Maskenschmuck (German Edition)
Karte.
Er wirkte sehr gebrechlich, fand Rebecca, und eigentlich viel zu alt, um hier stundenlang in den Ausstellungsräumen zu stehen. aber er hatte im Plural gesprochen, also musste da noch ein weiterer Aussteller vorhanden sein.
„Oh, Ihre Werkstatt ist in Kappeln!“, sagte Rebecca ganz überrascht nach einem Blick auf seine Karte, „Das ist ja nicht weit von Flensburg, vielleicht komme ich wirklich mal zu Ihnen.“
Sie steckte die Karte in ihre Handtasche und wandte sich zum Gehen. Etwas schuldbewusst beschleunigte sie ihre Schritte, sie hatte eigentlich die Geduld ihrer Standnachbarin nicht überstrapazieren wollen.
Schon von weitem sah sie eine kleine Traube um ihren Stand, und ihre Vertretung winkte sie mit erhitztem Gesicht zu sich heran.
„Übernehmen Sie die beiden Herren vor der Weißgoldvitrine, ich habe sie gerade noch hinhalten können. Ich kümmere mich dann um den Rest. Herrlich, hier ist jedenfalls etwas los!“
Rebecca wandte sich fragend den beiden Herren zu, die sich als Vertreter einer großen Schmuckwarenkette herausstellten.
„Wir könnten uns vorstellen, ihre Weißgoldkollektion bei uns zu verkaufen. Denkbar wäre auch eine ähnliche Version in Silber mit einem günstigeren Schmuckstein, der die jüngere Käuferschaft anspricht. Die Stücke gefallen uns. Sie sind ungewöhnlich, modern und fallen ins Auge. Das entspricht genau unserer Linie. Wie schnell können Sie in größerer Stückzahl liefern?“
Es ergab sich ein längeres Gespräch, im Verlaufe dessen sie sich auf ein Treffen einigten, bei dem Einzelheiten besprochen werden sollten. Rebecca sollte noch mehr Entwürfe mitnehmen und Weiteres würde man dann festlegen.
„Na, was wollten die beiden von Ihnen? Können Sie etwas verkaufen?“ Neugierig guckte ihre Nachbarin sie an, als die beiden Vertreter endlich gegangen waren.
„Tja, das wird sich erst noch herausstellen“, Rebecca war ganz benommen von dem Redefluss der beiden, „auf jeden Fall habe ich einen Termin bei ´Wilhelm & Kröger´.“ Sie nannte den Namen einer bedeutenden Schmuckwarenkette.
Ihre Nachbarin war beeindruckt.
„Wenn sie da Fuß fassen können, werden Sie aber gut verdienen!“
„Vielleicht, davon war noch gar nicht die Rede. Ich muss auch erst mal überschlagen, wie ich das zeitlich schaffe“, Rebecca war sich nicht sicher, ob es überhaupt zu einem Abschluss kommen würde. Sie war sich auch nicht im Klaren, ob sie Schmuckstücke in so großer Zahl anfertigen wollte. Das war ja ein bisschen so wie eine Massenproduktion, überlegte sie zweifelnd. Das war nun eigentlich nicht ihr Wunsch gewesen, als sie sich für diesen Beruf entschieden hatte. Sie wollte künstlerisch tätig sein, keine Serienware herstellen.
Na gut, noch war nichts entschieden, sie musste schließlich auch Geld verdienen. A propos Geld! Heute hatte sie schon allerhand eingenommen, und etliche kleinere Aufträge lagen auch auf ihrem Tisch für verschiedene Einzelanfertigungen. da konnte sie ganz zufrieden sein mit dem Ergebnis des ersten Tages.
Befriedigt deckte sie am Abend ihren Stand ab und schloss die wertvolleren Stücke in einen Safe.
Da sie morgen auch noch im Museum ausstellen würde, hatte sie sich in einem kleinen Hotel ganz in der Nähe eingemietet und ihren Wagen gleich dort stehen lassen. Am Morgen hatte sie überlegt, dass ihr der Weg dorthin nach dem langen Tag im Museum bestimmt gut tun würde, jetzt allerdings taten ihr die Füße in den hohen Schuhen so weh, dass jeder Schritt zur Qual wurde. Natürlich hatte sie auch keine Schuhe zum Wechseln mitgenommen, also schlüpfte sie kurzerhand aus ihnen heraus und nahm sie in die Hand.
Ah, tat das gut! Und hier kannte sie sowieso keiner.
„Hallo, Barfußqueen!“, mit quietschenden Bremsen hielt ein blauer Sportwagen neben ihr, „Kann ich dich irgendwo hinbringen, oder läufst du hier so zum Vergnügen ohne Schuhe herum?“
Von wegen – hier kannte sie keiner, das war der freche Typ von heute morgen, wie hieß er gleich noch? Ach ja, Arne, und immer erwischte er sie auf dem falschen Fuß sozusagen ...
„Tja, also, das ist eigentlich meine tägliche Übung, aber wenn du schon mal da bist ...“ Erleichtert ließ Rebecca sich ins Auto plumpsen und lächelte ihn dankbar an. Er chauffierte sie ins Hotel und fragte sie unterdessen nach ihren Ausstellungsergebnissen. da wurde Rebecca wieder munter und berichtete stolz von ihren Anfragen und Aufträgen. Dann waren sie auch schon vor dem Hotel
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