Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
Vom Netzwerk:
ständig dafür auf den Arm genommen, insbesondere von unserem französischen Neuzugang, aber, wie soll ich sagen, Ordnung ist das halbe Leben.«
    »Montfort arbeitet noch nicht lange hier?«
    »Er ist im Wintersemester gekommen. Anstelle von Frau Jahns-Herzberg, die in den Mutterschutz gegangen ist.«
    »Wie hat er sich eingelebt?«
    »Ach!« Frau Först machte eine abwertende Handbewegung. »Ein typischer Franzose! Nimmt alles so locker, ist meiner Ansicht nach ziemlich undiszipliniert. Aber ich sehe es so, dass er von uns noch was lernen kann.«
    Katinka verkniff sich ein Grinsen.
    »Schließen Sie sich denn bei den Betriebsausflügen und den monatlichen Kneipentreffs an?«
    »Wo denken Sie hin!«, rief Frau Först. »Die wissenschaftlichen Angestellten und die sonstigen Angestellten sind von zwei verschiedenen Ufern. Man kann das bedauern oder nicht. Zum Beispiel müssen die keine Urlaubszettel ausfüllen. Aber ich schon.«
    »Danke, Frau Först. Ich brauche noch eine Liste mit den Adressen und Telefonnummern aller Mitarbeiter. Auch Ihrer«, fügte sie hinzu. Die Sekretärin wurde rot, was unter dem poppigen Haarschopf ungesund aussah. Sie klickte sich in ein passendes Programm. Beinahe geräuschlos setzte sich der Drucker auf dem Beistelltischchen in Bewegung.
    »Moderne Computerausrüstung«, stellte Katinka bewundernd fest.
    »Das verdanken wir alles Professor Laubach. Er kennt eben, wie soll ich mich ausdrücken, die richtigen Leute …«
    Als Katinka aus dem Sekretariat trat, standen sämtliche Türen wieder offen. Carsten Stielke, der gegenüber im Bibliothekszimmer saß, fuhr herum und starrte Katinka an.
    Sie schaute bei Laubach vorbei. Er saß immer noch in seinem Spezialstuhl und diktierte etwas in ein winziges, silbern glänzendes Gerät. Katinka klopfte und sagte, ohne abzuwarten:
    »Ich melde mich bei Ihnen.«
    Laubach hob die freie Hand, sah aber nicht auf.
    Beinahe fluchtartig verließ Katinka den ersten Stock. Die Augen aller Lehrstuhlangehörigen sahen ihr durch die offenen Türen nach. Auf der Treppe nach unten kam ihr der Gedanke, dass sie in den zweiten Stock hinaufsteigen sollte, nur um den Tatort ausführlich in Augenschein zu nehmen. Aber irgendeine Macht trieb sie nach draußen. Sie lief schnell durch den schmuddeligen, dunklen Vorraum und riss die Eingangstür auf.
     

4. Mumien
    Sonnenschein flutete herein und brachte den Staub zum Flimmern. Die Luft war kühl und klar. Katinka sah auf die Uhr. Es war schon halb zwei, sie sollte zusehen, dass sie die beiden Studenten an ihrem Seminarraum abpasste.
    Wie befreit fühlte sie sich, als sie langsam an der Grünanlage entlang zurück ins Zentrum rollte. Kindergeschrei vom Spielplatz schallte herüber. Hier draußen gab es so etwas wie Leben.
    Mumien, dachte Katinka, die sind nichts als Mumien. Sie fragte sich ernsthaft, ob sie Laubach nicht gleich anrufen sollte, um ihm mitzuteilen, dass sie den Fall wegen einer akuten Akademikerallergie keinesfalls bearbeiten konnte.
    Vor der Uni stellte sie ihr Rad neben tausend anderen ab und betrat das Gebäude mit dem blassgrünen Anstrich, das alle nur die U 5 nannten. Studenten strömten herein und heraus, einigen klebte der durchdringende Mensageruch in den Kleidern. Viele Mädchen trugen bauchfreie Tops, die im Jahr zuvor schon Mode gewesen waren. Katinka fragte sich, wie deren Ischiasnerven auf den Trend reagieren würden, wenn er länger anhielte, und kuschelte sich instinktiv in ihre Jacke. Ende April war nach ihrem Geschmack eine zu kalte Zeit für Bauchfreies.
    Im zweiten Stock herrschte Stille. Aus den geschlossenen Räumen drang Gemurmel. Eine von oben bis unten gepiercte Studentin hockte auf einem Stuhl im Gang und kaute an einem Plastikbecher. Kalter Zigarettenrauch folterte Katinkas Geruchsnerven. Sie stellte sich ans Fenster und rief Tom an.
    »Ja?«, knurrte er ungehalten ins Telefon.
    »Ich bin’s. Ich habe Neuigkeiten«, sagte Katinka. Immer, wenn sie Tom aus der Arbeit aufschreckte, regte sich sofort ihr schlechtes Gewissen. Kein Grund, dich unterwürfig zu benehmen, summte die Kontrollwespe in ihrem Kopf.
    »Ich stecke an einem Problem fest«, sagte Tom abwesend. Katinka konnte hören, wie er irgendwas Schweres hin und her schob. »Suche gerade ein Handbuch. Komm abends vorbei, dann bestellen wir eine Pizza.«
    »Tom, ich …«, begann Katinka, dann fiel ihr Blick auf die Gepiercte, und sie brach ab. »O.k. Bis heute Abend.«
    Sie drückte den Aus-Knopf und wartete ungeduldig darauf,

Weitere Kostenlose Bücher