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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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drein, vielleicht wurde ihr nun das Ausmaß der menschlichen Böswilligkeit bewusst.
    »Verstehe.«
    »Hegen Sie einen Verdacht?«
    Helena rang sich wieder zu einem ihrer unbelebten Grimassen durch.
    »Carsten behauptet doch, Fria sei an dem Abend noch im Büro gewesen, als er ging.«
    »Also war es Fria?«, hakte Katinka sofort nach.
    »Meine Güte, woher soll ich das wissen?« Helena sprang auf. »Der arme Carsten, er muss doch bald über seine Doktorarbeit referieren, sein erster Vortrag auf einem internationalen Kolloquium. Können Sie sich denn nicht vorstellen, wie aufgeregt er ist? Der erste Vortrag, ich sage Ihnen das, ist ein Einschnitt im Leben. Danach wird alles leichter und manches schwerer.«
    Helena Jahns-Herzberg ging zur Terrassentür hinüber und starrte hinaus. Selbst im Gegenlicht konnte Katinka sehen, dass ihre Hände zitterten, als sie an ihren Ohrsteckern zupfte.
    »Halten Sie auf dem Kolloquium auch einen Vortrag, Frau Jahns-Herzberg?«
    »Nein. Sie sehen doch«, sie wies auf ihre Tochter, ohne ihren Blick von dem sonnenhellen Itztal zu wenden. »Mit zwei Kindern … Aber teilnehmen werde ich auf alle Fälle.«
    »Wie sieht eigentlich Professor Laubachs Arbeitspensum aus?«
    Helena fuhr herum. »Sie meinen, er könnte seine Mitarbeiter schädigen?«, fragte sie scharf.
    »Mich würde eher interessieren, wie häufig er anwesend ist!«, sagte Katinka.
    »Er kommt morgens um neun, geht mittags gegen eins heim. Dann kommt er in der Regel nicht mehr. Er arbeitet lieber zu Hause, hat aber auch Sitzungen, und natürlich seine acht Stunden Lehrverpflichtung. Hören Sie, Laubach ist hundertprozentig nicht derjenige, der Disketten klaut und Daten kaputtmacht.«
    Katinka legte Notizbuch und Stift auf den Kirschholztisch und stand nun ebenfalls auf. Sie stellte sich neben Helena und blickte auf den weitläufigen Garten hinaus. Der unterschwellige Sagrotan -Geruch ging ihr auf den Geist.
    »Die Manipulationen an den Projektdateien und die verschwundene Post schaden allen – aber die Diskette ist eine persönliche Angelegenheit gegen Carsten Stielke.«
    Helena verschränkte die Arme und sah Katinka abschätzend an. »Das trifft nicht ganz zu. Einmal zumindest ist Post ganz gezielt gestohlen worden – und das ging gegen mich. Im vergangenen Wintersemester legte ich Bewerbungsunterlagen in das Postausgangsfach. Und die kamen weg. Ich bin hundertprozentig«, sie holte tief Luft, »hundertprozentig sicher, dass jemand sie absichtlich herausgenommen hat.«
    »Würden Sie den Studenten so was zutrauen? Eventuell als Racheakt?«
    »Unsinn!«, schnaubte Helena. »Wieso Racheakt?«
    »Ich erinnere mich, dass man sich als Student den Lehrenden manchmal ziemlich ausgeliefert fühlte«, erwiderte Katinka nachdenklich und blickte wieder auf den Garten.
    »Ach, Sie haben studiert?«
    Katinka konnte förmlich sehen, wie in Helenas Kopf ein Schalter umgelegt wurde.
    »Habe ich.«
    »Aber – etwa Jura?«
    »Nein. Archäologie. Für einen Schnüffelberuf die beste Voraussetzung. Also: Nicht die Studenten?«
    »Ich behandele meine Studenten gut und gerecht«, brüstete sich Helena. »Es kämen ja ohnehin nur die Hiwis vom Lehrstuhl in Frage, nur sie haben Zugang zur Post. Aber mit den beiden hatte ich persönlich nie Probleme.«
    Katinka dachte an die rüde Ruth. Sie fand, dass sie äußerlich nicht gut zu Helena passte, charakterlich aber schon.
    »Gut, Henry ist manchmal ein bisschen langsam in allem«, sagte Helena. »Aber er studiert aus echtem Interesse und aus Liebe zum Fach. Deshalb hat er sich auch als Hilfskraft beworben, um den akademischen Betrieb mal näher kennen zu lernen und mehr von der wirklichen Wissenschaft mitzukriegen. Nicht nur von den mundgerechten Häppchen, die man den heutigen Studenten noch zumuten darf.«
    »Wen verdächtigen Sie denn, Frau Jahns-Herzberg?«
    Irgendwo begann ein Baby zu wimmern.
    »Stillzeit«, sagte Helena. »Ich glaube, ich muss Sie auf später vertrösten.«
    »Sie haben Fria Burgwart in Verdacht, habe ich r echt?«
    Helena wurde rot. Schließlich presste sie heraus:
    »Es ist nicht schön, eine Kollegin anzuschwärzen.«
    »Sie sagen nicht, dass sie es war. Sie sagen nur, dass Sie es sich vorstellen können.«
    »Pah, Interpretationsgeschick!«, fuhr Helena auf. Das Wimmern des Babys ging in Schreien über.
    »Entschuldigen Sie mich. Sie finden allein raus?«
    »Klar. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Nur noch eines: Wann waren Sie das letzte Mal am

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