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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Schlange Autos in Richtung der beiden Innenstädte von Mönchengladbach und Rheydt.
    »Das Fenster bleibt aber nur fünf Minuten auf. Ich kann mir echt keine Erkältung leisten. Nächste Woche haben wir wieder einen Auftritt, und mit einem Schnupfen kann ich nicht ordentlich spielen. Ich habe einen empfindlichen Hals. Außerdem stinken die Abgase.« Frank zog demonstrativ den Hemdkragen enger zusammen.
    Gerade als Ecki antworten wollte, schepperte es laut auf dem Flur. Gleich darauf flog die Bürotür auf. Zunächst war nichts zu sehen. Dann schob sich Stück für Stück ein Holzgestell durch die Türöffnung ins Büro, das Frank erst auf den zweiten Blick als Laufstall identifizierte. Als der quadratische Kasten schon fast ganz im Raum stand, schob sich ein mächtiger Bauch hinterher, der in einem zum Zerreißen engen Diensthemd steckte.
    Frank brauchte einen Augenblick, um seiner Verblüffung Herr zu werden. »Was soll das, Schrievers?«
    Laut schnaufend stellte Heinz-Jürgen Schrievers den Laufstall vor die beiden Schreibtische seiner Kollegen. Mit seiner fleischigen Hand schlug er auf den Rahmen der Gitterstäbe. »Noch fast wie neu. Gertrud meinte, ihr könnt den Laufstall bald gut gebrauchen. Ist von unseren Nachbarn, da stand er seit Jahren auf dem Speicher. Gestern Abend habe ich ihn vor dem Sperrmüll gerettet.«
    Frank war sprachlos. Was, um alles in der Welt, sollte er mit einem Laufstall? Erst allmählich dämmerte es ihm. Der Laufstall sollte wohl für ihr Kind sein. Aber das war ja noch nicht einmal geboren. Außerdem hatten Lisa und er mit Sicherheit vorerst keinen Platz für das sperrige Ding. »Mensch, Heini, äh, Heinz-Jürgen, du kannst mir doch nicht einfach so einen Laufstall hier hinstellen. Was soll ich mit dem Ding?«
    Heinz-Jürgen Schrievers fuhr seine geschätzten 120 Kilo Lebendgewicht zu ihrer vollen Größe aus und wischte sich die schweißnasse Stirn. »Habe ich etwas falsch verstanden? Ich denke, Lisa ist schwanger?«
    »Nein, natürlich, ja, Lisa ist natürlich schwanger. Aber was sollen wir mit diesem Ding? Das ist doch viel zu früh! Ich brauche keinen Laufstall, ich brauche eine neue Wohnung.«
    Schrievers grinste. »Typischer Verdrängungskomplex. Der Mann hat Angst davor, Vater zu werden. Jetzt wird es allmählich ernst, mein Lieber, das feine sorgenfreie Leben ist vorbei. Demnächst heißt es in der Nacht dreimal aufstehen, Windeln wechseln, Fläschchen kochen, füttern, Gebrüll ertragen. Aber keine Angst, Kinder sind das Salz in der Suppe einer jeden Familie, du wirst dich schon noch dran gewöhnen. Also, wo soll ich das gute Stück hinstellen?«
    Frank war mit seinen Nerven am Ende. Schrievers hatte gut reden. Er hatte keine Kinder. Ausgerechnet ein Laufstall! »Lass ihn einfach stehen. Ich, Mensch, Ecki, sag doch auch mal etwas. Und grins nicht so blöd.«
    Ecki konnte sich kaum noch beherrschen, um nicht laut loszulachen. Sein Freund machte auch ein zu dämliches Gesicht. »Heinz-Jürgen hat recht. Du wirst dich schon noch daran gewöhnen. So ist das nun mal, das süße Leben hat in der Tat bald ein Ende. Lass dir das von einem zweifachen Familienvater ruhig mal sagen.« Er nickte dem Polizeihauptmeister und Leiter des Archivs zu. »Lass einfach stehen. Wir kümmern uns gleich darum. Ist wirklich ’ne gute Idee von Gertrud und dir. Es wird der Tag kommen, an dem sich auch unser Frank über das Geschenk freut.«
    »Weißt du, Gertrud hat schon überlegt, was Lisa demnächst so alles brauchen kann. Sie hat sich schon eine Liste gemacht. Wir haben ja einen großen Bekanntenkreis, da kommt bestimmt so einiges zusammen.« Er schob den Laufstall ganz an den Schreibtisch, hinter dem Frank völlig apathisch saß und sich dem Schicksal fügte, das in Form eines alten Laufstalls vor ihm stand. Heinz-Jürgen Schrievers schlug seinem Kollegen kräftig auf die Schulter. »Das heißt, nur wenn du willst, Frank. Habt ihr eigentlich schon einen Namen für das Kleine?«
    »Nein, ehrlich gesagt, darüber haben wir uns noch gar keine Gedanken gemacht.« Frank beäugte misstrauisch den naturholzfarbenen Laufstall. Ein Viereck, das mit schlanken und eng nebeneinandergesetzten Stäben abgegrenzt wurde. Die schmale Abschlussleiste war ehemals rot gestrichen und an vielen Stellen schon ziemlich abgewetzt. Wenn er sich recht erinnerte, musste er einen Teil seiner Kindheit in einem ähnlichen Geviert zugebracht haben. Zumindest konnte er sich an einige einschlägige Schwarz-Weiß-Fotos

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