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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Mediziner im weißen Kittel kam ihnen eilfertig entgegen und streckte seinen Besuchern zur Begrüßung die Hand hin. Aus der rechten Tasche lugten die Enden eines Stethoskops. In der Brasttasche steckte ein Piepser.
    Fehlt jetzt nur noch, dass er uns nach unserem Versicherungskärtchen fragt, dachte Ecki. »Kasse oder Privat?« Er mochte Ärzte nicht besonders, hielt sie eher für »Beutelschneider«, die ihre Patienten nur als willkommene Lieferanten ihres Einkommens sahen und jede neue Grippewelle mit Genugtuung erwarteten. Entsprechend kühl beantwortete er den Gruß.
    »Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Hübgens, Privatdozent Dr. Fritz Theodor Hübgens. Ich bin der leitende Chefarzt der Geriatrie. Bitte setzen Sie sich doch, meine Herren.« Hübgens zog mit einer Hand einen der Konferenzsessel zu sich heran und deutete mit der anderen auf die freien Plätze am Tisch.
    Hübgens klang wirklich so, als habe er Patienten vor sich, dachte Ecki. Gleich muss ich mir den Oberkörper frei machen.
    Frank bemerkte, dass sich sein Kollege nicht sonderlich wohl fühlte in Gegenwart des Arztes. Deshalb übernahm er die Initiative. »Wer hat den Toten gefunden, und wann, wissen Sie das?«
    »Einer unserer Krankengymnasten. Er war gerade, und wie immer um diese Zeit, mit einem seiner Patienten zu einem kleinen Spaziergang im Park unterwegs. Mobilitätstraining, wenn sie verstehen, ein Stück an der alten Landwehr entlang.« Der sah die Polizisten über seine unmoderne Brille hinweg erwartungsvoll an.
    Ecki räusperte sich und reichte Frank wortlos ein Papiertaschentuch, der schon ohne Ergebnis die Taschen seiner Jeans durchsucht hatte.
    »Erkältet? Da hilft vor allem viel trinken. Was sagt Ihr Hausarzt dazu?«
    »Ich gehe selten zum Arzt. Die Erkältung kommt von alleine, dann geht sie auch wieder von alleine.«
    Ecki sah seinen Freund erstaunt von der Seite an und musste an die Batterie Medikamente denken, die Frank auf seinem Schreibtisch gestapelt hatte. So, so, Erkältungen kommen und gehen von alleine.
    »Seien Sie um Himmelswillen nicht leichtsinnig. So eine Erkältung kann ganz leicht zu einer ernsthaften Erkrankung werden. Und dann fangen die Beschwerden erst so richtig an. Wenn Sie wollen, kann ich Sie gleich einmal abhorchen. Eine Musterpackung Antibiotikum müsste ich auch noch im Schrank haben.«
    Frank nickte dankbar und schniefte. »Hat der Tote auch einen Namen? War er Patient bei Ihnen?«
    »Der Mann heißt, oder besser hieß, Moment ich habe es mir notiert …«, Hübgens zog einen kleinen Zettel aus seiner rechten Kitteltasche, »Hans-Georg Verhoeven, Rentner aus Nettetal.«
    »Warum war er bei ihnen?« Ecki begann, sich Notizen zu machen. In seiner Rolle als Ermittler fühlte er sich deutlich wohler.
    »Das Übliche.«
    »Geht das bitte ein bisschen genauer? Was heißt ›das Übliche‹? Wir sind keine Mediziner, müssen Sie wissen.« Ecki war wieder ganz Herr der Lage.
    »Oh, entschuldigen Sie, meine Herren, ich meinte natürlich die geriarischen Befunde. Wie gesagt, das Übliche halt in diesem Alter. Verhoeven war Jahrgang ’26. Ein leichter Schlaganfall, die fehlende Mobilität, Diabetes mellitus, Zucker, also.« Hübgens hatte Eckis fragenden Blick verstanden. »Das Herz, möglicherweise erste Anzeichen für eine beginnende Demenz. Meist ist es ein ganzes Bündel von Erkrankungen, die im Alter auftreten und den Menschen Probleme machen. Verhoeven hätte in lieser Woche nach Hause entlassen werden sollen. Wir sind bemüht, unsere Patienten möglichst rasch wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückkehren zu lassen.«
    »Sagen Sie, haben Sie Verhoeven nicht vermisst? Nach erstem Augenschein muss er schon länger tot sein. Ist Ihnen nichts aufgefallen?« Frank wunderte sich über das eher geschäftsmäßig distanzierte Verhalten des Mediziners. Immerhin ging es um Mord. Und zwar um einen äußerst brutalen.
    »Nein, um ehrlich zu sein, wir haben ihn nicht vermisst. Es war so weit alles in Ordnung. Seine Tochter war noch am späten Nachmittag bei ihm. Sie ist erst nach dem Abendessen wieder weggefahren, soviel mir bekannt ist. Was danach passiert ist, kann ich nicht genau sagen. Ich habe das überprüfen lassen, er hat noch seine Medikamente für die Nacht bekommen und nach Aussagen der Schwester einen ganz munteren Eindruck gemacht. Es bestand also kein Anlass zur Sorge.«
    »Wie kann ein Patient von einer Ihrer Stationen verschwinden, ohne dass Sie etwas davon merken?« Frank schüttelte den

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