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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Wobei man diese Grimasse wohl kaum als Lächeln interpretieren kann.
    »Sehen Sie, ich bin seit einigen Monaten aus dem Geschäft. Ab und zu komme ich zwar an den Lehrstuhl, aber Erziehungsurlaub ist Erziehungsurlaub. Arbeiten kann ich auch zu Hause.«
    »Woran arbeiten Sie?«
    »Wie man das so macht als Wissenschaftlerin«, sagte Helena Jahns-Herzberg, und Katinka konnte hören, dass sie selbst in den Augen ihres Gegenübers eine nichtswürdige Vertreterin jener Leute war, die es ›eben auch geben‹ musste.
    »Ich verfasse Aufsätze über verschiedene Themen in Fachzeitschriften. Außerdem unterstütze ich Herrn Laubach bei der Herausgabe des Panorama der Romanistik , ein Jahrbuch zu Themen aller Art, die für unsere Forschungsschwerpunkte interessant sind. Herr Laubach traut diese Tätigkeit sonst keinem seiner momentan aktiven Mitarbeiter zu«, sagte sie herablassend. »Vielleicht haben Sie das nicht bemerkt, Frau Palfy. Aber es gibt immer noch einen Unterschied zwischen Akademikernachwuchs und Akademikernachwuchs.«
    »Erklären Sie ihn mir«, sagte Katinka und gab den herausfordernden Blick streitlustig zurück.
    »Sehen Sie sich zum Beispiel Elfi Lodenscheidt an«, sagte Helena. »Ach Mensch, Lieselotte, lass das jetzt.«
    Lieselotte landete unsanft auf dem Teppich, heulte ein wenig, und Helena Jahns-Herzberg stopfte ihr rasch den Schnuller in den Mund, der an Lieselottes Latzhose festgeklipst war.
    »Dass sie den immer noch nimmt, kann ich wirklich nicht begreifen«, seufzte sie, als beklage sie eine Menschenrechtsverletzung. Katinka behielt ihre Meinung lieber für sich.
    »Tja, Elfi. Sie ist ein gutes Mädchen. Arbeitet fleißig, sammelt alles an Kleinigkeiten auf, die für das Projekt in irgendeiner Weise von Belang sein könnten. Aber ihr fehlt der Überblick, die Fähigkeit, die Dinge zu durchschauen und Zusammenhänge zu erkennen. Sie hat keinerlei analytische Begabung.«
    Helena Jahns-Herzberg schwieg einen Moment selbstzufrieden, bevor sie fragte:
    »Sie wollen vielleicht einen Kaffee?«
    »Nein, danke«, sagte Katinka. Sie wollte schnell an ihre Informationen kommen, sich auf den Sattel schwingen und davonradeln.
    »Wie stehen Sie zu Fria Burgwart?«, fragte sie. Irgendwie roch es im Herzbergschen Haus nach Apotheke.
    »Fria? O, Fria ist gut«, sagte Helena Jahns-Herzberg. Gleich würde sie sich auf die Schultern klopfen und signalisieren, dass sie zu Anerkennung bereit war, wenn sie nur etwas Anerkennenswertem begegnete. »Sehr intelligente Frau. Wobei ich allerdings finde, dass sie mitunter zu sehr verstrickt ist in persönlichen Angelegenheiten und einfach zu viele Projekte laufen hat.«
    »Welche?«
    »Nun, das Wortbildungsprojekt. Dann hilft sie Stielke bei den Tutorien. Sie kontrolliert fast alles nach, was Elfi macht. Sie unterrichtet, fährt zu Tagungen, hält Vorträge. Sie publiziert unendlich.« Helena Jahns-Herzberg wischte über das Ledersofa. »Ich glaube, Fria ist ein wenig zu ehrgeizig. Man schafft eben nicht alles. Aber sie will immer besser sein als alle anderen.« Helena Jahns-Herzberg atmete tief ein und aus und fügte dann süffisant hinzu: »Ja, unsere ambitionierte Fria.«
    »Montfort?«
    »Ach, Ludovic.« Sie singsangte den Namen und lächelte wieder, ein Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte. »Er ist erstens liebenswert und zweitens fachlich in Ordnung. Als es um die Vertretung meiner Stelle ging, hatte ich aber auch ein Wörtchen mitzureden. Unter den über 100 Bewerbungen, die eingingen, suchte ich Montfort aus, und Laubach vertraute meinem Urteil. Allerdings fehlt Montfort, wie soll ich sagen, das Geniale.«
    »Wie erklären s ie es sich, dass Carsten Stielkes Diskette aus einem ausgeschalteten Computer verschwand?«
    »Wie ich mir das erkläre?« Helena Jahns-Herzberg schien aus dem Konzept zu geraten. »Ich vermute, jemand hat sie genommen.«
    »Aber, das kommt mir unlogisch vor«, erwiderte Katinka.
    »Eine Diskette, die in einem PC steckt, an dem gerade niemand arbeitet, ist zunächst mal unsichtbar, sie fällt nicht auf. Zugegeben, es passiert gelegentlich, dass man nach der Arbeit seine Diskette einfach vergisst. Dann bemerkt man sie erst wieder, wenn man eine andere Diskette ins Laufwerk einlegen will.«
    »Ja. Und?«
    Helenas eigene analytische Genialität ließ Katinkas Meinung nach doch etwas zu wünschen übrig.
    »Wer immer diese Diskette gestohlen hat, der wusste, dass Carsten sie vergessen hatte!«
    Katinka wartete ab. Helena sah ein wenig erschrocken

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