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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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steckt.«
    Carsten Stielke kroch tiefer in seinen Stuhl und zuckte die Achseln. »Ja. Vielleicht. Aber«, wieder benetzte Carsten Stielke seine Lippen, »wir verstehen uns doch alle sehr gut hier. Es macht mir Spaß, hier zu arbeiten, als Tutor, wissen Sie, weil die Tätigkeit interessant ist, und weil die Leute nett sind.«
    Katinka nickte. Soweit sie sich erinnerte, hatte Bertrand Russell einen sehr aufschlussreichen Essay über nette Leute geschrieben.
    »Ich muss bald einen Vortrag über die Zwischenresultate meiner Studie halten«, sagte Carsten Stielke hastig, als Katinka schon aufgestanden war und sich zur Tür schob. »Das schaffe ich jetzt gar nicht mehr. Ich kann meine Daten gar nicht so schnell wieder zusammenkriegen.«
    Katinka musste zugeben, dass er ihr Leid tat.
    »Was wollen Sie jetzt machen?«
    »Keine Ahnung. Arbeiten, arbeiten, arbeiten. Vielleicht kann ich wenigstens einen Teil wieder herstellen. Aber ich muss auch noch den Vortrag entwerfen und schreiben.«
    Er fasste an seine Brille.
    »Ich drücke Ihnen die Daumen. Wie lautet denn eigentlich Ihr Thema?«
    Carsten wurde rot und wischte sich den Schweiß von den Nasenflügeln. »Ich weiß nicht, ob Sie damit was anfangen können. Es ist doch sehr speziell.«
    »Doktorarbeiten sind immer speziell, soweit ich mich entsinne«, gab Katinka zurück.
    » Die Pilger von Le Puy – romanische Ausgliederung zu Füßen der Schwarzen Madonna «, sagte Carsten auf.
    »Oho«, machte Katinka und schickte einen Suchtrupp in ihr Gedächtnis. »Le Puy ist ein richtig alter Wallfahrtsort in Frankreich, nicht wahr?«
    »Das stimmt, und ich untersuche die Reiseberichte der Pilger zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert. Insbesondere, ob und wie sie die sprachliche Verschiedenheit erlebten.«
    »Interessant«, nickte Katinka. »Haben die Leute nicht einfach lateinisch miteinander geredet?«
    Stielke begann, weit auszuholen, aber Katinka winkte ab. »Viel Erfolg jedenfalls! Wo finde ich Ruth Lebewang und Henry Wewerka?«
    »Im Zimmer neben dem Sekretariat.«
    Auch diese Tür stand offen. Katinka klopfte. Elfi Lodenscheidt stand über einen Schreibtisch gebeugt und kritzelte hastig etwas auf einen Notizzettel. Als sie Katinka hörte, fuhr sie zusammen und schob den Zettel in ihre Hosentasche.
    »Ich würde gerne noch die beiden Studenten sprechen, die hier als Hilfskräfte arbeiten«, sagte Katinka.
    Elfi wurde rot. »Die sind schon weg«, stammelte sie.
    »Ach, so?«
    »Sie haben ein Seminar jetzt. Vielleicht … Es dauert bis 14 Uhr. Sie können sie ja dann abpassen.«
    »Wo ist das Seminar?«
    »Im Gebäude an der Universität 5, im Raum 218, zweiter Stock.«
    Katinka hob kurz die Hand und ging nach nebenan zu Frau Försts Büro. Sie tippte an ihrem Computer und beachtete Katinka nicht. Neben ihr lagen stapelweise Ausdrucke auf dem Schreibtisch. Katinka schloss die Tür und lehnte sich dagegen.
    »Was halten Sie denn von der ganzen Angelegenheit«, fragte sie wie nebenbei und sah sich im Zimmer um. Ein brauner Metallschrank mit einem dicken Vorhängeschloss stand im Eck. Materialschrank stand darauf, in roter und blauer Druckertinte. An der Wand pappte ein überdimensionierter Terminkalender. Auffällig hatte die Sekretärin den 2. und 3. Mai markiert. Symposion stand da, glänzend rot. Neben dem Terminplaner baumelte ein Edding an einer Schnur.
    »Ich kann Ihnen dazu wenig sagen.«
    »Es ist sicher nicht angenehm, wenn der Verdacht auf einen Kollegen fällt«, begann Katinka.
    »Oder Kollegin.«
    »Oder Kollegin.«
    »Darüber streite ich ständig mit Frau Burgwart«, sagte Frau Först und lächelte sanft. Sie stand auf und begann, Papiere, die auf der Fensterbank lagen, zu sortieren. »Eine Frau ist eine Kollegin, kein Kollege.«
    »Sie haben auch keine Ahnung, wer die Diskette von Carsten Stielke gestohlen haben könnte?«, fragte Katinka.
    Anna-Beata Först fuhr sich sorgfältig über ihr rotleuchtendes Haar, als wolle sie es ankleben.
    »Der arme Junge«, seufzte sie und betonte das arme , als erschauere sie vor Mitleid. »So ein Pech aber auch. Er ist mit den Nerven völlig runter. Ich muss immer an meinen Sohn denken. Er studiert auch. Allerdings nicht in Bamberg.«
    Katinkas Blick fiel auf ein Korkbrett neben dem Schreibtisch, auf dem allerhand Listen festgepinnt waren. Telefonnummern, Anwesenheitszeiten, Unterrichtszeiten, Sprechstundenzeiten.
    »Sie haben die Dinge wirklich im Griff«, sagte sie.
    »Nicht wahr?«, strahlte Frau Först. »Zwar werde ich

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