Maskenschmuck (German Edition)
sagte die eine, die das Treiben um sie beobachtet hatte, „Ich passe so lange für Sie hier auf. Auskunft kann ich zwar nicht geben, aber ich werde ihren Schmuck im Auge behalten.“
„Oh, wie nett, mir klebt schon die Zunge am Gaumen“, sagte Rebecca erleichtert. Sie hatte sich schon über sich selbst geärgert, dass sie nichts mitgenommen hatte. Andererseits war sie so beschäftigt gewesen, dass sie auch nicht dazu gekommen wäre. Im Moment war gerade etwas Ruhe eingekehrt, wahrscheinlich wegen der Mittagszeit.
Dankbar eilte sie davon, nur um am Kaffeetresen festzustellen, dass auch viele andere diese Idee gehabt hatten. Am Ende der langen Schlange begrub sie erst mal den Traum, einen Sitzplatz zu ergattern. Sie konnte froh sein, wenn sie sich mit Kaffee und Kuchen in irgendeine Lücke drängen konnte.
„Hallo! Hier ist noch ein Platz!“, rief es aus einer Ecke, „Kommen Sie zu mir.“ Rebeccas guckte zu der Stimme hinüber.
Ach, der schon wieder. Der Rempler. Na gut, einen Platz konnte sie jetzt gut gebrauchen. Sie drängte sich durch die Menge und ließ sich mit einem Aufseufzer nieder.
„Puh, das tut gut. Vielen Dank.“ Verstohlen entledigte sie sich ihrer Schuhe unter dem Tisch und rieb sich die Fersen. Vielleicht hätte sie doch nicht die neuen Stilettos anziehen sollen. Aber sie sahen so umwerfend gut aus, da hatte sie heute Morgen einfach nicht widerstehen können.
„So schnell sieht man sich wieder. Läuft alles gut bei Ihnen?“, aufmerksam blickte er sie an.
Sogleich waren sie ins Gespräch vertieft. Er erzählte, dass er zuerst Kunst studiert hatte, danach aber als zweites Standbein Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Logistik dazu genommen hatte. Hier bei der Ausstellung war er für die Koordination zuständig. Aus der Nähe betrachtet sah er unverschämt gut aus, fand sie, und interessant unterhalten konnte er sich auch. Wahrscheinlich war er verheiratet, hatte drei Kinder oder war sonst wie gebunden. So etwas lief einfach nicht frei herum, dachte sie, und rief sich gleich wieder energisch zur Ordnung. Sie war schließlich hier, um Schmuck zu verkaufen, nicht um Männer aufzureißen! Zu ihrer Beschämung fühlte sie bei dem Gedanken, eine heiße Welle in ihr Gesicht aufsteigen und fegte ungeschickt ihre Kuchengabel vom Tisch.
Ihr Gegenüber bückte sich schnell und legte die Gabel zurück.
„Wie ich sehe, sind die Schuhe doch nicht so das Richtige für einen langen Tag im Stehen“, lächelte er sie unverschämt grinsend an.
Mist, sie hatte die Schuhe vergessen! Wie peinlich! Sie angelte – jetzt hochrot im Gesicht – unter dem Tisch nach den Schuhen und erhob sich so würdevoll sie vermochte, neigte den Kopf hoheitsvoll zum Gruß und rauschte davon. Dieser Blödmann! Musste er sie so bloßstellen, dachte sie wütend. Gut, dass sie ihn nicht wiedersehen würde.
Auf dem Weg zurück warf sie einen Blick auf die anderen Stände und konnte feststellen, dass das Niveau der gezeigten Ausstellung sehr hoch war. Da war sie doppelt dankbar, dass sie hier auch dabei sein konnte. Bei einem Kunsttischler blieb sie mit einem Ausruf der Begeisterung stehen.
„Ist der schön!“
Ein alter Sekretär hatte es ihr angetan, nur ungefähr vierzig Zentimeter hoch. Maßstabsgetreu wie seine großen Brüder, in dunklem Holz, mit vielen Verzierungen und Schubladen. Bewundernd strich sie über das Holz.
„Sie können die Schubladen ruhig öffnen! Klappen Sie auch die Schreibplatte heraus.“ Der Verkäufer nickte ihr freundlich zu.
„Es funktioniert wirklich tadellos“, Rebecca hätte ihn am liebsten gleich mitgenommen, aber ein diskreter Blick auf das Preisschild hielt sie davon zurück.
„Ja, das ist ein ganz besonderes Stück. Wir haben ihn bei einer Auktion in England erworben und wieder aufgearbeitet. Er ist circa hundert Jahre alt und war in einem beklagenswerten Zustand. Na, er war schließlich für ein Spielzimmer gekauft und wurde dort wohl reichlich strapaziert. Interessieren Sie sich dafür?“
„Er interessiert mich schon“, sagte Rebecca ehrlich, „aber im Moment ist mir das einfach zu teuer.“
„Vielleicht nehmen Sie einfach mal unsere Karte mit, irgendwann gucken Sie dann bei Gelegenheit bei uns herein. Sie brauchen nicht unbedingt etwas zu kaufen, wir freuen uns auch über Interesse an unserer Arbeit. Außerdem, wer weiß, vielleicht finden sie doch etwas, was Ihnen zusagt.“ Mit diesen Worten überreichte der weißhaarige alte Kunsttischler ihr seine
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