Die Stimme kam aus dem Hausflur.
    Frank drehte sich erstaunt um. »Wer sind Sie denn?«
    »Steven, Wilfried Steven, mir gehört die Bäckerei nebenan.« Der Mann trat einen Schritt vor. »Und mir

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