Maskenschmuck (German Edition)
Beifahrersitz verstauen wollte, bemerkte sie, dass der Wagen merkwürdig schief stand.
„Verdammter Mist!“, entfuhr es ihr.
Na toll, eine Reifenpanne. Also war das Auffahren auf den Kantstein doch nicht ohne Folgen geblieben. Nach kurzer Überlegung wählte sie die Nummer des ADAC.
„Wo stehen Sie? Aha. Eine Stunde müssen Sie rechnen, wir haben heute viel zu tun.“
Eine Stunde! Ihre Freude über ihre Einkäufe begann merklich zu schwinden, besonders, als sie sah, dass sie im eingeschränkten Halteverbot stand. Das wurde ja immer schlimmer! Bestimmt kam auch noch eine Politesse vorbei! Mit einem völlig belämmerten Gesichtsausdruck starrte sie auf ihren Reifen.
„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“, fragte plötzlich eine freundliche Stimme.
Ein junger Mann stand vor ihr und sah sie fragend an.
„Ich weiß nicht“, meinte Rebecca zögernd, „Mein Reifen ist platt!“
Der junge Mann zog seine Jacke aus und gab sie Rebecca.
„ Ach, das kann ich reparieren. Wo ist ihr Werkzeug?“, fragte er und schüttelte nur den Kopf, als sie zugab, keines zu haben.
„Das gibt es gar nicht! Machen Sie mal den Kofferraum auf!“ Nach kurzem Suchen hatte er den Wagenheber gefunden und machte sich an die Arbeit. Rebecca hätte sich jetzt lieber die Zunge abgebissen als zuzugeben, dass sie auch von der Existenz eines Ersatzreifens bisher keine Kenntnis genommen hatte, als Udo – den Namen hatte sie inzwischen erfahren – lobend erwähnte, dass sie nicht nur einen Notreifen dabei hatte.
Ihr Vater hatte ihr den Golf noch ausgesucht, der sie bisher nie im Stich gelassen hatte. Anscheinend hatte er auch sonst für alles Notwendige gesorgt, wie sie dankbar feststellte. Sie gelobte sich, in der nächsten Zeit einen Pannenkursus für Frauen zu besuchen. Irgendwo hatte sie mal davon gehört. War ja richtiggehend peinlich, ihre Unwissenheit diesbezüglich! Ihr löblicher Entschluss geriet allerdings sofort wieder ins Wanken als ihr hilfreicher Engel sich aufrichtete und ihr Blick auf seine ehemals hellgraue Flanellhose fiel.
„Oh, wie sieht ihre Hose denn aus! Das tut mir schrecklich leid!“ Rebecca war entsetzt.
Auch Udo guckte jetzt leicht verstört auf seine befleckten Beinkleider, riss sich aber mannhaft zusammen und lächelte sie an.
„Ach, das macht doch gar nichts. Ich wollte sowieso gleich nach Hause.“
Da blieb ihm wohl auch nichts anderes übrig, so konnte er sich nirgendwo sehen lassen. Rebecca wühlte verlegen in den Tiefen ihrer Tasche nach dem Portemonnaie. Na toll, das hatte sie ja alles ausgegeben! Ein einsamer Fünfer war noch vorhanden. Vor Peinlichkeit inzwischen hochrot streckte sie ihm den armseligen Schein entgegen und murmelte etwas von einem Bier. Das wehrte er dankend ab, daraufhin hatte sie den rettenden Einfall, ihm die Adresse von Laras Café aufzuschreiben.
„Ich möchte es wirklich gern wieder gut machen.“ Rebecca hatte ihre Haltung wieder gefunden und lud ihn charmant ein: „Wenn Sie mal nach Flensburg kommen, würde ich mich sehr freuen.“
In dem Moment hielt mit quietschenden Reifen der ADAC neben ihr.
„Ich hab´s doch schneller geschafft, als ich dachte. Na, Frollein, wo brennt´s denn?“, fragte ein gut gelaunter Monteur.
Besser konnte das Timing eigentlich nicht sein. Der Monteur lauschte Rebeccas leicht stockenden Erklärungen mit wachsendem Unverständnis, Udo zeigte sich irritiert, was sie ihm angesichts seiner verdorbenen Hose nicht verdenken konnte, und Rebecca wäre am liebsten im Boden versunken.
Als sie leicht verschwitzt endlich im Auto saß und den Ort ihres Schreckens hinter sich gelassen hatte, musste sie schon wieder lachen. So etwas konnte auch nur ihr passieren. Sie freute sich schon auf Laras Gesichtsausdruck, wenn sie ihr alles erzählen würde.
Sie stellte das Radio an und fuhr fröhlich mitsingend beschwingt Richtung Norden. Sie freute sich schon auf ihre gemütliche Wohnung, die sie sich mit Laras und Jans Rat und Hilfe von ihrem Erbe gekauft hatte. Sie hatte immerhin drei Zimmer und einen großen Balkon, der einen freien Blick auf die Förde zuließ – ihr ganzer Stolz. Selbst für die Einrichtung, inclusive einer absolut umwerfenden weißen Ledercouch hatte das Geld noch gereicht.
„Deine Eltern hätten sich für dich gefreut!“, hatten Lara und Jan ihr zugeredet, als sie noch zögerte, das letzte Geld auszugeben, „Jetzt musst du dir über irgendwelche Mieten keine Gedanken mehr machen, sondern brauchst nur noch deinen Lebensunterhalt zu
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